Olchis im Bann des Magiers
Olchi-Mama. »Der Bürgermeister darf unseren schönen Müll nicht entfernen lassen! Ich werde jetzt zu ihm hingehen und noch einmal mit ihm reden. Ich weiß genau, wo er wohnt. Das kann er doch nicht mit uns machen!«
Olchi-Mama schien zu allem entschlossen. Sie gab einer Dose einen Fußtritt, dass sie dreißig Meter weit über den Müllberg segelte. »Bei meinem ranzigen Spülschwamm, das werden wir doch mal sehen«, knurrte sie. Und dann machte sie sich auf den Weg nach Schmuddelfing.
Der Klavierabend
Elisabeth griff zum Telefon, um ihren Mann im Rathaus anzurufen. Erst mal war der Anschluss belegt, denn der Bürgermeister hatte wie immer viel zu tun. Nach zehn Minuten erreichte sie ihn endlich.
»Hallo, Ewald«, sagte sie. »Ich wollte dich nur daran erinnern, dass wir heute unseren Klavierabend haben. Komm bitte nicht zu spät nach Hause.«
»Den Klavierabend? Ach ja«, murmelte der Bürgermeister abwesend.
»Ich habe eine wunderbare Sopranistin eingeladen«, sagte Elisabeth. »Sie wird Lieder von Schubert singen. Herr von Schramm wird auch dabei sein und natürlich Herr von Lauenstein und die Gräfin von Wurm und Bakschisch und noch ein paar andere sehr wichtige Leute.«
»Ja, ja, wichtige Leute«, brummte der Bürgermeister.
»Wie geht es sonst?«, fragte Elisabeth. »Hast du viel zu tun?«
»Ja, viel zu tun«, brummte der Bürgermeister mit monotoner Stimme. »Herr Gruber aus Gammelsberg war da. Ich lasse den Müllberg entfernen. Der Müll muss getrennt werden. Wertvolle Rohstoffe können daraus gewonnen werden. Sonst kommen Strafzahlungen auf uns zu.«
»Du lässt die Müllkippe entfernen? Bist du endlich vernünftig geworden!«, rief Elisabeth erfreut. »Wie wundervoll! Das muss ich sofort Herrn von Schramm erzählen. Dann brauchen wir also nur noch eine Baugenehmigung für unser Festspielhaus. Aber das dürfte sicher kein Problem für dich sein, oder?«
»Kein Problem«, murmelte der Bürgermeister. »Alles kein Problem.«
»Ewäldchen!«, rief Elisabeth. »Du bist ein echter Schatz!«
Am frühen Abend trudelten im Haus des Bürgermeisters nach und nach die Gäste ein. Elisabeth sah wieder mal sehr schick aus. Sie trug ihre Perlenkette und ein schwarzes Kleid, das sie sich für ein kleines Vermögen drüben in Gammelsberg bei Vernasche gekauft hatte.
Herr von Schramm war als Erster da. Er war wie immer sehr galant, küsste der Frau Bürgermeister die Hand und überreichte ihr einen überdimensionalen Blumenstrauß.
»Das wäre doch nicht nötig gewesen«, sagte Elisabeth geschmeichelt.
Dann kamen die Frau Gräfin, in Begleitung von Herrn von Lauenstein, Herr Konsul Weihersumpf mit seiner Gattin und der dicke Herr Mahlmann. Ihm gehörte die Schmuddelfinger Wurstfabrik, und Elisabeth wusste, dass er ein schwerreicher Mann war. Alle vom Kulturverein hofften darauf, dass Herr Mahlmann sich an der Finanzierung des Festspielhauses beteiligen würde.
Es kamen dann noch drei wichtige Mitglieder des Kulturvereins, und als Letztes erschien die Sopranistin. Sie trug ein seidenweiches Pelzjäckchen in hellem Weiß, das Elisabeth ganz entzückend fand.
Die Gäste hatten im Wohnzimmer Platz genommen, wo Elisabeths schwarzer Flügel stand. Der große glänzende Flügel machte sich ganz wunderbar im Zimmer. Sie hatte ihn gebraucht gekauft, aber er sah aus wie neu.
Elisabeth spielte darauf hin und wieder den Flohwalzer und ein paar kleine Stücke von Mozart. Aber meistens nur so lange, bis Ewald sie anflehte, damit aufzuhören.
Heute hatte sie lange Kerzen auf den Flügel gestellt, denn das wirkte besonders elegant.
Um die Bewirtung der Gäste kümmerte sich Maria. Sie war Elisabeths Putz- und Bügelhilfe. Aber heute Abend durfte sie die Gäste bedienen, und sie servierte kleine Häppchen mit Lachs und Kaviar und reichte die feinen Champagnergläser auf einem silbernen Tablett.
Nur Ewald fehlte noch.
»Wo bleibt denn dein Mann?«, fragte Herr von Lauenstein.
Elisabeth erklärte: »Er kommt sicher bald. Ihr wisst doch, er hat immer so viel um die Ohren.«
Sie klopfte mit einem Löffel an ihr Champagnerglas und bat um Ruhe. »Ihr Lieben, heute habe ich eine frohe Botschaft für uns alle!«, rief sie laut. »Heute ist ein großer Tag! Ein Tag, auf den wir lange gewartet haben!«
»Oha!«, hörte man Herrn Mahlmann sagen. »Sind endlich die Aktien wieder gestiegen?«
Elisabeth lächelte. »Viel besser. Die Schmuddelfinger Müllkippe wird endlich entfernt!«
»Hurra!«, rief Herr von Lauenstein.
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