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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gemerkt«, sagte er und musste schon wieder lächeln. »Ich will nur hoffen, dass du dabei nicht vergisst, wer dein bester Freund ist.«
    Er schubste sie ein Stück zur Seite und setzte sich neben sie. »Ich habe mir schon gedacht, dass du hierherkommen würdest.«
    Sie sahen eine Weile den Eichhörnchen zu, die auf dem Rasen umhersprangen und von kleinen Kindern mit Erdnüssen gefüttert wurden.
    »Weißt du noch, als wir letztes Jahr auf der Klassenfahrt hier im Park waren?«, fragte Gus. »Wenn mir da jemand gesagt hätte, dass ich ein Jahr später nebenan wohnen würde …« Er schwieg einen Augenblick, dann fuhr er traurig fort: »Ich habe das Gefühl, dass wir uns noch nie so selten gesehen haben. Zum Glück sind wir wenigstens in derselben Klasse.«
    Oksa schämte sich, denn sie hatte ihn heute wirklich schlecht behandelt. Verlegen wartete sie, dass er weiterredete.
    »Alles in Ordnung, Oksa?«, fragte er, ohne sie anzusehen, und zupfte an einem Grashalm.
    »Nein, eher nicht«, antwortete sie. »Ich fühle mich ganz verloren.«
    »Das ist normal«, sagte Gus. »Es hat sich ziemlich viel geändert in letzter Zeit. Alles ist neu für dich: das Land, das Haus, die Schule … Und das macht sich jetzt bemerkbar, weiter nichts.«
    »Darum geht es nicht, Gus.«
    Ein paar Minuten angespannten Schweigens vergingen.
    »Na gut«, sagte Gus schließlich und sah Oksa von der Seite an. »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als dir Löcher in den Bauch zu fragen, wenn ich wissen will, was los ist.«
    Oksas Gedanken drehten sich im Kreis. Sie erstickte fast an ihrem Geheimnis und wollte es ihm am liebsten erzählen. Worauf wartete sie also noch?
    »Versprichst du mir, dass ich immer deine Freundin bleiben werde, Gus? Ganz egal, was passiert?«, fragte sie.
    »Äh … ja, natürlich.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen!«
    Oksa holte aufgeregt Luft. »Siehst du den Tannenzapfen dahinten?«
    »Ja«, antwortete Gus verwirrt.
    »Sieh genau hin.«
    Der Tannenzapfen stieg erst zaghaft, dann immer rascher in die Luft und flog schließlich zehn Meter weit, wo ein Eichhörnchen versuchte, ihn zu fangen. Gus stieß einen überraschten Schrei aus und sah zwischen Oksa und dem Zapfen hin und her. Doch das war erst der Anfang. Der Tannenzapfen stieg, wie von einer unsichtbaren Hand getragen, senkrecht in die Höhe. Das Eichhörnchen sprang nach ihm, und Oksa konnte es sich nicht verkneifen, das Objekt seiner Begierde bis zu den untersten Ästen eines großen Baumes fliegen zu lassen.
    Dann lenkte sie ihren Willen auf einen riesigen Laubhaufen. Sofort kam ein Wirbelwind auf, der die Blätter in alle Richtungen verstreute – und die Gärtner im Park empört aufschreien ließ.
    »Jetzt sag mir nicht, dass du das warst«, meinte Gus in gedämpftem Ton.
    »Ich kann ja verstehen, dass du es nicht glauben kannst. Mir ist es schließlich genauso gegangen. Aber schau mal!«
    Diesmal knöpfte sie sich Gus’ Schultasche vor und ließ sie einen halben Meter über dem Boden schweben.
    Entgeistert sprang Gus auf und griff danach. Er sah sich unruhig um und stotterte: »Wie machst du das?«
    »Ich weiß nicht, Gus.«
    »Aha«, sagte er skeptisch. »Du willst mir also sagen, dass du dich ganz dreist über die Gesetze der Schwerkraft hinwegsetzt, ohne zu wissen, wie. Stimmt’s?«
    »Ich will einfach, dass es passiert. Weiter nichts.«
    »Äh … weißt du, ich würde so was auch gern wollen. Aber bei mir reicht der Wille allein nicht aus. Da musst du schon mit überzeugenderen Argumenten kommen.«
    »So was in der Richtung?«, fragte Oksa und erhob sich wie ein indischer Yogi zwanzig Zentimeter in die Luft.
    Gus beobachtete sie fassungslos und griff dann hastig nach ihrer Hand, um sie mit einem Ruck wieder herunterzuziehen.
    »Spinnst du? Stell dir mal vor, was passiert, wenn dich jemand sieht!«
    Oksas Miene trübte sich. »Lieber nicht …«
    »Aber … wie machst du das eigentlich?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, Gus.«
    Oksa war so erleichtert, endlich darüber reden zu können, dass sie ihm alles erzählte, was ihr in den letzten Tagen widerfahren war. Die Experimente in ihrem Zimmer. Der Streich, den sie McGraw gespielt hatte. Das Duell mit dem Fiesling.
    Gus hörte ihr bis zum Schluss zu, ohne sie zu unterbrechen. Dann drückte er seinen Rücken gegen den Baumstamm und pfiff durch die Zähne.
    »Das ist ja der Wahnsinn! Ich hätte nie geglaubt, dass es so etwas wirklich gibt!«
    Er sah Oksa an und sein Blick begegnete ihren

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