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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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durch ihre Pupillen fließen. Ihr Wille tat das Übrige. Keiner der Gegenstände, sei er nun schwer, sperrig, weich oder mikroskopisch klein, konnte sich der Kraft ihres Magnetus widersetzen. Gus war begeistert, er ließ sie nicht aus den Augen.
    »Habt Ihr den Wunsch einer Mitarbeit meines Körpers, meine Junge Huldvolle?«, fragte der Plemplem. »Mein Wille ist in völligem Einverständnis.«
    Oksa zögerte. Doch sie konnte dem flehenden Blick des entzückenden Geschöpfs nicht lange widerstehen. Kurz darauf hing der Plemplem in der Luft und wirbelte um Gus herum, der Tränen lachte.
    »Meine Leichtigkeit! Meine Leichtigkeit!«, rief das kleine Geschöpf aus.
    »Hallo, hallo, Zeppelin, hörst du mich? Hier spricht die Bodenstation«, sagte der Getorix. »Stimmt doch, oder? Findet ihr nicht, dass er mit seinem dicken Wanst aussieht wie ein Zeppelin?«
    Oksa drehte sich zu dem schelmischen Geschöpf mit dem dichten Haarschopf um und fixierte es unverwandt. Kurz darauf stand ihm seine Mähne zu Berge! Der Getorix wurde wie von einer unsichtbaren Hand am Schopf in die Luft gehoben und befand sich bald auf derselben Höhe wie der Plemplem. Da schlang er seine langen Arme um den Hals des Haus- und Hofmeisters und setzte sich huckepack auf seinen Rücken.
    »Hü, Pferdchen, hü!«, grölte er.
    Der Plemplem versuchte, den blinden Passagier abzuwerfen – ein schwieriges Unterfangen, da Oksa ihn in der Luft hielt.
    »Ich äußere die Unangemessenheit!«, schrie der Plemplem sichtlich zerknautscht. »Dieser Getorix soll von meinem Rückgrat steigen! Bitte, Junge Huldvolle, werft ihn ab, damit ich in Frieden dahintreiben kann!«
    Gesagt, getan: Der Getorix fand sich im nächsten Moment in Gus’ Armen wieder und auch der Plemplem kehrte mit einem gewissen Bedauern auf die Erde zurück. Als die Darbietung beendet war, stieß Leomido einen bewundernden Pfiff aus.
    »Hat es dir da oben gefallen, Plemplem?«, fragte Oksa das kleine Geschöpf, das ganz entzückt war von seinem Erlebnis.
    »Ooh, Junge Huldvolle, das ist eine Gewissheit! Vertikalieren ist mein exotischster Wunsch!«
    »Nicht nur dein Wunsch ist exotisch«, scherzte der Getorix.
    »Nein, es gibt nicht nur deinen Wunsch, Plemplem«, stimmten die Sensibyllen zu, die sich frierend in einer Skimütze zusammenkuschelten. »Es gibt auch unseren. Warum verwehrt man uns die Exotik? Warum? Höchste Zeit, dass uns das mal einer verrät!«
    »Komm in meine Arme!«, sagte Oksa und machte dem kleinen Haus- und Hofmeister ein Zeichen.
    Der Plemplem lief von Kopf bis Fuß lila an. »Ooh, Junge Huldvolle!«, stieß er stammelnd hervor.
    »Halt dich gut fest, okay?«
    Und das ungewöhnliche Paar schoss wie eine Rakete in die Höhe, begleitet von zwei kräftigen Schreien – dem des überglücklichen Plemplem und dem von Oksa, der großen Vertikaliererin.
    Zusammen mit den ausgelassenen Geschöpfen waren Gus und Dragomira schon vor geraumer Zeit zum Haus zurückgekehrt, als Leomido beschloss, Oksa in einem ganz anderen Fach zu unterrichten.
    »Ich würde gern etwas überprüfen, Oksa«, sagte er in geheimnisvollem Ton. »Siehst du die Wolken dahinten über den Hügeln?«
    »Ja, ich sehe sie. Meinst du, ich soll sie zu uns herkommen lassen?«, fragte Oksa zweifelnd.
    Leomido antwortete nicht sofort, da er selbst nicht genau wusste, was er von Oksa wollte. Er warf ihr einen zärtlichen Blick zu und sah dann wieder zu den Wolken. »Glaubst du, du könntest irgendetwas tun?«, fragte er schließlich.
    »Aber nein, Leomido, natürlich nicht!«, rief Oksa.
    »Und warum nicht?«
    Oksa war völlig überrascht. Ob Leomido das tatsächlich ernst meinte?
    »Warum? Na, weil es Wolken sind! Wie soll ich denn Wolken beeinflussen? Das ist unmöglich!«
    »Denk gut nach, meine Kleine«, sagte Leomido sanft. »Denk nach!«
    Skeptisch blickte Oksa zu den Wolken. Sie waren leuchtend weiß und so flaumig wie riesige Wattebäusche. »Weißt du, Leomido …«, begann sie.
    Doch ihr Großonkel hatte sich ins Heidekraut gelegt, die Hände hinterm Kopf verschränkt, und schien eingeschlafen zu sein.
    »Na prima«, brummelte Oksa beleidigt. »Vielen Dank für deine Hilfe!«
    Da schoss ihr eine Erinnerung mit beinah blendender Klarheit durch den Kopf: das schreckliche Gewitter, das nach dem unheimlichen Zwischenfall in der Jungentoilette gewütet hatte … Ob sie das gewesen war? Sie richtete sich auf, den Kopf in Aufruhr von diesem verrückten Einfall. Die Gewalt des Unwetters hatte der Wut und Angst

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