Olivetti ermittelt

beziehungsweise hieß wohl mal Bube. Nehme ich mal an, oder?«
    Schrödinger nickte Teufel zu und der kam um den Tisch herum und nahm den Zettel.
    10
ub am nigs
    »Und
am
?«, wollte Teufel wissen.
    Aber Schrödinger kam ihm zuvor: »
am
heißt Dame. Olga Ness, die Große Dame des Deutschen Films!«
    |79| Die Kommissare schauten sich entgeistert an.
    »Teufel, du darfst mir eine runterhauen.«
    »Und du mir auch!«
    »Na, dann lassen wir es gleich. Dann sind wir quitt.« Schrödinger rieb sich die Nase. »Da muss erst so ein Schnösel kommen, um uns draufzustoßen, von was hier die Rede ist. Ich fasse es nicht!«
    Olivetti hatte den beiden staunend zugehört. »Also das mit dem Schnösel find ich nicht gut!«
    »Wir haben stundenlang auf den Zettel gestarrt, ohne die geringste Idee zu haben«, meinte Teufel mit einem tiefen Seufzer. »Dann kommst du daher und hast mit einem Blick die Lösung. Wie bist du denn da draufgekommen?« Teufel schaute Olivetti fragend an.
    »Keine Ahnung.« Olivetti zuckte mit den Schultern. »Vielleicht … weiß nicht … vielleicht weil ich doch gerade auf dem Handy Poker spiele und der Zettel mich an die Kartenwerte erinnert hat. Eigentlich dachte ich, ich mach nur einen Witz!«
    Aber Schrödinger und Teufel hörten gar nicht mehr zu. Sie steckten die Köpfe über dem Zettel zusammen und unterhielten sich leise.
    »Zehn, Bube, Dame. Also Zehn, Bube wie
Spitzbube
, Dame. Aber was haben unsere Fälle mit Kartenwerten zu tun?«, fragte Schrödinger.
    |80| »Ich nix Ahnung«, sagte Teufel und setzte sich wieder.
    Olivetti stand immer noch unbeachtet herum, und als niemand etwas sagte, setzte er sich ebenfalls. Die Kommissare nickten sich kurz zu.
    »Erster Fall, Bilderklau bei Dr. Zehn«, begann Schrödinger.
    »Richtig! Zehn!«
    »Zweiter Fall: Pferdeklau.«
    »
Spitzbube!
Richtig! Bube!«
    »Dritter Fall: Filmpreis.«
    »Richtig. Olga Ness, die Große Dame des Deutschen Films. Dame!«
    »Er geht der Reihenfolge der Karten nach. Zehn, Bube, Dame.«
    »Genau«, sagte Teufel. »Also hat er noch was vor. Nämlich König und Ass!«
    »König und Ass!«, wiederholte Schrödinger. »König und Ass. Wir müssen den König und das Ass finden! Teufel, wer ist der König? Und wer das Ass?«
    Olivetti hatte die ganze Zeit ruhig auf seinem Stuhl gesessen, wie beim Tennis hatte er immer den Kopf von einem zum anderen gedreht. Was hier passierte, war spannender als jeder Krimi.
    |81| »Ganz ruhig, Teufelchen, ganz ruhig. Nur nichts überstürzen. Dieser Lothar Bert Thesin hat doch alle seine Taten praktisch hier in Baden-Baden vollbracht. Stimmt’s?«
    Teufel nickte. »Im Prinzip richtig beziehungsweise nicht falsch. Zehn wohnt direkt an der Lichtentaler Allee, die Sache mit Spitzbube war in Iffezheim, und das liegt ja ganz in der Nähe. Und den Filmpreis hat er im Klauhaus gekurt … äh, Kurhaus geklaut.«
    »Also wird er seine nächste Tat wohl auch wieder hier vollbringen. Einverstanden?«
    »Einverstandissimo!«, sagte Teufel. »Wir suchen also hier in Baden-Baden und Umgebung einen König. Aber wo?«
    »Zeitung!«, sagte Schrödinger. »Wo ist die Zeitung?«
    Olivetti gab sie ihm. Denn er hatte die ganze Zeit auf ihr gesessen.
    Schnell blätterte Schrödinger die Zeitung durch. Teufel sah ihm dabei über die Schulter. Keiner bemerkte, wie Dr. Weeber plötzlich in der Tür stand.
    »Sagen Sie mal, Kommissar Schrödinger, was erlauben Sie sich eigentlich? Ich telefoniere mit Ihnen und Sie legen einfach auf!«
    »Hier!« Schrödinger knallte die Hand auf die Zeitung. |82| »Heute Abend Sondervorstellung
Der König der Löwen
. Das muss es sein.«
    Teufel las vor: »Wie schon berichtet, findet zurzeit im Alten Schloss ein Kongress von Interpol und dem Allgemeinen Sicherheits-Service statt.« Er schaute Schrödinger belustigt an. »Das ist da, wo du auch einen Vortrag halten sollst, lieber Kollege Schrödinger!«
    Der winkte nur ab. »Lies weiter.«
    »Thema ist die internationale Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Verbrechen. Für die Teilnehmer des Kongresses findet heute Abend im Theater eine Sondervorstellung des Films
Der König der Löwen
statt. Alle Teilnehmer werden anwesend sein, außerdem der Bürgermeister und der Polizeipräsident. Gesponsort wird die Vorführung …«
    »Los, Teufel, ab ins Theater!« Damit stürmten die beiden aus dem Zimmer.
    An der Tür sagte Schrödinger noch schnell: »Ach, guten Tag, Dr. Weeber!«
    Und ehe die Tür zuknallte, huschte Olivetti hinter ihnen