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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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nutzten viele Verwirrte so eine Gelegenheit, um sich in den Vordergrund zu spielen. Nur für einige Minuten.
    Amüsiert hörte einer der Techniker zu. Er gestikulierte mit zusammengekniffenen Mundwinkeln und versuchte krampfhaft keinen Lachanfall zu bekommen. Er hörte weiter zu. Ein Mann war der festen Überzeugung, dass es sein toter Bruder war, der dort sprach. Er war kaum davon abzubringen. Sie versprach ihm, der Sache nachzugehen. Der Techniker feixte weiter, die Frau rollte bloß mit den Augen.
    Die Telefonistin bedankte sich schließlich höflich, aber bestimmt und holte den nächsten Anrufer in die Leitung. Diesmal verdächtigte eine Nachbarin ihren Nachbarn, Oskar zu sein. Sie würde ständig Stimmen durch die Wand hören. Verschiedene Stimmen, die ihr merkwürdige Sachen zuflüsterten. Und diese Stimme sei dabei gewesen. Die Telefonistin versprach ihr eine Polizistin vorbeizuschicken. Einen männlichen Beamten wollte sie nicht akzeptieren. „Der Staffellauf der Spinner geht weiter“, sagte der Techniker, der sich nur eine Ohrmuschel des Kopfhörers an sein Ohr drückte.
    Dann schaltete die Telefonistin einen weiteren Mann in die Leitung. Ihr gefror binnen Sekunden das Blut in den Adern, als sie folgende Worte hörte: „Es ist so, dass ich heute meinen ersten Mord verüben werde. Und da dachte ich, das wäre ein sehr einschneidendes Erlebnis. Für mich und auch für den Herrn hier vor mir.“
    Diese Stimme hatte sie vorher schon gehört. Im Radio und bevor sie die Kopfhörer aufsetzten, hatte man sie gebrieft.
    Die Frau war so geschockt, dass es ein paar Sekunden dauerte, bis sie sich bei ihren Kolleginnen bemerkbar machen konnte.
    „ ER ist es“, flüsterte sie und hielt sich das Mikrofon an ihrem Headset zu.
    Sofort reagierten die Beamten, die nur darauf gewartet hatten, einen verdächtigen Anrufer mit Hilfe der Fangschaltung zu orten.
    „ Was haben Sie gesagt?“, fragte die Telefonistin, um den Mann noch länger am Telefon zu halten.
    „ Sie haben doch gehört, was ich sagte. Und wenn Sie den Beweis dafür haben wollen, dann schauen sie doch mal an der S-Bahn-Station Tannenbusch-Mitte in den gelben Mülleimer.“
    Mit einem Knacken war er aus der Leitung.
    Sie blickte zu den Kollegen von der KTU herüber. Der Techniker tippte wie wild auf der Tastatur herum. Dann schüttelte er genervt den Kopf. „Ich kann es nur auf einen Bezirk einordnen. Bonner Norden. Tannenbusch. Präziser geht nicht. Mist!“, fluchte er.
     
     

    Es konnte nicht sein. Hell versuchte schon seit geraumer Zeit eine Datei von seinem PC auf seinen neuen Tablet-PC zu übertragen. ‚ Laufwerk nicht erkannt‘ , meldete ihm sein PC. Immer wieder.
    Dass die Technik im neuen Präsidium eine Arbeitserleichterung brachte, konnte er wirklich nicht bestätigen. Er rief die zuständigen Computerspezialisten an. Dort erteilte man ihm lapidar die Auskunft, er solle den PC noch einmal herunterfahren und es dann erneut probieren. Er legte den tragbaren Computer weg. Was er bisher nicht gebraucht hatte, würde er auch jetzt nicht benötigen.
    Mitten in seine Gedanken hinein bimmelte das Telefon.
    *
    Klauk trat einen Schritt vor. Keine zwei Meter vor ihm stand der gelbe Mülleimer, den der Mann am Telefon erwähnt hatte. Er zögerte.
    „ Was ist?“, fragte Lea Rosin, die neben ihm auftauchte.
    „ Ich habe nur gerade ein Déjà-Vu. Mülleimer, weißt Du?“ Rosin verstand. Sie hatten zusammen die GPS-Koordinaten, die ihnen Ingo Adelberg im letzten großen Fall zugeschickt hatte, überprüft. Der erste Hinweis befand sich in einem Mülleimer.
    Klauk trat an den Mülleimer heran. Ein Schwarm Fliegen stob auseinander, als er eine Fastfood-Verpackung herausnahm.
    „ Warum muss immer ich so einen Scheiße machen?“, fragte er. Er legte die Verpackung neben den Mülleimer. Ihr folgten eine Zeitung, eine weitere Verpackung eines anderen Fastfood-Konzerns, eine Orangensaftflasche und ein gebrauchtes Kondom. Mit spitzen Fingern zog er es hervor.
    „ Hier?“, fragte er und hielt es hoch.
    „ Hier oder in der S-Bahn. Viele Leute stehen auf Sex in der Öffentlichkeit“, antwortete Rosin grinsend.
    „ Ich nicht“, antwortete Klauk nur kurz. Er war nicht prüde, aber über das Thema Sex wollte er nicht mit Lea sprechen. Gerade nicht mit ihr.
    „ Ist der Sebi prüde?“, fragte sie spitzbübisch. Klauk warf einen schnellen Seitenblick auf Rosin. Sein Blick blieb auf dem roten Kleid mit dem schwarz-weiß-karierten Gürtel hängen. Sofort schaute

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