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Oktoberfest

Oktoberfest

Titel: Oktoberfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scholder Christoph
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reihte sich Monitor an Monitor. Vor vielen saßen bereits Soldaten. Manche der Bildschirme waren zwar noch schwarz, aber auf den meisten konnte der Chef der bayerischen Staatsregierung schon Daten vorbeiziehen sehen. Andere zeigten Bilder von Kameras.
    Die Operationszentrale der Brigade war einsatzfähig.
    Ein weiterer Offizier kam ihm entgegen. Der goldene Stern auf den Schulterstücken zeigte dem Ministerpräsidenten, dass es sich um den General handelte. Zwei dunkle Augen blitzten ihn wachsam an. Dann konnte er auch den gestickten Namen auf der Schutzweste des Mannes lesen.
    Moisadl.
    *
    Auf dem Weg zur Theresienwiese hatte Dr. Roland Frühe erkannt, dass seine Entscheidung die einzig richtige gewesen war. Er hatte mit seiner Wagenkolonne bereits militärische Kontrollpunkte passieren müssen. Hier lief etwas gewaltig schief.
    Deeskalation sah anders aus.
    Deshalb war er während der letzten fünfzehn Minuten immer ärgerlicher geworden. Diese Schießbudenfigur von einem Polizisten hier wollte ihm sein Vorhaben, mit den Tätern zu verhandeln, ausreden. Vielleicht stimmte die Einschätzung doch nicht, dass es sich bei diesem Kroneder um den richtigen Mann am richtigen Ort handelte.
    »Die Täter verfolgen mit Sicherheit die Berichterstattung in den Medien. Deshalb wissen sie auch, wer ich bin. Ich gehe kein Risiko ein. Ihre Bedenken sind ungerechtfertigt. Die Täter werden bestimmt nicht auf mich schießen. Doch nicht auf den Verhandlungsführer der Bundesregierung. Also geben Sie mir jetzt ein Megafon!«
    »Bedenken Sie, Herr Staatssekretär, dass Ihre Stimme, wenn sie durch ein Megafon verstärkt wird, auch in anderen Zelten zu hören ist. Sie riskieren mit Ihrem Vorgehen eine Panik. Bitte überlegen Sie sich das noch einmal! Und wenn Sie schon gehen, dann tragen Sie bitte wenigstens eine Schutzweste.« Kroneders Stimme klang flehend.
    »Schutzweste? Auf keinen Fall! Ich möchte ja ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Eine Schutzweste wäre da das falsche Signal. Ich werde um ein Gespräch bitten. Die Täter werden mich nach kurzer Zeit ins Zelt lassen. Ich brauche das Megafon nur ein paar Minuten. Wir müssen Verbindung mit den Tätern aufnehmen. Das ist das Wichtigste. Sofortiges Handeln ist das Gebot der Stunde. Also geben Sie mir jetzt endlich ein Megafon! Das ist ein Befehl!«
    Kroneder seufzte. »Sie sollen Ihren Willen haben«, sagte er dann resigniert und ließ sich von einem Beamten ein Megafon bringen, das er Roland Frühe reichte.
    Der Staatssekretär riss ihm die Flüstertüte aus der Hand und verließ ohne einen Gruß selbstsicheren Schrittes die Wiesn-Wache.
    *
    Brigadegeneral Xaver Moisadl war einen Meter neunundsiebzig groß und drahtig. Seinen ansonsten kahlen Schädel zierte am Hinterkopf ein kurzgeschorener, grauer Haarkranz. Sein Gang war federnd. Obwohl Moisadl über fünfzig Jahre alt war, wirkte er außerordentlich vital. Seine Augen verströmten die natürliche Autorität eines stabilen Selbstbewusstseins.
    »Willkommen bei der Gebirgsjägerbrigade 23, Herr Ministerpräsident«, sagte er, als er nach einem schneidigen militärischen Gruß seinem Gegenüber die Hand gab. »Was kann ich für Sie tun?« In seiner Stimme schwang ein leichter bayerischer Akzent mit.
    »Grüß Gott, Herr Moisadl. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Sie scheinen keine Zeit zu verlieren. Dabei wollte ich mit Ihnen noch mal über Ihre Wahl bezüglich des Ortes Ihres Hauptquartiers sprechen. Ich hielte es für besser, wenn Sie …«
    Ein Soldat eilte herbei, ein Blatt Papier in der Hand.
    »Entschuldigen Sie, Herr Ministerpräsident, das ist eilig.« Dann wandte er sich an seinen Kommandeur. »Herr General, die Grennis vom 352sten haben sich gemeldet. Sie sind mit der Sperrung der Straßen fertig. Die Polizei reagiert sehr kooperativ und freundlich. Laut Bericht des Bataillonskommandos sind viele der Beamten ausgesprochen froh, dass wir übernehmen. Jetzt wollen die Grennis mit der Räumung der Häuser beginnen. Was sollen wir …«
    »BUUCH-WIE-SER!«, brüllte der General quer durch den Raum.
    Sein Stabschef kam augenblicklich auf ihn zu.
    »Jawohl, Herr General?«
    »Das 352ste ist mit der Absperrung fertig. Jetzt geht es an die Räumung. Sie fahren unverzüglich zur Theresienwiese und koordinieren das. Wir halten ununterbrochen Kontakt. Das braucht Fingerspitzengefühl. Ich erwarte laufend Bericht. Viel Glück!«
    »Zu Befehl, Herr General!« Der Oberst salutierte und wandte sich ab, um seinen Helm aufzusetzen

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