olly - 09 - Die Burg erlebt ihr groesstes Fest
vor. „Sie ist ein Musikgenie und spielt fabelhaft Klavier. Deshalb hat sie sich ja auch für die anderen Fächer so wenig interessiert.”
„Gut. Renate ist für die Musik verantwortlich. Wer von euch hat eine Eins in Zeichnen und Kunsterziehung? Yella, Antje und Ingrid. Ihr werdet für das Bühnenbild und die Kostümentwürfe verantwortlich sein. Wählt euch eure Helfer selber aus. Sobald Ingrid und Irmgard in der Bibliothek etwas gefunden haben, gehen wir an die Arbeit. Und jetzt Schluß, sonst bekommen unsere Gäste aus dem West-und Ostturm Ärger.”
Die Mädchen aus den anderen Türmen verabschiedeten sich und gingen in ihre Schlafsäle hinüber. Die anderen blieben noch für einen Augenblick im Gemeinschaftsraum sitzen. Monika legte eine Platte auf.
„Kinder, das wird eine Schau! Ich kann’s kaum erwarten”, sagte Irmgard vergnügt. „Es lebe Marja und ihr phänomenaler Einfall!”
Die Einweihungsfeier
Eine Woche nach Beginn des neuen Semesters fand im „Möwennest” die Einweihung des neuen Schwimmbeckens statt. Zu den Schülerinnen und Lehrern waren noch ein paar auswärtige Gäste geladen, Geldgeber, Freunde und Förderer der Schule, sowie die Lehrer aus der Burg.
Die besten Schwimmerinnen aus beiden Schulen zeigten in einer kleinen Vorführung ihr Können im Turmspringen, Tauchen und in einer Art „Wasserballett”, das man eilends für diesen Zweck einstudiert hatte.
Die verwöhnte und wehleidige Evelyn Lessing und ihre ähnlich geartete Freundin Sandra hatten einmal mehr Grund, auf Dolly und ihre Freundinnen eifersüchtig zu sein. Evelyn, die immer noch nicht richtig schwimmen gelernt hatte, und Sandra, deren Schwimmkünste kaum besser waren als die von Evelyn, waren zum Küchendienst abkommandiert worden, was sie ganz besonders empörend fanden. Denn in ihren Augen waren sie weit besser dazu geeignet, die Gäste zu unterhalten, als in der Küche Petersilie zu hacken.
Durch das Küchenfenster konnten sie mitansehen, wie man Dolly, Irmgard und Marja zujubelte. Das war schon ärgerlich genug, aber noch ärgerlicher war, daß dieser neue Lehrer am Rand des Schwimmbeckens stand und Dolly fast mit den Augen verschlang. Das wäre ja wirklich das Letzte! dachte Sandra wütend. Daß diese eingebildete Dolly Rieder, die sich nicht schämt, im „Möwennest” mit einem eigenen Wagen zu erscheinen, auch noch diesen attraktiven Herrn Schwarze mit Beschlag belegt. Das kam nicht in Frage!
Bei der ersten besten Gelegenheit schlich sich Sandra aus der Küche und lief in ihr Zimmer hinüber, um sich für die Feier umzukleiden und zu frisieren. Diesem KlausHenning Schwarze sollten die Augen aus dem Kopf fallen! Wenn er zu dumm war zu begreifen, wer hier die charmanteste und hübscheste unter den Schülerinnen war, mußte man eben ein bißchen nachhelfen.
Sandra wählte ein hauchdünnes geblümtes Chiffonkleid. Im Koffer hatte sie noch ein Haarteil, mit dem sie ihr eigenes Haar zu einer kunstvollen Frisur auftürmen konnte. Sie flocht das Haarteil zu einem dicken Zopf und schlang ihn um ihre Locken. Nun das Make-up. Zartblauer Lidschatten mit einem Hauch von Silber. Über die eigenen Wimpern kamen zwei Paar künstliche, das Ganze wurde mit schwungvollen Lidstrichen umrahmt und kräftig schwarz getuscht. Ein fliederfarbener Lippenstift gab dem Werk die Vollendung. Sandra trat einen Schritt zurück und prüfte befriedigt ihr Aussehen.
Als sie zur Gesellschaft zurückkehrte, hatten auch die Schwimmerinnen sich umgezogen. Dolly in ihrem schlichten weißen Leinenkleid, gegen das sich ihre sonnengebräunte Haut besonders reizvoll abhob, reichte auf einem Tablett Drinks herum.
„Wo bleibst du denn!” zischte Evelyn hinter Sandras Rücken. „Soll ich denn alles allein machen?”
„Ich habe mich ja nur schnell ein wenig zurechtgemacht”, gab Sandra kühl zurück und drehte sich um.
Als Evelyn die Aufmachung der Freundin sah, blieb ihr vor Staunen der Mund offenstehen. Sie brauchte einen Augenblick, um sich von dem Schrecken zu erholen, dann sagte sie: „Na schön, aber da du ja jetzt fertig bist, werde ich gehen und mich umziehen. Du kannst inzwischen hier weitermachen.” Was Sandra konnte, konnte sie schon lange.
„Gern”, flötete Sandra und ergriff ein Tablett mit Gläsern. Sie steuerte damit geradewegs auf Herrn Schwarze zu.
„Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?” säuselte sie. Herr Schwarze starrte sie an, als sei sie eben in einem Raumschiff vom Mars hier auf dem Rasen gelandet. Sandra
Weitere Kostenlose Bücher