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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Heuschrecken zum Wasser, die springen hinein und sterben. Dann dringen die Würmer durch den Panzer der ertrunkenen Heuschrecken und pflanzen sich im Wasser fort. Aber … was hat das mit dir zu tun?«
    »Vielleicht will er mich klonen oder ich soll als Versuchskaninchen dienen. Vielleicht will er sogar mein Gehirn sezieren, um herauszufinden, wie ich das mache. So wie die Wissenschaftler, die verstehen wollen, wie die Würmer die Heuschrecken ins Wasser lenken, obwohl es gar nicht ihr Element ist. Kannst du dir vorstellen, welche Möglichkeiten der Anwendung solches Wissen mit sich bringen würde?«
    Gus sah sie aus dem Augenwinkel an. Oksas Theorie und ihre feste Überzeugung brachten ihn völlig durcheinander.
    Währenddessen spielte Oksa mit den Rollen ihrer Inlineskates. Sie war innerlich angespannt und zugleich sehr aufgewühlt. So saßen sie beide mehrere Minuten schweigend nebeneinander.
    Dann sagte Gus: »Wenn ich es mir recht überlege, könnte es sein. Aber wenn deine Theorie stimmt, stecken wir ganz schön im Schlamassel.«
    »Ich glaube, wir sollten unbedingt versuchen, mehr über McGraw herauszukriegen. Was meinst du?«, fragte Oksa voller Hoffnung.
    »Einverstanden«, sagte Gus. »Aber lass dir vor allem keine Angst einjagen. Du musst einen kühlen Kopf bewahren und darfst dich nicht von ihm provozieren lassen. Wenn deine Theorie stimmt, wird er alles daransetzen, dich noch öfter aus der Reserve zu locken. Und wir beide versuchen herauszufinden, woher er kommt und was er hier macht. Du kannst auf mich zählen.«
    Er stand auf und hielt Oksa die Hand hin, um ihr hochzuhelfen. Eine Frage beschäftigte ihn noch.
    »Hast du irgendjemandem davon erzählt?«
    »Du spinnst wohl!«, fuhr Oksa ihn an. »Wem denn?«
    »Woher soll ich das wissen? Deinen Eltern oder deiner Großmutter«, erwiderte er und verbarg seine Erleichterung und seine große Freude, dass er als Einziger Bescheid wusste.
    »Nein!«, sagte Oksa, die allein schon die Vorstellung erschreckte. »Darüber kann ich mit niemandem reden.«
    Gus wusste nicht, wie das nun wieder zu verstehen war. Er dachte kurz nach und entschied dann, dass er eben eine ganz große Ausnahme war.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte er, um sie zu beruhigen. »Du bist nicht allein.«

Ein ruhiger Abend
    S
obald sie zu Hause angekommen war, zog Oksa sich in ihr Zimmer zurück, sie spürte, wie jeder Muskel, jeder Nerv in ihrem Körper sich lockerte und die Anspannung von ihr wich. In der friedlichen Atmosphäre ihres Zimmers hatte sie das Gefühl, dass ihr nichts zustoßen konnte, dass sie vor der Welt und ihren Gefahren geschützt war. Diese Geborgenheit empfand sie heute mehr denn je … Als Erstes wandte sie sich der wichtigsten Aufgabe jeden Abends zu: ihre Schuluniform gegen eine abgetragene Jeans und ein knallorangefarbenes T-Shirt auszutauschen. Sie wuschelte sich durchs Haar, legte sich einen Moment aufs Bett und stand wieder auf, als die Unruhe übermächtig wurde. Sie wollte gerade zu Dragomira hinaufgehen, als sie die Eingangstür ins Schloss fallen hörte: Ihre Mutter kam zurück.
    »Hallo, meine Große! Wie war dein Tag?«
    »Die absolute Hölle! Aber wie du siehst, lebe ich noch. Ich wollte gerade zu Baba hoch.«
    »Möchtest du nicht eine Kleinigkeit mit mir essen?«, fragte ihre Mutter und sah Oksa mit ihren haselnussbraunen Augen an. »Ich weiß ja, dass du feste Gewohnheiten hast. Aber deine Großmutter ist mit deinem Vater und ihren Freunden beschäftigt, sie wollen nicht gestört werden.«
    »Ach, ist Babas Bande da? Dann werden sie wieder stundenlang quatschen. Ich verzichte dankend.«
    Als die Pollocks noch in Paris wohnten, lud Dragomira gern Freunde ein und zog sich mit ihnen in ihre Wohnung zurück. Sie tranken zusammen Tee, der so schwarz war wie Kaffee, und redeten stundenlang. Eine Gewohnheit, die sie offenbar in London fortsetzen wollte.
    »Ja, heute ist ein wichtiger Baba-Freundeabend«, antwortete Marie Pollock lachend. »Aber uns betrifft das nicht. Komm mit, ich mache uns Piroggen mit Fleisch warm. Die magst du doch so gern. Außerdem freue ich mich, dich mal bei mir zu haben.«
    Am Küchentisch verputzten Mutter und Tochter ein halbes Dutzend kleiner Fleischpasteten, die frisch aus dem Ofen kamen. Dann fielen sie über die Salami her und verdrückten schließlich noch Camembert. Oksa genoss diesen vertrauten – und verfressenen! – Moment mit ihrer Mutter sehr.
    »Und? Was macht das Restaurant?«, fragte Oksa.
    Mit dem eigenen Lokal

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