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Oliver Twist

Oliver Twist

Titel: Oliver Twist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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herabhing und trübes Licht auf einen alten gebrechlichen Tisch und drei lahme Stühle warf.
    »So«, sagte Monks, als sie sich niedergesetzt hatten, »je früher wir unser Geschäft erledigen, um so besser für uns alle. Also die Frau weiß, worum es sich handelt, nicht wahr?«
    Die Frage war an Mr. Bumble gerichtet, aber dessen Gattin kam ihm mit der Antwort zuvor, indem sie bejahte.
    »Bumble hat doch wohl recht gehabt, als er sagte, Sie seien damals nachts bei der alten Hexe gewesen, als sie ins Gras biß? Stimmt es ferner, daß sie Ihnen etwas erzählt hat –«
    »Von der Mutter des Knaben, den Sie genannt haben«, unterbrach ihn die Armenmutter. »Jawohl.«
    »Meine Frage ist: worauf bezog sich ihre Mitteilung?« fragte Monks.
    »Das kommt in zweiter Linie«, bemerkte Mrs. Bumble kühl. »Zuerst handelt es sich darum: was ist Ihnen das Geheimnis wert?«
    »Zum Teufel, wie kann ich das sagen, wenn ich nicht weiß, worum es sich handelt?« war Monks Gegenfrage.
    »Sie werden es schon wissen«, sagte Mrs. Bumble, der es an Mutterwitz nicht mangelte, wie ihr Mann zur Genüge wußte.
    »Hm«, brummte Monks mit einem begierigen lauernden Blick. »Kann man Geld herausschlagen dabei?«
    »Vielleicht.«
    »Es ist ihr etwas abgenommen worden«, begann Monks. »Sie hat es am Leib getragen.«
    »Und das Ding hätten Sie gern, was? Nun, also bieten Sie!« unterbrach ihn Mrs. Bumble. »Nach dem, was ich gehört habe, weiß ich zur Genüge, daß Sie der Mann sind, den die Angelegenheit angeht.«
    »Kann sein.«
    »Also, was ist Ihnen die Sache wert?« fragte die Armenmutter geradeaus.
    »Vielleicht nichts, vielleicht zwanzig Pfund«, erwiderte Monks. »Sagen Sie mir doch, was Sie haben wollen.«
    »Legen Sie noch fünf Pfund dazu; fünfundzwanzig Pfund in Gold. Und dann erzähle ich Ihnen alles, was ich weiß; früher nicht.«
    »Fünfundzwanzig Pfund«, rief Monks und fuhr zurück.
    »Habe ich nicht deutlich genug gesprochen«, höhnte Mrs. Bumble. »Das ist doch wahrhaftig nicht zuviel.«
    »Nicht viel«, grollte Monks ungeduldig. »Für ein Geheimnis,das zwölf Jahre zurückliegt und lange begraben ist.«
    »Ein guter Wein wird auch immer besser, je länger er liegt«, antwortete Mrs. Bumble, ohne aus der Ruhe zu kommen. »Es liegt so manches tot und begraben, das noch zwölftausend oder Millionen Jahre schlummern wird, und kommt schließlich doch noch zu seinem Wert und Ansehn; Sie wissen das so gut wie ich.«
    »Und wenn ich die Summe für etwas bezahle, was keinen Wert für mich hat?« fragte Monks zögernd.
    »Sie können das Geld ja dann leicht wieder an sich nehmen«, versetzte die Frau. »Ich bin doch bloß ein Weib und allein hier und ohne Schutz.«
    »Du bist nicht allein hier und noch weniger ohne Schutz, liebe Frau«, wagte Mr. Bumble einzuwenden, allerdings mit einer Stimme, aus der die Furcht deutlich hervorklang. »Ich bin doch hier, liebe Frau. Und dann«, setzte Mr. Bumble hinzu und bemühte sich, sein Zähneklappern zu verbergen, »ist Mr. Monks doch viel zuviel Gentleman, um gegen arme Leute gewalttätig vorzugehen. Mr. Monks weiß ja, daß ich kein Jüngling mehr bin, wenn es mir auch an Entschlossenheit nicht mangelt und ich, wie allbekannt, über eine ungewöhnliche Muskelkraft verfüge, besonders, wenn ich erst einmal in die Hitze komme.«
    Der ängstliche Ausdruck in seinen Mienen zeigte mehr als nötig, wie sehr er log.
    »Du bist ein Esel«, sagte Mrs. Bumble als Antwort. »Halte den Mund, das ist gescheiter.«
    »Es wäre gescheiter, er risse sich die Zunge aus, wenn er schon nicht leise reden kann«, brummte Monks grimmig. »Also, Mr. Bumble ist Ihr Mann, so so.«
    »Der und mein Mann? – Lächerlich«, spöttelte die Alte, der Antwort ausweichend.
    »Hab mir gleich so etwas gedacht, als Sie eintraten«, sagte Monks, den verdrießlichen Blick, den die Frau bei allem, was sie sagte, auf ihren Mann warf, wohl bemerkend. »Gut so. Mit zwei Personen unterhandelt es sich immer leichter. – Übrigens, da schaun Sie her.«
    Er holte aus seiner Tasche einen Leinwandbeutel, zählte fünfundzwanzig Guineas auf den Tisch und schob sie der Armenmutter zu. »Da«, sagte er, »stecken Sie das ein. Und wenn das verfluchte Gewitter vorüber ist, das mir schon lange in den Gliedern liegt und gleich loskrachen wird, dann erzählen Sie mir, was Sie mir zu erzählen haben.«
    Als der Donner ausgetobt hatte, richtete sich Monks auf und beugte sich vor, um kein Wort zu verlieren. Die drei steckten die Köpfe dicht

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