Olivetti ermittelt
Schuhe.
»Wo ist hier ein König? Wo ist hier ein König?«, murmelte Teufel.
»Bevor wir weitermachen, hab ich eine Frage.« Schrödinger wandte sich an Teufel. »Sag mal, mein allerliebster Kollege, wenn ich nie wieder – und wenn ich nie sage, meine ich nie – Teufelchen zu dir sage, würdest du dann den Vortrag im Alten Schloss für mich halten?«
Er blickte Teufel fest in die Augen.
Der blickte noch fester zurück.
»Sag lieber wieder Teufelchen zu mir!«
Damit war die Sache klar.
»Na gut«, meinte Schrödinger etwas enttäuscht. »Suchen wir weiter den König. Wo steckt der bloß?«
»Vielleicht hier«, sagte da Olivetti und reichte Schrödinger den Spielplan des Theaters, den er von einem Tisch genommen hatte. »Vielleicht wird da ein Stück mit einem König aufgeführt.«
Schrödinger schaute zu Teufel. »Olivetti ist gar nicht so blöd, wie er aussieht.« Er blätterte im Spielplan. »›Die Räuber, Ballett, Der Floh im Ohr.‹ Nix zu sehen von einem König.«
|88| Entmutigt warf er den Spielplan Olivetti wieder zu.
Teufel stand auf und sagte: »Schauen wir uns mal um, vielleicht finden wir doch noch einen König.«
Alle drei gingen jetzt durch die Sitzreihen nach vorne auf die Bühne, wo die Leinwand inzwischen in die richtige Stellung manövriert worden war.
Olivetti deutete auf die Leinwand. »Und wenn Thesin den Film klaut, dann sitzen alle da und keiner weiß, was man tun soll. Das wär doch auch ein Riesending, oder?«
Teufel schüttelte den Kopf. »Wenn der den Film klaut, macht das auch nix. Dann zeigen sie eben einen anderen. Das ist ja heute kein Problem mehr. Innerhalb von Minuten schickt der Filmverleih einen neuen. Nee, das ist es auch nicht.«
Schrödinger setzte sich neben einen der Arbeiter auf eine Kiste. Der bot ihm ein Bier an, das Schrödinger aber ablehnte.
Der Mann las weiter in seiner Zeitung.
»Wo gibt es noch einen König in Baden-Baden?«, murmelte er erneut vor sich hin. »Bei welchem Badener König lohnt sich ein Verbrechen für den Thesin?«
Plötzlich stand Schrödinger auf und stellte sich vorne auf der Bühne vor die Leinwand.
»Alle mal herhören!«, schrie er. »Kommt mal bitte |89| alle nach vorne. Ich bin von der Kripo und brauche eure Hilfe.«
Kurz darauf hatten sich alle Bühnenarbeiter vor Schrödinger versammelt.
»Ich brauche einfach eine Idee. Wir wissen, dass ein Verbrechen geplant ist, bei dem es um einen König geht. Wahrscheinlich hier in Baden-Baden. Wer hat eine Idee, wo es einen König gibt? Das kann ein echter sein, jemand, der so heißt, oder jemand, der als König bezeichnet wird.«
»So was wie die Wein-Königin, nur eben König?«, wollte der Dicke wissen.
»Genau das«, antwortete Schrödinger.
»König der Köche«, sagte da einer.
»Der Gurken-König«, meinte ein anderer. »Liest mein Sohn gerade.«
»Mein Schwiegervater heißt so«, sagte der Nächste. »Den könnte man ruhig mal klauen. Hätte ich nix dagegen«, fügte er unter dem Gelächter der anderen hinzu.
Weitere Vorschläge kamen. Aber keiner, der Schrödinger und Teufel hätte aufspringen lassen. Schließlich breitete sich Stille aus.
Olivetti hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Jetzt meldete er sich wie in der Schule.
|90| »Äh, ich weiß ja nicht, ob das was zu sagen hat. Aber es gibt ein Schachturnier heute Abend. Und beim Schach kommen doch auch Könige vor.«
»Hm, stimmt«, meinte Teufel. »Aber wenn so eine Figur geklaut wird, macht das doch auch nix, oder? Dann nehmen die einfach eine andere.« Schrödinger nickte zustimmend.
»Ja, aber«, fuhr Olivetti fort, »zur Eröffnung des Turniers gibt es heute Abend eine besondere Schachpartie. Die Nachfahren von Capablanca und von Botwinnik spielen gegeneinander. Das waren mal Schachweltmeister.«
»Na und?«, wollte Schrödinger wissen.
»Na ja, die haben doch so ein Schachspiel aus dem Museum. Mit Diamanten und Gold dran. Steht in der Zeitung.«
»Was!?«, schrie Schrödinger und riss einem Arbeiter die Zeitung aus der Hand und suchte den entsprechenden Artikel. »Hier: ›Schachturnier … Besonders wertvoll … Diamanten, Gold … einmalig auf der Welt … findet in der Trinkhalle statt.‹ Mann, warum hast du denn das nicht schon vorher gesagt?«, schrie er Olivetti aufgebracht an.
»Nun lass doch den armen Kerl in Ruhe. Wir hätten das wissen müssen und nicht er!«, bremste ihn |91| Teufel. Woraufhin Schrödinger erst einmal tief ausatmete.
»Du hast ja recht. Entschuldigt. Also
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