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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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unsere kleinen Geheimnisse nicht entdeckst«, gab Leomido zu.
    »Kleine Geheimnisse, das soll wohl ein Scherz sein?«, erwiderte Oksa. »Du meinst wohl eher Staatsgeheimnisse.«
    »He, Oksa 007!«, unterbrach Gus sie. »Zeig uns doch mal, was du kannst. Los, her mit einer schönen Reticulata!«
    Oksas Vorführung übertraf alle Erwartungen: Kaum hatte sie die Formel aufgesagt und ins kleine Rohr gepustet, quoll eine Blasen-Lupe aus dem Granuk-Spuck. Sofort nahm ihre Größe um das Doppelte zu, dann um das Dreifache, das Vierfache … bis sie den halben Raum füllte! Gus hielt sich den Bauch vor Lachen.
    »Immer mit demselben Fingerspitzengefühl, Oksa!«
    »Das ist ja irre! Und wie mache ich es, wenn ich andere Granuks haben möchte, Baba?«
    »Darüber reden wir später mit Abakum.« Doch als Dragomira Oksas enttäuschte Miene sah, änderte sie ihre Meinung: »Na gut, dann will ich es mal drauf ankommen lassen – obwohl du mein Vertrauen in dich manchmal ganz schön auf die Probe stellst. Mal sehen, was ich da habe … Sieh mir gut zu und hör vor allem genau hin«, sagte Dragomira und sprach deutlich die Formeln der Granuks aus, während Oksas Granuk-Spuck ein Körnchen nach dem anderen aufsaugte.
    »Super!«, sagte Oksa und tätschelte ihr Granuk-Spuck. »Vielen Dank für die Munition!«
    »Bitte. Aber du musst mir versprechen, einen vernünftigen Gebrauch davon zu machen.«
    »Du kennst mich doch, Baba. Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Oksa beruhigend, während Gus schmunzeln musste.
    Ein Einfall der Jungen Huldvollen führte zum unumstrittenen Höhepunkt dieses friedlichen Tages. Als sie, erschöpft von all den Wiederholungsübungen, die sie mit großem Eifer betrieben hatte, am späten Nachmittag Gus suchte, entdeckte sie ihn hinten im großen Saal, in der Nähe des Kamins. Fast alle Geschöpfe waren um ihn versammelt und hörten ihm aufmerksam zu. Es war ein erstaunlicher Anblick. Als Gus den Kopf hob und Oksa anschaute, traf es sie wie ein Schock: Obwohl seine Augen glänzten, lag eine tiefe Traurigkeit darin. Dann fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und lächelte ihr zu und der Eindruck von Bitterkeit war wie weggefegt. Da kam Oksa ein verrückter Gedanke: Sie ging zu ihrem Freund und forderte ihn auf, ihr in die Mitte des Raums zu folgen.
    »Stell dich hinter mich und leg die Hände auf meine Schultern.«
    »Was hast du vor, Oksa?«
    »Halte dich gut fest und lass mich nicht los, okay?«
    »Okay«, antwortete er und wunderte sich, dass diese Berührung ihn verlegen machte.
    Doch da lösten sich die beiden schon vom Boden – erst wenige Zentimeter, dann immer mehr, bis sie knapp unter der enorm hohen Decke schwebten. Gus, der sich an Oksas Schultern klammerte und sich eng an ihren Rücken presste, stammelte nur: »Unglaublich! Ich vertikaliere! Ich vertikaliere!«
    So flogen sie zu Gus’ großer Freude ein paarmal in der Luft hin und her. Oksas Schultern schmerzten, doch ihr war froh ums Herz, als sie beide wieder auf dem Boden aufkamen.
    »Das war unglaublich, Oksa!«, sagte Gus verlegen, mit feuerroten Wangen und gesenktem Blick. »Vielen Dank!«

Ein Ausflug unter Hochspannung
    W
ir haben eine kleine Überraschung für euch, Kinder. Mir nach!«, kündigte der Herr des Hauses an.
    Ein weiterer Tag bei Leomido brach an, und Gus und Oksa freuten sich schon auf die Entdeckungen, die ihnen sicher auch heute wieder bevorstanden.
    Die vier gingen nach draußen. Das Wetter war herrlich mild, der Himmel war klar und die Laune bestens. Gus und Oksa waren voll Energie und tobten sich aus, indem sie die kleinen Hügel überall auf dem Gelände erklommen und dann lachend die mit Heidekraut bedeckten Hänge hinunterkullerten, bis sie ganz außer Atem unten ankamen. Leomido und Dragomira gingen untergehakt und sehr viel geruhsameren Schrittes über den kaum erkennbaren Pfad, der durch das wellige Land führte. Dragomiras langes türkisfarbenes Kleid wogte um sie herum, es war der einzige Farbtupfer in dieser herbstlichen Landschaft.
    Bald bogen sie vom Pfad ab und gingen auf ein Tal zu, das tiefer gelegen war als die anderen und durch Stechginster, der in der leichten Brise wogte, vor Blicken geschützt war. In der Talsenke befand sich ein von Schilf gesäumter See, auf dem zwei riesige, wohl über zwei Meter große Hühner schwammen.
    »Ich möchte euch meine Haselhühner vorstellen«, sagte Leomido.
    Die Haselhühner, das eine weiß und das andere rötlich, drehten sich laut gackernd zu den

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