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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Grundstück ist und dass der leere Bauch den Undankbaren zur Rückkehr veranlassen wird. Was die Spuren um das Anwesen betrifft, so hat mein Ohr die der Alten Huldvollen anvertrauten Worte gehört: Die Meinung des Meisters geht in Richtung eines Herumtreibers, und heute Nacht werden die Wackelkrakeeler Alarm schlagen, wenn er auch nur die äußerste Spitze seiner Nase zeigt.«
    »Die Wackelkrakeeler?«, fragte Oksa.
    »Die Wackelkrakeeler üben sehr mächtige Schreie aus, um den Meister zu warnen«, erklärte die Plempline. »Dann motiviert der Meister den Eindringling zur Flucht.«
    »Das möchte ich sehen«, sagte Gus.
    »Und ich erst! Aber ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist«, sagte Oksa. »Gib uns noch kurz Zeit, uns in Schale zu werfen, Plempline, wir kommen gleich.«
    Nachdem sie der Plempline noch hundertmal versprochen hatten zu schweigen, gingen Gus und Oksa fünf Minuten später die breite Treppe aus dunklem Holz hinunter. Von den Klängen der Musik angezogen, die zu ihnen drang, gingen sie in den Salon. Leomido spielte gerade eine schöne, langsame und eindringliche Melodie auf dem riesigen Konzertflügel, der einen beträchtlichen Teil des Raums einnahm. Vor ihm, nur wenige Zentimeter von den Tasten entfernt, schwenkten die beiden Goranovs ihre Blätter im Takt der Musik hin und her. Plötzlich beschleunigte sich der Rhythmus und die sensiblen Pflanzen richteten ihre Blätter ungestüm auf. Dann verlangsamte sich das Tempo wieder und sie kehrten zu einem sanften Hin-und-her-Wiegen zurück.
    »Kommt herein, ihr Lieben, kommt herein!«, rief Leomido halblaut. »Die Goranovs sind heute Morgen sehr nervös, und wenn sie in diesem Zustand sind, ist Chopin das Einzige, womit man sie beruhigen kann.«
    Gus und Oksa warfen sich belustigte Blicke zu. Leomido lächelte ebenfalls verschmitzt, er amüsierte sich über die Verwunderung der Kinder und das Schauspiel der beiden Pflanzen, die summend – oder besser gesagt stöhnend – mit Stamm und Blättern bebten.
    »Ach, das Leben, das Leben!«, seufzten sie. »Es macht einem immer nur Sorgen!«
    Die beiden Freunde lehnten sich an den Flügel und genossen eine Weile das Konzert. Gus war von Leomidos Talent fasziniert. Den Blick unverwandt auf die Hände des alten Mannes gerichtet, ließ er sich in den Bann der Musik ziehen wie die Goranovs, die sich allmählich beruhigten. Ihre Blätter bebten immer seltener, pendelten sich ein und kamen bald zum völligen Stillstand.
    »Ihr seid sicher am Verhungern«, flüsterte Leomido und schloss leise den Deckel des Flügels. »Dragomira erwartet uns in der Küche, lasst uns gehen!«
    »Für heute schlage ich ein reduziertes Programm vor. Ihr habt sicher bemerkt, dass das Wetter keine Freiluftaktivitäten ermöglicht«, sagte Leomido und zeigte zu dem Fenster, gegen das der Regen trommelte. »Wir werden es also bei Wiederholungen drinnen und im Warmen belassen. Du siehst übrigens ein bisschen müde aus, Oksa, und ich kenne da einen gewissen Pavel, der es mir bis ans Ende meiner Tage verübeln würde, wenn ich seine Tochter auch nur mit einem Hauch von Ringen unter den Augen nach Hause schicken würde.«
    Als sie das hörte, verschluckte sich Dragomira und musste husten. Ihre beunruhigten Plemplems kamen sofort herbeigelaufen und klopften ihr auf den Rücken, bevor sie klagten: »Ooh, Alte Huldvolle, ist denn die Nahrung Übelkeit erregend? Ooh, Euer Ekel ist unser Bedauern!«
    »Nein, liebe Plemplems, das Essen ist so vorzüglich wie immer«, stieß Dragomira hervor und tätschelte ihnen liebevoll den Kopf. »Es ist nur Leomido, der mich zum Lachen bringt.« Dann fuhr sie an ihn gewandt fort: »Du willst doch nicht etwa andeuten, lieber Bruder, dass das Temperament meines Sohnes überschäumend wäre?«
    »Auch nicht überschäumender als deines oder das deiner Plemplems, liebe Schwester«, entgegnete Leomido.
    »Ein verrückter Haufen, deine Familie«, sagte Gus und grinste Oksa vergnügt an.
    Den Tag verbrachten sie großenteils im alten Refektorium des Klosters. Dort trainierte Oksa zunächst den Magnetus an immer größeren und schwereren Gegenständen, um ihn zu verbessern. Sie übte zum Beispiel mit schweren Nachschlagewerken, mit Blumentöpfen und sogar mit einem Fahrrad. Gus beobachtete seine Freundin aus dem Augenwinkel und freundete sich unterdessen mit einigen der Geschöpfe an, insbesondere mit den Sensibyllen. Er erzählte ihnen von der Reise nach Australien, die er mit seinen Eltern unternommen hatte, und

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