Oliver Hell - Der Mann aus Baku (Oliver Hells zweiter Fall) (German Edition)
denn, dass wir ihn nicht auch eingeladen haben? Wenn wir es so nennen wollen.“
Mit der Gegenfrage wollte Agayer ihn provozieren. Hell stieg aber nicht darauf ein.
Der ließ es aber nicht dabei bewenden. „Wenn Sie wollen, können wir eine Familienzusammenführung arrangieren. Sollen wir? Ich führe Sie mit ihrem Sohn zusammen und, Sie verraten mir, wieso sie denken, ich sei jemand anderer.“
„ Tun Sie nicht so, als hätten Sie auch meinen Sohn gefangen genommen.“
Agayer sagt e etwas in seiner Muttersprache zu den Männern, die hinter Hell standen. Sie lachten laut.
„ Ich habe ihnen gesagt, dass sie ihrem Sohn Christoph und seiner Psychologin heute Abend nichts zu essen, und nichts zu trinken geben sollen. Solange bis sie uns erzählen, was wir von Ihnen hören wollen.“
Als Hell hö rte, dass sie nicht nur den Namen seines Sohnes wussten, sondern auch wussten, was Dr. Leck von Beruf war, begann er zu zweifeln. Hatte es dieser Mann wirklich geschafft, auch die beiden zu entführen?
„ Sie bluffen, Herr Agayer“, sagte Hell bitter.
„ Beweisen Sie es mir“, gab der zur Antwort.
„ Ich muss Ihnen nichts beweisen. Noch nicht. Wenn ich wieder frei bin, und sie in Fesseln vor mir sitzen, geht es ans Beweisen. Und glauben Sie mir, darin sind wir wirklich gut hier in Deutschland“, sagte Hell trotzig. Er wollte nicht seine Angst über seinen Mut siegen lassen.
„ Ja, gut. Wir kommen so nicht weiter. Achja, was ich Ihnen bislang vorenthalten habe. Der Mann, der eben so nett mit ihrem Rücken umgegangen ist. Erinnern Sie sich? Interessiert es Sie vielleicht, warum er so wütend ist?“
Hell sah ihn nur an.
„Nein? Dann will ich es Ihnen mitteilen. Der Mann ist der Bruder des Mannes, den Sie heute erschossen haben. Ich darf Ihnen außerdem glaubhaft bestätigen, er ist wirklich sehr wütend.“
Er machte eine kleine Geste. Hell wurde an der Schulter herumgerissen. Erst sah er in ein grelles Licht aus einer Taschenlampe. Dann krachte eine Hand mit einem Schlagring in sein Gesicht. Hell spü rte, wie seine Oberlippe aufplatzte, schmeckte sein Blut und spürte einen Splitter seines Schneidezahnes. Erneut traf ihn ein harter Schlag im Gesicht.
*
Die Sonne ging an diesem Morgen erst spät auf, es war bedeckt. Doch konnte man erahnen, dass der Nebel sich an diesem Tag verabschieden würde. Dr. Leck, Christoph Hell und Julia Bernwald hatten zusammen gefrühstückt.
Es war halb zehn. Dr. Leck saß im großen Wohnzimmer, und arbeitete an ihrem Profil; sie kam wider Erwarten gut voran. Christoph spielte mit Julia Bernwald Kicker. Im Keller des Versteckes gab es einen großen Raum mit Sportgeräten. In einer Ecke standen zwei Hantelbänke, verstreut darum lagen einige Hanteln, ebenso ein paar einzelne Gewichte. An der Wand hing ein elektronisches Darts-Spiel.
Christoph fü hrte. Doch hatte er keine wirkliche Freude am Spiel. Gerade kullerte ein Ball neben seinem Torhüter vorbei, und plumpste in die Öffnung.
„ Hey, den hättest Du aber kriegen können“, sagte Julia Bernwald. Sie spürte, dass der junge Mann nicht bei der Sache war.
Christ oph holte den Ball aus der kleinen Öffnung an der Seite und, hielt ihn in der Hand. Er schaute die SEK-Beamtin bekümmert an.
„ Denken Sie, dass mein Vater noch lebt?“
Julia Bernwald trug nicht mehr ihre Uniform, sondern eine helle Cargo-Hose und ein helles Männerhemd mit Karomuster. Unter ihrer linken Schulter baumelte ihre Waffe im Holster. Auf einer der Hantelbänke lag ihre Maschinenpistole.
„ Ich kann es dir nicht sagen, Christoph. Aber lebendig ist er für die Entführer mehr wert, als tot.“
„ Aber sie wollten mich entführen.“ Christophs Gesichtsausdruck veränderte sich.
„ Ja, um Druck auf deinen Vater auszuüben. Er kam ihnen nur in die Quere. Das war dein Glück.“
„ Das war wie ein Albtraum. Ich war so ohnmächtig, ich konnte nichts tun“, sagte Christoph. Sein Blick flackerte, und ging durch den Raum.
„ Du hast richtig gehandelt. Nichts Anderes hättest Du tun können“, antwortete Julia Bernwald.
„ Nein, ich hätte versuchen sollen ihm zu helfen. Er hat mir geholfen, daher haben sie ihn jetzt in ihrer Gewalt.“
„ Du darfst nicht denken, dass du dich feige verhalten hast. Du hast dich klug verhalten, Christoph.“
Er ließ ein kurzes Schniefen hören. Er kämpfte mit den Tränen.
„ Und wenn sie ihn töten?“
„ Du musst auf seine Kollegen vertrauen. Die werden alles tun, um ihn zu finden. Die Entführer
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