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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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wirst du mir büßen, du alte Schachtel! Wenn du mir noch ein Mal zu nahe kommst, reiße ich deinen ramponierten alten Leib in Fetzen, nachdem ich erst alles gammelige Blut und die abgehangenen Innereien ausgeleert habe. Dann hast du deinen verdienten Lohn!«
    Und wie um seine aggressive Ankündigung zu unterstreichen, bedrohte der Grässlon, außer sich vor Wut, Dragomira mit seinen langen, dreckigen und sichtlich scharfen Nägeln.
    »Was hat er?«, fragte Oksa.
    »Was ich habe?«, stieß der Grässlon aus. »WAS ICH HABE? Diese widerwärtige, abgewrackte Furie hat keinerlei Respekt vor mir!«
    »Und wer bist du, dass sie Respekt vor dir haben sollte?«, fragte Oksa mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »WER ICH BIN? Du wagst es, mich zu fragen, wer ich bin? Du bist genauso bescheuert wie diese vergreiste Matrone! Du hättest es verdient, dass ich dich auf der Stelle aufschlitze! Ich bin der treue Grässlon von Ocious, dem einzig wahren Herrscher Edefias!«

Ein Rebell außer Rand und Band
    A
lle Geschöpfe, ohne Ausnahme, schauderten. Sie warfen dem niederträchtigen Grässlon, der mitten im Gemüsegarten stand und wütende Flüche ausstieß, entrüstete Blicke zu.
    »Ist er schon lange so?«, fragte Leomido beunruhigt.
    »Seit ein paar Wochen«, antwortete Dragomira. »Seit wir in England sind, würde ich sagen. Keine einzige Behandlung schlägt mehr an.«
    »Nicht mal Psychosfortis?«
    »Nicht mal Psychosfortis. Ich weiß nicht mehr, was ich mit ihm machen soll. Er greift die anderen an und beißt oder kratzt mich, wenn ich mich ihm nur nähere, es sei denn, ich verpasse ihm Lähmungsgranuks oder Knock-Bongs.«
    Leomido sah erst Dragomira mit besorgter Miene an, dann den Grässlon, der knurrte und seine spitzen Zähnen zeigte.
    »Aber warum spricht er denn von Ocious, Baba?«, fragte Oksa.
    »Grässlons sind für die Handkräftigen, was Plemplems für die Familie der Huldvollen sind«, antwortete Dragomira mit vor Ärger schmalen Lippen. »Der Treubrüchige Ocious war tatsächlich der Meister dieses Grässlons. Während des Großen Chaos wurden wir von seinem Sohn verfolgt. Er war uns schon dicht auf den Fersen, und sein Grässlon hängte sich, kurz bevor wir durchs Tor gingen, an mein Kleid. In der Panik habe ich nicht darauf geachtet. Und als wir dann im Da-Draußen waren, haben wir ihn aufgenommen und gepflegt wie jedes andere Geschöpf, obwohl er uns das Leben immer schwer gemacht hat. Er hat mich nie akzeptiert und erkennt nur seinen ursprünglichen Meister an, nach all den Jahren noch. So etwas nennt man bedingungslose Treue. Lange Zeit hat er sich vor allem dank des Psychosfortis ruhig verhalten, eine Behandlung, die Abakum sich ausgedacht hat, um seine boshafte Neigung in den Griff zu bekommen. Doch seit einiger Zeit ist er unbeherrschbar, und ich muss zugeben, dass ich ziemlich ratlos bin.«
    »Du wirst sehen, alte Schreckschraube, mein Meister kommt, um mich zu holen!«, schrie der Grässlon und sprang mit ausgefahrenen Krallen auf sie zu. »Aber bevor ich zu ihm zurückkehre, steche ich dir die Augen aus und zerquetsche dein ranziges Hirn!«
    »Jetzt reicht’s! Allmählich gehen mir deine frechen Drohungen auf die Nerven!«, sagte Dragomira aufgebracht.
    Sie streckte die Hand in Richtung des boshaften Grässlons aus, der plötzlich ein gutes Dutzend von Metern nach hinten geschleudert wurde. Mit einem dumpfen Geräusch knallte das schmierige kleine Geschöpf gegen die niedrige Steinmauer, die den Friedhof umgab.
    Oksa schrie auf und flüsterte Gus stolz zu: »Dasselbe habe ich mit diesem dämlichen Neuntklässler gemacht.«
    Leomido nahm den betäubten Grässlon in die Arme und trug ihn ins Haus. Kurze Zeit später kam er allein wieder. »Ich habe ihn isoliert«, sagte er mit finsterer Miene. »In einem abgeschlossenen Raum, aus dem er nicht fliehen kann. Er ist wirklich außer Rand und Band, das ist sehr merkwürdig. Aber nun können wir mit der Vorstellungsrunde weitermachen, wenn ihr wollt«, fuhr er in etwas fröhlicherem Ton fort. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Sind viele der Geschöpfe so wie er?«, fragte Oksa, noch ganz mitgenommen von dem Schauspiel, das dieses grässliche Geschöpf ihnen gerade geboten hatte.
    »Wie der Grässlon? Nein, Gott sei Dank gibt es nur einen von seiner Sorte. Aber was die anderen angeht, so gibt es etwa zehn Arten, rund zwanzig Geschöpfe insgesamt. Wie du siehst, Gus, lebe ich also ganz und gar nicht allein«, bemerkte Leomido und zwinkerte dem Jungen zu.
    »Da

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