Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
konnte. So wie ein flüchtiger Traum den man am Morgen nicht festhalten konnte. Sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Auch konnte es sein, dass es Taten verstreut über mehrere Länder gab.
Diese Suchmatrix ist viel zu schwammig, dachte sie. Trotzdem schickte sie das Profil los. Die Datenbank förderte einige Treffer zutage. Meinhold und Rosin teilten sich die Ergebnisse. Klauk sollte die Hintergrundinformationen zusammenstellen.
Wo passierten die Morde?
Wer war verdächtig?
Wurde jemand verhaftet?
Sie konzentrierten sich vorerst auf das nordafrikanische Gebiet, da dort nach Meinholds Meinung der Killer zugeschlagen haben konnte. Klauk bekam die Westsahara zugeteilt und Marokko.
Westsahara? Er musste sich eingestehen, das Land vorher noch nie bewusst als existent wahrgenommen zu haben. Er hätte es eher geografisch als den westlichen Teil der Sahara erklärt, hätte ihn jemand danach gefragt. Jetzt gerade las er sich in die Geschichte des Landes ein. Früher hieß Westsahara einmal ‚Spanische Sahara‘, doch das sollte nur ein kleiner Teil der leidvollen Geschichte des Landes sein. Wie in ganz Afrika ertrug auch dieses Land das lange Erbe des Kolonialismus. Das Gebiet der Westsahara war zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine spanische Kolonie. Wie auch in vielen anderen Ländern widersetzte sich die einheimische Bevölkerung der Kolonialisierung. Das zog sich bis in die 30er-Jahre des 20sten Jahrhundert hinein.
In den 70er-Jahren wurde mehrmals auch von Seiten der UN aus versucht, ein Referendum durchzuführen, was die Unabhängigkeit des Landes zum Ziel hatte. Das wurde auch von Marokko unterstützt.
Aber erst 1967 erklärte sich Spanien dazu bereit, ein Referendum über den Status der Westsahara durchzuführen. Die spanische Regierung doch mauerte weiter. Eine Erklärung zur Bereitschaft bedeutete noch lange kein Tun. Im Mai 1973 gründete eine Gruppe ehemaliger Studenten um al-Wali Mustafa Sayyid die saharauische Befreiungsbewegung Frente Polisario, die einen bewaffneten Widerstand gegen die spanische Herrschaft begann.
Seit 1974 forderte der marokkanische König Hassan II. den Anschluss der Westsahara an Marokko ohne die Durchführung eines Referendums. Ende 1974 kündigte Spanien an, im folgenden Jahr die Bevölkerung in einem Referendum über die Zukunft der Westsahara entscheiden lassen zu wollen.
Doch Marokko und Mauretanien erwirkten einen Stopp des Referendums. Stattdessen sollte sich der Internationale Gerichtshof um das Schicksal des Landes kümmern. Dessen Spruch im Oktober 1975 - das endgültige Gutachten wurde dort veröffentlicht und man stellte fest, dass das Selbstbestimmungsrecht einen höheren Wert hat - löste eine sofortige Reaktion Marokkos aus. Gegen das nun durchzuführende Referendum des Volkes setzte Marokko nur Wochen später den ‚Grünen Marsch‘ in Bewegung.
Irgendwie wurde ihm jetzt vieles klarer. Auch nach dem Ende der Kolonialisierung Afrikas ging diese ungebremst weiter. Nur saßen die Besatzer nicht mehr in Nordeuropa, sondern im Nachbarland. Und im gleichen Moment war es natürlich auch möglich, sich auf historische Grenzen zu berufen, um sich einen Vorteil für das eigene Land zu verschaffen. So oder so erinnerte er sich an die Kämpfe zwischen Algerischen und Marokkanischen Straßengangs, die ihm in seiner frühen Polizeikarriere untergekommen waren. Die hassten sich wie die Pest. Nun war ihm der Grund klar. Was den meisten Polizisten nicht bewusst war, die sich mit den ‚Schwarzfüßen‘ - so nannten sie die Nordafrikaner - auseinandersetzen mussten. Ihnen war es sicher auch egal, warum sie sich hassten.
Klauk fand einen weiteren Artikel im Internet, den er zu lesen begann. Als er den ersten Satz las, begann es in seinem Kopf zu rattern.
Der Artikel begann mit einer Frage. Wussten Sie, dass es in der Westsahara das längste Förderband der Welt gibt?
Klauk beantwortete die Frage mit einem klaren ‚Nein‘.
Er erfuhr, dass dieses Förderband das Phosphat von den Phosphatminen in Bou Craa über eine Distanz von mehr als 100 km bis in den Hafen von El Aaiún, der Hauptstadt der Westsahara, transportierte.
Von dort wurde das Phosphat mit Frachtschiffen in die ganze Welt transportiert, wo es als Rohstoff zur Düngerproduktion weiterverarbeitet wird. Es ging mal wieder um Geld. Unrechtmäßig erworbenes Geld. Der aus diesen Exporten resultierende Gewinn bescherte Marokko große Einnahmen.
Seit November 1975 hielt Marokko den größten Teil seines südlichen
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