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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Gesichtsausdruck ihrem Vater vorbehalten.
    »Mach dir keine Sorgen, Mama«, murmelte sie.
    »Oh, ich mache mir keine Sorgen, ich sterbe vor Angst «, erklärte Marie Pollock.
    Eine drückende Stille senkte sich über das Atelier. Die Plemplems nahmen einen ganz erstaunlichen Grünton an und versuchten, sich unauffällig zu verdrücken. Leider steigerte die Verwirrung, die sie erfasst hatte, nur ihre natürliche Tollpatschigkeit: Beide stolperten über ein Kissen, das auf dem Boden lag, und fielen der Länge nach hin.
    »Oh, oh, oh, welch eine Ernüchterung!«, jammerte der Plemplem und half seiner Gefährtin rasch wieder auf. »Die Diskretion erlebt den flammenden Misserfolg!«
    Sie drehten den Pollocks jammernd den Rücken zu und verfielen wieder in ihre reglose Starre.
    Mit einem ebenso resignierten wie belustigten Ausdruck auf ihrem Gesicht fragte Marie: »Sag mal, Oksa, war das, was ich da neulich abends in der Küche zu sehen bekommen habe, eine umfassende Kostprobe deiner Fähigkeiten?«
    Oje, oje! Oksa warf erst Dragomira, dann ihrem Vater einen fragenden Blick zu und überlegte, was sie sagen sollte. Pavel nickte ermunternd.
    »Du kannst ruhig ehrlich sein«, sagte Marie. »Keine Geheimnisse mehr zwischen uns, okay?«
    Oksa nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Ich kann Dinge aus der Ferne von der Stelle bewegen, Feuer anzünden, mich vom Boden lösen und in der Luft schweben …«
    »Ach, schweben kannst du also auch?«, fragte Marie Pollock. »Das wusste ich gar nicht. Aber es war sicher auch besser, dass du es mir nicht gleich zusammen mit allem anderen vorgeführt hast. Ich glaube, ich hätte einen Schreikampf bekommen.«
    »Na ja«, sagte Oksa zögerlich, »und dann gibt es da noch was, aber ich bin mir nicht ganz sicher …«
    Alle vier sahen sie an.
    »Sag es uns, Oksa«, bat ihr Vater.
    »Ich glaube, dass ich Fausthiebe austeilen kann, ohne meine Hände zu benutzen. Aber ich bin mir, wie gesagt, nicht sicher.«
    »Fausthiebe?«, fragte ihre Mutter beunruhigt nach. »Ohne die Hände?«
    »Die Kraft des Knock-Bong! Fabelhaft!«, rief Dragomira begeistert. Pavel dagegen runzelte die Stirn.
    »Das Problem ist, dass es mir nicht gelingt zu beherrschen, was ich in mir spüre. Manchmal wünsche ich mir, dass Dinge geschehen, und dann geschehen sie ganz von selbst, ohne Zauberformel oder Zauberstab! Ich muss die ganze Zeit furchtbar aufpassen, weil ich das Gefühl habe, dass diese Kraft in mir unheimlich groß ist«, erklärte Oksa.
    »Du hast recht«, sagte Dragomira. »Und deswegen schenke ich dir heute das Ringelpupo. Ein sehr nützliches Geschenk, du wirst sehen. Schau es dir genau an.«
    Marie beugte sich vor, um zusammen mit ihrer Tochter das Armband zu betrachten. Es war etwa einen Zentimeter breit, mit sehr weichem, rötlich, grau und blau gestreiftem Fell überzogen und in der Mitte war ein kleiner Bärenkopf mit glänzenden braunen Augen. Als Oksa es um den Arm legte und den Verschluss suchte, bewegte sich das Armband, als wäre es lebendig! Die winzigen Krallen an beiden Enden griffen ineinander und legten sich fest um ihr Handgelenk, und das Armbandgeschöpf pulsierte ganz leicht, während es die bequemste Lage suchte. Dann blinzelte es und lächelte zufrieden.
    Marie unterdrückte einen Schrei – was Oksa nicht gelang.
    »Das ist unglaublich! So was habe ich noch nie gesehen. Wie funktioniert es? Und wozu ist es da?«
    »Das Ringelpupo ist ein Geschöpf, meine Duschka«, antwortete Dragomira. »Ein kleines Wesen aus Edefia. Es ist ganz harmlos, du wirst sehen. Es hat nichts anderes als dein Wohlergehen im Kopf. Die Gaben, die du gerade in dir entdeckt hast, lassen sich nicht immer leicht beherrschen, und wenn ich dich richtig verstanden habe, ist es also schon öfter vorgekommen, dass du deine Fähigkeiten nicht kontrollieren konntest, nicht wahr?«
    »Ja, in der Schule«, antwortete Oksa beschämt.
    Als die Erwachsenen das hörten, tauschten sie beunruhigte Blicke.
    Das entging Oksa nicht, und sie beschloss, den Zwischenfall mit McGraw und den Besuch in Bontempis Büro zu verschweigen. Sie musste ja nicht unbedingt alles noch schlimmer machen.
    »Es gibt da einen Neuntklässler, der sich immerzu mit mir anlegen will«, erzählte sie, als sie sich genau überlegt hatte, was sie sagen wollte. »Wenn er mich sieht, kann ich mir sicher sein, dass er mich anrempelt und beleidigt. Neulich wollte er mich in die Toilette einsperren …«
    »Was?«, rief ihr Vater. »Und du hast uns nichts davon

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