Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)
damals gerne so eine Datenbank mit den Profilen und den DNA-Vergleichen zur Verfügung gehabt hätten“, sagte Rosin.
Meinhold nickte. „Stimmt.“
Sie war im Begriff, einen möglichen Täter für den Mord an Jan Schnackenberg zu finden. Vergebens. Entweder saß der mögliche Täter bereits hinter Gittern, war auch nicht als Freigänger aufgeführt und schied somit als möglicher Kandidat aus. Oder es gab keine Gemeinsamkeiten, was das Öffentlichmachen des Mordes betraf. Jemanden, der so agierte, gab es noch nicht.
„ Wir haben hier einen Täter, der bislang noch nicht in Erscheinung trat“, resümierte sie, „Für seinen ersten Mord ist er verdammt abgebrüht. Was wieder darauf schließen lässt, dass es doch nicht sein erster Mord ist. Wie Du siehst, ist auch die beste Datenbank nur dann gut, wenn die Täter bereits drin sind.“
Rosin schielte noch weiter auf den Bildschirm. „Sag mal, könnte es vielleicht sein, dass wir es bei den Morden an Schnackenberg und Königer doch mit demselben Täter zu tun haben?“
Meinhold ließ sich in ihrem Stuhl zurückfallen. „Gut, dass Du fragst. Die Idee hatte ich auch schon. Aber die Vorgehensweise ist so unterschiedlich. Schnackenberg wurde erschossen, Königer mit einem Messer getötet. Beim ersten Mord holte er sich direkt die Medien mit ins Boot. Er ist gierig nach Publicity. Bei Königer würde eventuell diese SD-Karte auf einen Menschen schließen, der das Publikum sucht. Aber dann wäre sie nicht verschlüsselt. Der zweite Täter spielt mit uns, aber er tut es subtiler. Nein, es gibt zwei Täter, da bin ich sicher.“
„ Schade, es wäre viel bequemer, wenn man nur einen Mörder, zu suchen hätte. Aber die zeitliche Abfolge ist frappant. Hattet ihr das schon mal? Zwei Morde, die so spektakulär sind, auf einmal?“
Meinhold schüttelte mit dem Kopf. Dann zog sie ihre Haare nach vorne und suchte wie beiläufig nach Spliss in den Spitzen. „Nein, hatten wir nicht. Das ist neu. Daher bin ich auch froh, dass wir jetzt eine Person mehr im Boot haben. Das Küken ist eine echte Verstärkung für das Team!“
Rosin sah sie ein wenig verblüfft an, dann verstand sie erst, was Meinhold meinte. Ein wenig fühlte sie sich geschmeichelt, daher legte sich etwas natürliches Rouge auf ihre Wangen.
„ Das Küken sagt Danke.“
„ Gern geschehen“, sagte Meinhold und warf ihr einem kurzen Blick hinter ihren Haarsträhnen hervor, zu.
„ Ich finde es gut, dass wir alle ungefähr ein Alter haben. Das hilft uns. Wir können voneinander lernen und was wir nicht wissen, das bringt uns Hell bei“, sagte Rosin, nachdem die Röte wieder aus dem Gesicht verschwunden war.
„ Ja. Hell hat schon ein großes Wissen und er ist im Moment auch wieder viel besser drauf. Es gab Tage, da hatten wir echt Angst um ihn, weißt Du. Als er solche Probleme mit seinem Sohn hatte. Da hatte er niemanden zum Reden. Jetzt hat er Franziska und mit seinem Sohn kommt er auch wieder besser klar. Das merkt man sehr deutlich. Er frisst nicht mehr alles in sich hinein. Das tut er nämlich gerne, der alte Wolf.“
„ Und wir sind seine Geißlein“, lachte Rosin.
„ Dann hoffen wir mal, dass er keinen Grund findet, uns zu fressen. Also los, was ist uns nicht aufgefallen? Wo ist der verdammte Haken? Ich hoffe, dass Sebi etwas rausbekommt. Er wollte sich noch einmal diese Frau Laws vornehmen, diese aufgetakelte Trulla, deren Mann nichts von ihren heimlichen Dates wissen darf. Vielleicht kommt ja dort unverhofft ein Motiv um die Ecke“, konstatierte Meinhold. Sie klatschte aufmunternd in die Hände.
Rosin antwortete nicht, sie fing an, zu überlegen und tippte eifrig etwas in ihr Tablet.
*
Als Demian Roberts am Donnerstag um circa sechzehn Uhr seine Wohnungstüre aufschloss, war er in Gedanken noch bei seinem Schließfach, in das er vor einer Stunde die DVD gebracht hatte. Ein sichereres Versteck war ihm nicht eingefallen. Er ließ die Türe hinter sich ins Schloss gleiten. Dann stand er für ein paar Sekunden regungslos da. Er blähte seine Nasenlöcher auf. Ein fremder Geruch lag in der Luft.
Blödsinn, dachte er, du hast noch das Parfum der Frau in der Nase, die vor dir die Straßen entlang ging. Ein süßer, für die Jahreszeit viel zu schwerer Duft.
Er legte seinen Schlüssel auf den kleinen Luis-Philippe-Sekretär aus Mahagoni-Holz, den er bei einer Auktion billig ersteigert hatte. Lautlos fiel der Schlüssel auf die Ledereinlage, die er hatte erneuern lassen. Er legte seinen
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