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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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für dich sein, er ist sehr mächtig, am mächtigsten von uns allen.«
    »Mächtiger als die Huldvolle?«
    Sie wurden vom Läuten des Telefons unterbrochen. Es war Marie Pollock, die wie jeden Abend anrief und lange mit ihrer Tochter redete. Sie klang angespannt und den Tränen nahe, doch Oksa versuchte, darüber hinwegzugehen. Es war alles ihre Schuld. Es brach ihr das Herz, die Traurigkeit ihrer Mutter so deutlich zu hören. Oksa versuchte, sie aufzumuntern, indem sie ihr von ihrem Tag erzählte, als wäre sie zu Hause und würde ihr gegenüber am Küchentisch sitzen, vor einem Teller dampfend heißer Piroggen. Und wenn sie merkte, dass Marie am anderen Ende der Leitung lächelte, freute sie sich.
    »Eine Eins minus in Mathe, was sagst du dazu, Mama?«
    »Nicht schlecht«, sagte Marie mit gespielter Gleichgültigkeit.
    »Aber, Mama! Diese Note habe ich von dem schrecklichen McGraw bekommen, dem grausamen Diktator der St.-Proximus!«
    »Na gut, unter diesen Umständen erkenne ich deine Vortrefflichkeit unumwunden an, meine liebe Tochter.«
    »Du hättest mal sein Gesicht sehen sollen, als er mir die Arbeit zurückgegeben hat. Zu komisch!«
    »Ich bin stolz auf dich, meine Große. Ist sonst alles in Ordnung? Auch mit deinem Vater?«
    Und wie jeden Abend unterhielten sie sich eine Weile, sagten sich dann Gute Nacht und schickten sich Küsschen durchs Telefon. Dann schlug Oksa ihrer Mutter jedes Mal vor, mit ihrem Vater zu sprechen, doch wenn er den Hörer nahm, hatte sie schon aufgelegt.
    »Warum macht sie das immer wieder?«, fragte Oksa mit einem Kloß im Hals.
    An diesem Abend hätte sie sich noch mehr als sonst gewünscht, dass ihre Eltern ganz normal miteinander redeten.
    »Ist sie so sauer auf dich?«, fragte sie mit schwerem Herzen.
    »Du warst mir auch böse, vergiss das nicht«, antwortete ihr Vater traurig. »Es wird schon wieder, du wirst sehen.«
    »Glaubst du?«
    »Ich bin sicher.«
    Oksa legte den Kopf an die Schulter ihres Vaters und schloss die Augen. »Hoffentlich ist sie an meinem Geburtstag da.«
    »Keine Angst, ich glaube, den würde sie um nichts in der Welt verpassen.« Und nach einer Weile fragte er: »Hast du zufällig Lust auf eine kleine Ablenkung?«
    »Und wie!«, rief Oksa mit wiedererwachtem Interesse. »Was schlägst du vor?«
    Statt einer Antwort nahm Pavel sie bei der Hand und führte sie zu Dragomiras Wohnung.

Ein erstaunliches Gespräch
    D
er Plemplem öffnete ihnen die Tür und machte einen grotesken – aber ehrlich gemeinten – Hofknicks, indem er seinen molligen Leib nach vorn beugte und seine langen Arme durch die Luft wirbelte.
    »Oh, Enkelin und Sohn meiner Huldvollen, Eure Anwesenheit in dieser Bruchbude ist höchst willkommen!«
    »Bruchbude?«, wunderte sich Oksa.
    »Weißt du, Oksa«, erklärte ihr Vater, »die Plemplems lesen alles, was ihnen unter die Augen kommt: Dragomiras Zeitung, ihr Wörterbuch und ihre anderen Bücher, aber auch die Anweisungen auf Putzmitteln, die Zusammensetzung von Lebensmitteln, Etiketten auf Kleidungsstücken … Die Wörter, die ihnen dabei begegnen, verwenden sie auf recht eigentümliche Weise. Unser Freund, der Plemplem, hat dieses Wort sicher irgendwo aufgeschnappt, es hat ihm gefallen und jetzt benutzt er es. Auf etwas närrische Weise, sicher, doch die Plemplems sind närrische Geschöpfe.«
    »Oh, Sohn meiner Huldvollen, wie großmütig von Euch!«, rief das Geschöpf, außer sich vor Freude, als närrisch bezeichnet zu werden. »Der Sohn meiner Huldvollen preist ein Lob, das mein Herz in Genuss tränkt!«
    »Verstehst du, was ich meine?«, fragte Pavel und zwinkerte seiner Tochter zu.
    »Ich finde es toll!«, murmelte Oksa hingerissen.
    »Habt Ihr Eure Stippvisite auf dieses Stockwerk ausgedehnt, um ein Gesuch einzureichen, Sohn und Enkelin meiner Huldvollen? Es ist mit dem Entzücken, dass die Plempline und ich Unterstützung verleihen werden, Ihr könnt ewiglich mit unserem Überschwang rechnen«, unterbrach der Plemplem sie bebend.
    »Ach, da du gerade von der Plempline sprichst, wo ist sie denn?«, erkundigte sich Pavel.
    »Auf jener Seite des Raumes, Sohn meiner Huldvollen, sie vollführt die Anbringung eines Anti-Stress-Balsams an der Pflanze namens Goranov, die seit der ländlichen Genesung meiner Huldvollen ganz übellaunig ist. Habt Ihr das Verlangen, sie zu beaugenscheinigen?«
    Pavel stimmte zu. Oksa nutzte die kurze Abwesenheit des Plemplems, um leise ihre Begeisterung zu äußern: »Und wie ich Lust habe, sie zu

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