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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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erzählt?«
    »Nein«, antwortete Oksa betreten. »Aber mach dir keine Sorgen, mir ist nichts passiert. Ihm dafür schon …«
    Zögernd unterbrach sie sich, während alle wie gebannt an ihren Lippen hingen.
    »Was soll das heißen: ›Ihm dafür schon‹?«, fragte ihr Vater nach.
    »Na ja, ich bin panisch geworden«, gab Oksa zu. »Ehrlich gesagt, bin ich vor Angst fast gestorben. Und plötzlich wurde dieser Fiesling regelrecht gegen die Wand geschleudert! Er klappte zusammen, als hätte er einen Fausthieb in den Bauch bekommen. Dabei habe ich nur die Hand ausgestreckt, damit er mir nicht zu nahe kommt, ich habe ihn gar nicht berührt. Das weiß ich sicher. Und gleichzeitig weiß ich, dass der Hieb von mir ausgegangen ist, es ist irre«, schloss sie sehr kleinlaut.
    Eine Weile sagte niemand etwas. Dragomira trommelte mit den Fingern auf die Armlehne ihres Sessels. Abakum räusperte sich, während Marie reglos wartete.
    Oksa saß wie auf Kohlen. Wenn sie doch nur geschwiegen hätte! Zum Glück hatte sie ihnen immerhin nicht von ihrer Levitation im Schulhof der St.-Proximus erzählt!
    »Dafür kann ich dich nicht loben, ich denke, das wirst du verstehen«, tadelte ihr Vater sie. »Und keiner von uns kann das, nicht wahr?«, fuhr er fort und sah zuerst seine Frau, dann Dragomira und Abakum an, damit sie gar nicht erst auf die Idee kamen, ihm zu widersprechen. »Gewalt darf keine Lösung sein.«
    »Aber Papa, ich musste mich doch irgendwie verteidigen!«, rief Oksa, die hochrot angelaufen war.
    »Man kann sich auch anders verteidigen«, antwortete ihr Vater wie aus der Pistole geschossen. »Außerdem ist es nicht normal, dass ein älterer Schüler sich so benimmt, schon gar nicht auf dem Schulgelände. Warum hast du uns nichts gesagt? Vertraust du uns nicht?«
    »Ach Papa, mach nicht so ein Drama daraus«, sagte Oksa verlegen.
    »Ich mach kein Drama daraus«, entgegnete ihr Vater streng. »Im Gegenteil, ich finde mich sehr realistisch. Du hättest deinen Lehrern oder dem Schulleiter davon erzählen sollen. Und genau das werde ich persönlich gleich am Montagmorgen tun.«
    »Nein! Bitte, tu das nicht!«
    Überrascht von ihrer heftigen Reaktion, dachte Pavel Pollock einen Moment nach. Dann fragte er: »Und warum nicht?«
    »Ich bin groß genug, um mich selbst zu verteidigen«, murmelte sie.
    »Ich kann dein Verhalten verstehen, ich bin nicht so pazifistisch wie dein Vater«, mischte sich Marie ein. »Ich bin der Meinung, dass jeder sich in der Welt, in der wir nun mal leben, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen muss. Das Problem ist, dass deine Mittel nicht ganz konventionell sind. Du gehst ein sehr großes Risiko ein, wenn du sie einsetzt. Das ist es, was mir Sorgen macht. Nicht Edefia oder deine unglaublichen Wurzeln, damit kann ich mich abfinden, aber ich mache mir Sorgen wegen deiner Kräfte, die in alle Richtungen losgehen. Stell dir doch mal vor, was passiert, wenn jemand begreift, dass du nicht so bist wie die anderen … Ich will am liebsten gar nicht daran denken. Aber es ist eine ganz wesentliche Frage. Ich habe das furchtbare Gefühl, dass du ständig in Gefahr schwebst, mein Schatz. Andererseits, und da bin ich ganz Pavels Meinung, ist es nicht normal, dass ein Großer dich in den Toiletten oder sonst wo bedrängt. Wir werden nicht gleich am Montag mit Herrn Bontempi reden. Aber ich möchte, dass du es uns sofort erzählst, wenn es noch mal vorkommt, und dann werden wir einschreiten. Ich hoffe, wir können uns auf dich verlassen.«
    »Ja«, murmelte Oksa mit gesenktem Kopf.
    »Du musst wissen, meine Kleine, dass du sehr unvorsichtig warst«, sagte nun Dragomira. »Es bringt nicht nur dich, sondern uns alle in große Gefahr. Niemand darf auch nur ahnen, dass wir ein wenig – wie soll ich sagen? – sonderbar sind, das ist absolut lebenswichtig! Ich hoffe, du verstehst, was wir dir gerade zu erklären versuchen, du Sturkopf.«
    Abakum meldete sich nun auch zu Wort. »Dazu wird das Ringelpupo dir also dienen, Oksa. Es wird dir helfen, deine Laune und deine Gefühle zu regulieren, indem es Druck auf dein Handgelenk ausübt.«
    »Ein Anti-Stress-Mittel sozusagen, hervorragend!«, rief Oksa begeistert.
    »Wenn du aber seine Warnungen in den Wind schlägst, wird das Ringelpupo seine Unzufriedenheit deutlich kundtun«, fuhr Abakum fort. »Und ich sage dir lieber gleich, dass das nicht gerade angenehm ist. Außerdem musst du es jeden Morgen füttern. Das ist sehr wichtig. Vergiss es bloß

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