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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Stöhnen drang aus Leomidos Jacke.
    »Dieses Wort solltest du lieber nicht aussprechen, Oksa«, sagte Leomido halblaut. »Eine reichlich ›verfrorene‹ Erinnerung für unsere arme Sensibylle, die jahrelang an den Kaminsims in Dragomiras und Abakums Waldhütte gefesselt war. Aber abgesehen von ihrer Kältephobie, hat dieses kleine Geschöpf eine hochinteressante Funktion. Sie deckt die Wahrheit auf, denn sie sieht mehr als nur den äußeren Anschein. In Edefia diente sie als Lügendetektor.«
    »Das ist ja unheimlich!«, rief Gus.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, mein Junge.«
    »He, sieh mal, Gus, da sind die Plemplems!«, rief Oksa plötzlich. »Sieh nur!«
    In der Tat kamen gerade zwei Plemplems aus dem Gemüsegarten. Sie hatten Ähnlichkeit mit denen, die Oksa bereits kannte. Ein kleiner Plemplem, der allen drei Besuchern gleichermaßen entzückte Ausrufe entlockte, begleitete sie.
    »Darf ich ihn auf den Arm nehmen? Bitte, Leomido!«, bettelte Oksa. »Der ist ja niedlich!«
    »Oh, der kleine Liebling! Oh, der kleine Liebling!«, skandierten die Getorixe.
    »Wer seid ihr denn?«, fragte der Kapiernix, indem er Gus von oben bis unten musterte, obwohl er dessen Hand seit gut zehn Minuten brav hielt.
    Oksa beugte sich hinunter und hob den pummeligen kleinen Plemplem mit der zerknitterten Haut hoch. Er strahlte Oksa mit seinen großen, von wolligen Wimpern umrahmten Augen an.
    »Ich glaube, es ist Zeit, euch zu befreien, liebe Freunde«, sagte Dragomira zu der Schachtel, deren wilde Sprünge sie kaum mehr bändigen konnte. Sie löste den Lederriemen und öffnete den Deckel behutsam. »Aber immer hübsch der Reihe nach, bitte. Nicht drängeln!«
    Oksa und Gus beugten sich vor und erblickten die gleichen Geschöpfe wie die, die vor ihnen standen, aber in winziger Ausführung, wie Miniaturversionen von ihnen! Staunend rissen sie Mund und Augen auf.
    »Das ist eine Boximinor, Kinder«, erklärte Dragomira. »Als wir aus Edefia fliehen mussten, hat Abakum – der vorausschauendste Mensch, den ich kenne – Exemplare unserer verschiedenen Geschöpfe mitgenommen, die er dank dieser genialen Erfindung verkleinert hat. In Edefia war der Hauptzweck der Boximinor, Platz zu sparen, sie diente als Lagerraum für Vorräte und sperriges Archivmaterial. Abakum war der Einzige, der wusste, dass man ihr Prinzip auch auf Lebewesen anwenden konnte. Zum Glück, denn so konnten wir eine Menge Pflanzen und Geschöpfe aus Edefia nach Da-Draußen mitnehmen. Einige Pflanzenarten haben den Durchgang durch das Tor oder den Kälteschock bei der Ankunft in Sibirien nicht überlebt. Aber im Großen und Ganzen sind sie alle da.«
    Eins nach dem anderen holte sie ihre verkleinerten Geschöpfe aus der Tasche. Sobald sie draußen waren, nahmen sie ihre ursprüngliche Größe wieder an.
    Dragomiras Plemplems äußerten ihre Wiedersehensfreude, indem sie ihre vorspringenden Bäuche gegen die von Leomidos Plemplems drückten. Die Getorixe warfen sich aufs Gras und kullerten vergnügt herum, bis sie zu einem einzigen Knäuel verworrener Haare geworden waren. Und Leomidos Kapiernix schließlich ging gemächlichen Schrittes auf Dragomiras Kapiernix zu.
    »Ihr seht jemandem ähnlich, den ich kenne«, sagte er mit seiner trägen Stimme.
    »Ich glaube, ich habe Euch schon mal irgendwo gesehen«, antwortete sein Alter Ego, wobei seine komischen Augen schlaff in ihren Höhlen rollten.
    Kaum war sie aus der Boximinor entlassen, gesellte sich Dragomiras Sensibylle zu der von Leomido, die sich in seiner Jacke wärmte. Währenddessen schlangen krakenähnliche Wesen mit Fliegenköpfen ihre zahlreichen Greifarme umeinander.
    »He, die kenne ich!«, rief Oksa.
    »Das sind Phosphorillen«, erklärte Leomido, »phosphoreszierende Geschöpfe, die mehr Leuchtkraft haben als jede Taschenlampe. Sie dienten uns als Beleuchtung im öffentlichen wie im privaten Raum. Im Erwachsenenalter strahlen sie so viel Licht aus, dass man erblindet, wenn man länger als wenige Sekunden hinschaut!«
    »Das ist genial! Und der da, wer ist das?«
    Oksa zeigte auf das letzte Exemplar, eine Art abstoßende, spindeldürre Kakerlake, die sich, gefesselt und geknebelt, auf dem Boden der Boximinor krümmte.
    »Das ist ein Grässlon«, sagte Dragomira mit bekümmerter Miene.
    »Ein komischer Name«, meinte Gus. »Und warum ist er gefesselt?«
    Statt einer Antwort holte ihn Dragomira aus der Boximinor und löste die Schnur, die ihn einengte. Kaum war er frei, sprang er auf und zeterte los: »Das

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