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Oliviane – Der Saphir der Göttin

Oliviane – Der Saphir der Göttin

Titel: Oliviane – Der Saphir der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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um. Sie vernahm ungewohnten Lärm aus der Ferne: Grölen, das Kreischen von Frauen, die Geräusche eines wüsten Gelages. Der dichte Nebel nahm den Tönen die Richtung, so dass sie geradewegs aus den Steinen und Mauern zu dringen schienen.
    »Sie feiern in der großen Halle den Beginn des neuen Jahres«, murmelte der Schwarze Landry, das Gesicht in den duftenden hellen Haaren vergraben, die nach Sommer und Sonne rochen und sich zwischen seinen Fingern wie Seide anfühlten.
    »Das neue Jahr ... O Gott!« Oliviane wollte sich aufrichten, aber das Gewicht des schweren Körpers, der sie auf den Strohsack presste, ließ es nicht zu. »Ava wird mich suchen!«, wisperte sie ängstlich und rüttelte an seinen Schultern. »Ich muss fort, lasst mich gehen! Ich bitte Euch, so helft mir doch!«
    »Ava weiß, dass du in dieser Burg nicht verloren gehen kannst«, murmelte Landry. »Die Zugbrücke wurde geschlossen, nachdem der Bote des Herzogs aus Rennes eintraf. Im schlimmsten Fall nimmt sie an, dass du dich irgendwo verirrt hast. Aber ich denke, dass sie mit den anderen Frauen beim Festmahl ist! Sie ist keine treu ergebene Magd, die sich Sorgen um ihre Herrin machen würde.«
    »Aber wenn er nach mir sucht?«
    »Er ist mit Gordien in seiner Kammer und brütet über den Nachrichten aus Rennes«, gab Landry einen Teil seines Wissens preis. »Wie es scheint, gefällt es ihm nicht, was er gehört hat. Er hat heute Nacht anderes im Sinn als eine widerspenstige Braut!«
    »O Gott!«
    Das Stichwort ›Braut‹ machte Oliviane unvermittelt klar, dass sie in Schwierigkeiten steckte, in großen Schwierigkeiten. Ihre Augen flogen verwirrt durch den Söller, ehe sie zu dem Bett zurückkehrten, auf dem ihrer beider Körper noch immer eng umschlungen lagen. Was, um Himmels willen, hatte sie getan?
    Eine der Kerzen war heruntergebrannt, und die andere beleuchtete den Raum nur noch spärlich. Beim Ausatmen bildete die Luft kleine Wölkchen vor dem Mund, dennoch fror Oliviane nicht. Landry hatte alles an Stoff über sie beide gebreitet, was er hatte finden können. Aber noch mehr als die wärmenden Stoffe spürte sie die Glut, die von seinem glatten, muskulösen Körper ausstrahlte. Es war, als würde diese Glut bis in die Tiefe ihres Leibes dringen, dorthin, wo das neue, herrliche Gefühl der Lust noch nachbebte.
    »Heilige Anna, was habe ich getan?«, wisperte sie.
    Landry betrachtete sie mit einem Blick, den sie nicht einzuordnen wusste. »Schscht! Du musst keine Angst haben«, versuchte er, ihr die Furcht zu nehmen. »Cocherel hat seine Bestätigung doch längst erhalten. Er wird kein zweites Mal nachfragen, ob die Ware unbeschädigt ist, die er gekauft hat! Er käme nie auf den Gedanken, dass ihm jemand in seiner eigenen Burg Hörner aufsetzt!«
    »Die Ware ...« Oliviane wich abrupt vor ihm zurück. »Ist es das, was Ihr von mir denkt? Dass ich nur eine Ware bin, die Ihr gestohlen habt, um zu beweisen, dass Ihr ihm die Stirn bieten könnt?«
    Landry vermochte nicht zu sagen, was ihn dazu trieb, diese unselige Diskussion fortzusetzen, die doch nur damit enden konnte, dass sie alles zerstörte, was eben zwischen ihnen entstanden war.
    »Eine Braut ist immer eine Ware«, entgegnete er sachlich und kehrte wieder zur korrekten Anrede zurück. »Je neuer und unberührter, umso wertvoller ist ihr Handelswert. Der Eure ist beträchtlich, weshalb empört Ihr Euch darüber? Der Herzog wollte eine Braut aus einer der ersten Familien dieses Landes, und er war dafür bereit, die Forderungen Eures Großvaters zu erfüllen.«
    Oliviane schluckte. Ihre Kehle war trocken. Sie war im Bewusstsein ihres Wertes erzogen worden, aber sie hatte ihn nie als Handelswert gesehen.
    »Hat es Euch Vergnügen bereitet, diese Ware zu beschädigen?«, fauchte sie. Dabei war sie im Grunde wütender auf sich selbst als auf ihn. Sie hatte gewollt, was geschehen war! Sie hatte die Möglichkeit, ihn zurückzuweisen, ungenutzt verstreichen lassen!
    Ihr unerwarteter, wütender Angriff verblüffte Landry. Er hatte die üblichen Seufzer und Tränen erwartet. Eine Frau, die seines Trostes bedurfte. Die empörte Rachegöttin brachte ihn freilich aus dem Konzept. Und wie hinreißend, wie verlockend sie war! Die letzte, flackernde Kerze streute einen goldenen Schimmer über die gelösten Haare und ließ die bloßen, ebenmäßigen Schultern wie Perlmutt leuchten. Die vollen Brüste mit den rosigen Spitzen bebten vor Zorn. Sie hatte offensichtlich völlig vergessen, dass sie nichts am

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