Olivetti ermittelt
reichte seinem Kollegen eine Akte. »Fangen wir gleich mit dem Durchsehen der Akten an. Schau du noch mal die Zehn-Akte durch. Ich nehm mir die mit
Spitzbube
vor.«
Beide vergruben ihre Köpfe in die Akten. Sie wälzten die Papiere, studierten die Fotos, verglichen die Aussagen, sahen sich genau die Daten an, prüften alle Namen. Aber es ergab sich keine neue Fährte.
Schrödinger knallte seine Akte auf den Schreibtisch.
»Das gibt’s doch nicht. Wieso hat der Thesin das gemacht. Was will er mit so vielen Bildern?«
Teufel sah von seinen Papieren auf. »Na, sie nach und nach verscherbeln natürlich. Ist doch klar.«
»Und das Pferd? Reitet er damit über den Flohmarkt und bietet es als Sonderangebot an?«
»Blödsinn«, meinte Teufel. »Das weiß man doch, wie das funktioniert. Das Pferd wird ein bisschen verändert. An der Mähne, dann hier und da noch ein Flecken aufgemalt. Wenn niemand direkt danach schaut, fällt das nicht auf.«
»Ehrlich?«
»Für einen, der helle ist, kein Problem.«
|71| »Aber eine Sache braucht er«, sagte Schrödinger. »Irgendwo muss er das Pferd in der Zwischenzeit unterstellen.«
Teufel griff zum Telefon und beauftragte einen Kollegen mit den Nachforschungen, ob jemand seit gestern einen Mietstall für ein Pferd gesucht habe.
»Und der Filmpreis?«
»Null Problemo. Den lässt er einschmelzen«, meinte Teufel.
»Hm«, überlegte Schrödinger, »wenn wir ihn schnell fassen, dann kommt er zu alldem gar nicht!« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Der Fall gefiel ihm, weil er ihm nicht gefiel!
Die Fälle in der letzten Zeit waren streng genommen keine richtigen Fälle gewesen. Ein verschwundenes Fahrrad hier, ein Autodiebstahl dort, ein Mann, der seinem Arbeitgeber die gut gefüllte Kasse gestohlen hatte, ein Betrunkener, der die Rosen in den Gönneranlagen abgeschnitten hatte, sie blöderweise aber am nächsten Tag seiner Verlobten schenkte. Diese zählte schnell zwei und zwei zusammen, als sie von der Rosenschändung las, und kam zur Polizei. Seitdem war sie ihren Verlobten los, was sie glücklich machte, und sie hatte einen neuen Freund, nämlich Turgenjew. Was sie noch glücklicher machte. Und ihn, Turgenjew, auch!
|72| Zum Teufel mit diesem Turgenjew! Schrödinger war ein bisschen neidisch auf ihn und sein Glück. Wenn Turgenjew Lust auf Gesellschaft hatte, ging er zu seiner Lena. Und er, Schrödinger? Er unterhielt sich mit seinem leeren Aquarium!! Er seufzte. Da ging die Tür auf.
»Olivetti ist hier, meine Herren. Olivetti bringt Sonne, Glück und Freude. Ich seh’s an euren Gesichtern!« Er knallte die Tür hinter sich zu, schmiss seine Schultasche in die Ecke und setzte sich auf einen Stuhl. »Guten Tag!«
Als keiner von den beiden so richtig reagierte, stellte sich Olivetti in die Mitte des Zimmers und begann zu reden, als wäre er Dr. Weeber, der Polizeipräsident.
»Also, meine Herren, jetzt sitzen Sie hier nicht so rum, sondern lösen Sie mal den Fall. Und das ein bisschen dalli, dalli. Sonst versetze ich Sie in die Zentralli!!«
Und tatsächlich mussten jetzt Schrödinger und Teufel doch grinsen.
»Mensch, Olivetti!«, sagte Schrödinger. »Wir denken uns hier unsere Hirne schwarz. Und du kommst einfach reingeschneit, als ob das dein Wohnzimmer wäre.«
Olivetti schaute sich um. »Also mein Wohnzimmer wäre garantiert gemütlicher«, sagte er mit einem Blick |73| auf die vielen Papierberge. »Aber in meinem Zimmer kann ich besser denken als ihr in eurem.«
Schrödinger zwinkerte Teufel zu. »Komm, Teufel, dann gehen wir zwei jetzt in Olivettis Zimmer und denken weiter über unsere Fälle nach.« Er packte die Papierberge, Teufel nahm seine Akten und beide standen auf.
Verunsichert sah ihnen Olivetti zu. »Äh, na ja, also, das wäre jetzt nicht gut.«
»Wieso nicht?«, wollte Teufel wissen. »Wir müssen aber denken. Unsere Hirne sind noch nicht heiß genug. Wenn’s hier nicht geht, dann machen wir das eben bei Mr Olivetti! Stimmt’s, Schrödinger?«
Schnell stellte sich Olivetti mit ausgebreiteten Armen vor die Tür.
»Tut mir leid!«, sagte er etwas kleinlaut. »Aber wir können nicht zu mir gehen.«
»Und wieso nicht?«, wollte Schrödinger wissen.
Olivetti wurde immer nervöser. »Weil, weil … es nicht geht.«
Schrödinger nickte seinem Kollegen unmerklich zu.
»Na gut, Teufelchen, dann bleiben wir, wo wir sind, und versuchen hier unser Glück.« Die Kommissare gingen zu ihren Schreibtischen zurück.
|74| »Olivetti«, begann
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