Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
zügeln. Auch andere können dir dämlich kommen. Und dürfen es auch.“
„ Ich lasse mich nicht gerne verarschen. Ich bin der, der verarscht, kapiert?“ Arne Holz Stimme klang wieder furchtbar überheblich.
„ Nicht immer, Arne, nicht immer“, murmelte Berendi leise vor sich hin.
*
Zwei Stunden saß der Mann jetzt bereits auf der Parkbank. Es wurde Zeit, sich wieder einmal zu bewegen. Sonst würde er dort langsam auffallen. Den Nachbarn, oder den Angestellten der Stadt, die noch immer den Park von Ästen und Blättern säuberten. Der Mann mit dem Laubsack hatte ihn bislang schon zweimal gegrüßt, als er an ihm vorbeiging. Ihm war wohl nicht aufgefallen, dass es derselbe Mann war, dem er zunickte.
Aber es gab sicher auch Menschen, die aufmerksamer waren. Er stand auf und ging zu seinem Opel herüber. Dort zog er eine Jacke an, auf der eine Stickerei auf dem Arm, ihn als Angestellten einer Elektrofirma auswies. Eine Phantasiefirma, die es in Bonn nicht gab. Er ging auf das Haus von Roberts zu und drückte mit der flachen Hand auf alle Klingeln.
Einem Knacken der Gegensprechanlage folgte eine verschlafene, weibliche Stimme: „Ja?“
„ Elektro Rosenberg, ich habe ein Angebot für Herrn Roberts abzugeben. Könnte ich mal eben an den Briefkasten?“, sagte er in akzentfreiem Deutsch.
„ Aber sicher, ich drücke Ihnen auf. Der Roberts ist aber nicht daheim“, beeilte sich die Stimme zu sagen.
Die alte Dame, der er den Nachmittagsschlaf geraubt hatte, übte einen letzten Rest an nachbarschaftlicher Kontrolle aus, indem sie sagte: „Sie gehen dann aber auch direkt wieder?“
Er brummte eine Antwort in das Mikrofon, die wie ein ‚Ja‘ klang.
Der Summer ertönte, der Mann blickte sich ein letztes Mal um und schlüpfte in den Hauseingang. Ihn empfing schöne Klaviermusik. Aus einem der oberen Stockwerke. Die Briefkästen befanden sich rechts neben der Türe. Er zog einen leeren DIN A4 Umschlag unter der Jacke hervor und wartete ab, ob sich im Parterre vielleicht ein Bewohner an der Türe zeigte. Als er dort eine halbe Minute verweilt hatte, und sich sicher war, stieg er mit schnellen Schritten die Treppe hinauf und suchte auf den Klingelschildern nach dem Namen Roberts. In der zweiten Etage wurde er fündig. Aus der Wohnung gegenüber dröhnte ein Klavierkonzert. Rachmaninow.
Er versuchte, die Türe vor ihm mit seinem Rücken zu verdecken, nahm sein Einbruchswerkzeug zur Hand und keine zehn Sekunden später zog er die Türe hinter sich ins Schloss. Er blieb stocksteif im Flur stehen und lauschte. Roberts war nicht daheim, so wie er bereits vermutet hatte.
Leise und vorsichtig ging er los und verschaffte sich einen Überblick. Gegenüber lag die Küche, rechts neben ihm ging es in das Bad, rechts lag das riesige Wohnzimmer, links das Schlafzimmer.
Zwischen Küche und Wohnzimmer integriert war noch ein kleiner Essbereich. Im Wohnzimmer lag auf dem Tisch ein Laptop. Er hastete hin und klappte das Gerät auf. Sofort fuhr das Betriebssystem hoch. Ein Passwort wurde abgefragt. Er hielt sich nicht lange damit auf, ging in die Küche, holte sich dort das größte Messer, was er finden konnte und hebelte das DVD-Laufwerk des Laptops auf. Mit einem Knirschen brach es heraus.
Nichts.
Darin lag keine DVD. Er warf das Gerät wütend auf das Sofa. Es hüpfte dort einmal auf und fiel krachend auf den Boden. Er erschrak. Selbst gegen den dröhnenden Rachmaninow war das Poltern auf dem Parkettboden sehr gut zu hören gewesen.
Leise! Du musst leise sein!
*
Lea Rosin war froh, ihrer Kollegin bei ihren Ermittlungen über die Schulter sehen zu dürfen. Dicht drängte sie sich mit ihrem Stuhl an Christina Meinhold.
Sie erinnerte sich an die Zeit auf der Polizeischule. Dort hatte man noch anders gearbeitet. Das Internet und die Verknüpfung der einzelnen Polizeibehörden der europäischen Länder hatte vieles einfacher gemacht. Was nicht bedeutet, dass es nicht immer noch Kompetenzgerangel gab. Die Befugnisse der deutschen Polizei hörten immer noch an der Grenze auf. Schaffte es ein Flüchtiger, die Grenze zu überschreiten, so konnte man ihn zwar weiter verfolgen, doch festnehmen durfte man ihn nicht. Dafür brauchte man dann die Unterstützung des Landes, in das der Verbrecher geflohen war. Also, so modern die Methoden waren und soweit auch die Verknüpfung mittlerweile ging, es gab immer noch genügend Schlupflöcher für die Gangster. Was die natürlich auch wussten.
„ Ich erinnere mich, dass wir
Weitere Kostenlose Bücher