Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
er sah noch, wie Gericke mit hoher Geschwindigkeit in die Richtung losraste, aus der sie eben gekommen waren.
Er steckte seine Waffe in den Holster. Das Blut lief ihm weiter über die Stirn in die Augen. Blut tropfte vor ihm auf den Boden. Missmutig wischte er mit dem Handrücken über die Stirn.
Sofort ging er zurück in die Küche. Sein Blick fiel auf Christina Gericke, die noch immer vor dem Tisch lag. Er kniete sich neben sie und tastete nach ihrem Puls am Hals.
Ein Blutstropfen von seiner Stirn zerplatzte auf ihrem Gesicht.
Ein weiterer.
Über sein Gesicht zuckte etwas.
„ Süße kleine Christina, das hast Du nicht umsonst getan!“ Er begann, zu singen. „Das hast Du nicht umsonst getan!“
Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
*
Die Krankenschwester, mit der Wendt geflirtete hatte, ließ es sich nicht nehmen, die Tests selber durchzuführen. Wendt saß wie auf heißen Kohlen.
„ Flunitrazepam“, sagte sie, als sie wieder zu ihm in das Untersuchungszimmer kam. Er sprang sofort von dem Untersuchungsbett herunter.
Wendt kannte den Namen des Mittels, doch stellte er sich dumm. „Und was heißt das jetzt für mich? Bin ich jetzt drogenabhängig?“, fragte er, denn über die genaue Zusammensetzung und Wirkung wusste er nicht Bescheid.
„ Ja, Sie Armer. Das bedeutet sofortigen Exitus innerhalb der nächsten Stunde. Wenn Sie es sich noch einmal schön machen wollen, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.“
Für den Bruchteil einer Sekunde hörte Wendt nur ‚Exitus‘, ohne auf das Gesicht der Krankenschwester geschaut zu haben.
„ Wenn sie mir dabei zur Hand gehen würden“, sagte er ebenso spitzfindig.
„ Vielen Dank für das nette Angebot, Herr Kommissar. Aber ich muss das ablehnen. Mein Mann würde es sicher nicht gutheißen.“
Wendt setzte seinen Dackelblick auf.
„ Sie brechen mein Herz, das wissen Sie, Frau Doktor“, sagte er, doch war er sich darüber im Klaren, dass er das Geplänkel hier nicht lange weiterführen konnte.
„ Jetzt mal ohne Scheiß, auf was muss ich achten?“, fragte Wendt, der sich darüber in Klaren war, dass er in ein paar Stunden wieder im Einsatz sein würde.
„ Der sedative Effekt ist ungefähr sieben - bis zehn - mal stärker als der von Diazepam. Da der Wirkstoff nach oraler Einnahme sehr schnell und nahezu vollständig vom Körper aufgenommen wird, tritt die Wirkung etwa 15 bis 20 Minuten nach der Anwendung ein und hält zwischen vier und sieben Stunden an. Einige Effekte können bis zwölf Stunden nach der Anwendung auftreten. Kennen Sie den Film ‚Hangover‘? Die Deppen haben auch Roofies geschluckt. Wenn Sie ihn kennen, wissen Sie, was auf Sie zukommen wird.“
Wendt kannte den Film.
„ Welche Effekte genau?“, fragte Wendt skeptisch. Das mit der Wirkung stimmte schon mal.
„ Schlaflosigkeit, Filmriss, manchmal Halluzinationen. Einen trockenen Mund. Bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol, kann es noch zu einer stärkeren Beeinträchtigung der Bewegungsabläufe und des geübten Verhaltens führen.“
„ Geübte Bewegungsabläufe? Was verstehen Sie darunter? Laufen? Brauche ich Ihre Hilfe?“, scherzte er.
Sie lachte. „Ich denke, Sie schaffen das sehr gut.“ Sie hielt ihm die Hand hin.
Wendt schlug ein, bedankte sich und beeilte sich, das Krankenhaus zu verlassen. Draußen wählte er sofort die Nummer von Staatsanwältin Hansen.
„ Sie sollten wissen, dass ich Flunitrazepam im Drink hatte“, sagte er, nachdem Hansen sich beinahe sofort meldete.
Oberstaatsanwältin Hansen hatte die Zeit seit dem letzten Anruf Wendts nicht untätig verbracht. Sie hatte einige Telefonate geführt. Dabei hatte sie erfahren, dass es in der Nacht zwei weitere Fälle gegeben hatte, in denen K.O.-Tropfen eingesetzt worden waren. Eine Frau hatte danach Anzeige wegen sexueller Nötigung gestellt.
„ Kennen Sie einen Mann mit dem Namen Günther Ferré?“, fragte sie.
Wendt stutzte. „Günther ist mein Freund. Wir waren zusammen aus gestern. Was ist mit ihm? Ist ihm etwas passiert?“, fragte er aufgeregt.
„ Nein, keine Angst. Er hatte ebenfalls Flunitrazepam im Blut. Zurzeit ist er noch im Krankenhaus. Die Beule an seinem Kopf verdankt er der Tatsache, dass er noch im ‚Sandy Beach‘ umgefallen ist. Man dachte, er sei sturzbetrunken. Doch der Notarzt fand heraus, dass es Flunitrazepam war.“
Wendt kapierte sofort. „Derjenige, der mir das Scheißzeug ins Bier getan hat, wusste nicht, welches mein Bier war. Also hat er es in
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