Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
verschwand in der Dunkelheit.
*
Lea Rosin betrachtete Christoph Hell. Er hat geweint, dachte sie. Na, da bin ich ja nicht alleine. Dieser junge Mann hatte also versucht, seinen Vater umzubringen. Im letzten Sommer. Klauk hatte es ihr erzählt, als sie darüber informiert wurden, dass Dr. Leck und Christoph Hell hier im Präsidium auf ein SEK-Team warten würden. Das Team würde sie in das sichere Versteck bringen. Endlich.
„ Du hast keinen Schuss gehört?“, fragte Klauk den Jungen.
Er schü ttelte den Kopf. „Mein Vater hat geschossen. Es hat geknallt. Als der Entführer auf ihn angelegt hat, ist mein Vater einfach zusammengebrochen.“ Er hatte seine Füße auf einen Stuhl gestützt. Er saß auf einem Anderen, den Blick starr auf seine Knie gerichtet.
„ Das lässt auf eine Betäubungswaffe schließen. War es eine Pistole oder ein Gewehr?“
„ Eine Pistole“, antwortete Christoph, ohne aufzublicken.
„ Was haben Sie gesehen, Dr. Leck. Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein für uns“, fragte Wendt.
„ Ich bin nicht gut in solchen Sachen. Ich bin gut im Beobachten von Menschen. Es ging außerdem alles so schnell. Ich sah Christoph durch die Türe kommen, als auch schon der Lieferwagen von hinten heranschoss, und ihm den Weg abschnitt. Alles passierte auf der anderen Seite. Bis ich meine Furcht überwunden hatte, und ausgestiegen bin, sah ich Christoph auf dem Boden sitzen. Schon raste der Wagen davon. Ich fürchte, mehr habe ich nicht gesehen.“
„ Ok, gut. Christoph noch mal zu dir. Hast du gesehen, wo dein Vater den Mann getroffen hat?“, fragte Klauk.
Er tippte sich mit dem Finger auf die Brust. Neben dem Herzen.
Klauk war genervt. Der Junge war nicht gesprächig. Schließlich hatte er gesehen, wie sein Vater entführt worden war. Er war der wichtigste Zeuge. „Konnte er noch stehen, oder ist er gefallen?“
„ Er ist getaumelt, konnte aber noch helfen …“, sagte er und brach den Satz ab.
„ Hör jetzt bitte auf, Sebastian. Siehst Du nicht, dass er nicht mehr antworten kann?“
„ Wir können nicht darauf Rücksicht nehmen, ob jemand etwas will, Lea.“
„ Er konnte noch helfen, meinen Vater in den Lieferwagen zu werfen. Wie einen Sack Zement. Ist es das, was Sie hören wollten?“, fragte Christoph, und warf Klauk einen kurzen, sehr feindseligen Blick zu. Rosin hingegen bekam einen längeren, fragenden Blick geschenkt.
„ Danke. Eine Frage noch, dann bin ich ruhig. Was passierte mit dem anderen Mann?“
„ Der legte sich auf die Ladefläche, und der, der auf meinen Vater geschossen hat, zog die Schiebetüre zu.“
„ Dr. Leck, konnten Sie irgendetwas erkennen? Vielleicht das Gesicht des Fahrers?“
„ Nein, tut mir leid.“
Es klopfte an der Tü re. Einer der SEK-Leute öffnete und steckte seinen Kopf durch den Spalt. „Wir wären dann so weit. Es muss alles schnell gehen.“
„ Gut, Dr. Leck, Christoph, danke für die Antworten. Wir machen uns auch Sorgen um den Chef. Ihnen eine gute Fahrt. Alles Gute.“
Wendt klang sehr fö rmlich. Seine Art mit der Situation klarzukommen. Rosin fielen zwei Sachen auf. Meinhold musste dringend schnell ihren Profiler-Lehrgang absolvieren. Sie wurde hier gebraucht. Und Christoph war sehr tapfer. Viel zu tapfer fand sie.
Drei gleiche Mercedes Limousinen mit abgedunkelten Scheiben aus Panzerglas, ausgestattet mit einem schusssicheren Fahrgastraum, rauschten zur gleichen Zeit in die Tiefgarage des Präsidiums. In eine der Limousinen würden gleich Dr. Leck und Christoph einsteigen. Falls jemand das Präsidium bewachte, und den Wagen verfolgen wollte, so wusste er nicht, in welchem der drei Fahrzeuge sich die Personen befanden.
Nach einer Minute fuhren die drei Mercedes im Pulk aus der Tiefgarage. Erst in Richtung Verteilkreis Nord. Dort fuhr einer der Mercedes nach Köln über die A555, einer bog auf die Autobahn in Richtung Siegburg ab, der andere fuhr durch die Stadt.
In einem Golf saß einer der Männer Mamedovs vor dem Präsidium. Er sah, wie die Fahrzeuge die Tiefgarage verließen. Er hängte sich dran. Als sie den Kreisel erreichten, und er sah, dass alle in eine andere Richtung fuhren, wählte er fluchend den Mercedes, der sich nach Siegburg eingeordnet hatte.
Christoph Hell und Dr. Beisiegel warteten in der Garage. Ein SEK-Beamter stand an ihrer Seite. Sein Funkgerä t knarzte. Etwas Unverständliches wurde gesprochen. Er gab ein Zeichen. Einige Meter entfernt stand ein unauffälliger Transporter. Die
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