olly - 09 - Die Burg erlebt ihr groesstes Fest
bringen.”
„Gut, Gisela, Carola kann mit dir gehen. Carola!” Carola erhob sich zögernd.
„Ihr werdet jetzt unserer Direktorin, Frau Greiling, vorgestellt. Gisela wird dich und die Neuen aus den anderen Klassen hinbegleiten. Felicitas wird dir später deine Bücher und den Stundenplan geben.”
Felicitas sah Carola nach. Sie wünschte sehnsüchtig, sie auf ihrem Gang zur Schulleiterin begleiten zu können. Ob Frau Greiling auch auf Carola so einen starken Eindruck machen würde? Carola schien ziemlich dickhäutig zu sein, aber vielleicht tat sie nur so… Und es hatte bisher noch keine Schülerin gegeben, die von diesem ersten Zusammentreffen mit der Direktorin von Burg Möwenfels nicht tief beeindruckt gewesen wäre.
Felicitas jedenfalls erinnerte sich noch an jedes Wort, das Frau Greiling zu ihnen gesprochen hatte. Die Direktorin hatte sie mit ihren gütigen, unwahrscheinlich blauen Augen der Reihe nach ernst angesehen und ihnen gesagt: „Ich möchte, daß ihr mir ein oder zwei Minuten zuhört. Eines Tages werdet ihr diese Schule verlassen und ins Leben hinausgehen. Dann sollt ihr einen hellen Verstand und ein freundliches Herz mit euch nehmen. Ihr sollt euch als Menschen erweisen, die man liebt und denen man vertraut. All das werdet ihr auf Burg Möwenfels lernen können. Vorausgesetzt, daß ihr es wollt. Ich halte es nicht für das Wichtigste, daß ihr Wissen erlangt und das Examen besteht, obwohl das gut ist. Unser Stolz sind die Schülerinnen, die gelernt haben, freundlich und hilfsbereit zu sein und liebenswerte Menschen zu werden, auf die in jeder Beziehung Verlaß ist. Versager waren alle, die das in den Jahren, die sie auf Burg Möwenfels waren, nicht gelernt haben.”
Felicitas hörte noch heute die tiefe, klare Stimme der Direktorin, als sie fortfuhr: „Die einen werden dies alles leicht lernen, die anderen werden Mühe haben. Aber leicht oder schwer – ihr müßt es lernen, wenn ihr später glücklich werden und andere glücklich machen wollt. Man wird euch auf Burg Möwenfels sehr viel geben. Seht zu, daß ihr auch sehr viel zurückgebt!”
Jetzt würde also auch Carola diese Worte hören. Und vielleicht würde sie unter dem Eindruck dieser Worte ein wenig von ihrer starren, abweisenden Haltung aufgeben.
Den ganzen Tag über hatten die Mädchen nichts anderes im Kopf als die geplante Weihnachtsaufführung. Sie konnten den Abend kaum erwarten, und als sich nach dem Abendessen alle im Gemeinschaftsraum versammelt hatten, redeten alle zugleich drauflos.
„Ruhe! Jetzt haltet doch mal den Mund! Eine nach der anderen!” brüllte Felicitas schließlich verzweifelt. „Wir sind doch keine Zweitkläßler mehr!”
Der Vorwurf wirkte. Augenblicklich trat erwartungsvolle Stille ein, alle blickten auf die Klassensprecherin.
„Ich schlage vor, daß wir uns zunächst einmal darüber unterhalten, welchen Inhalt unser Stück haben soll. Ob es etwas Musikalisches werden soll oder ein Theaterstück – vielleicht sogar ein Ballett oder eine Pantomime. Jede von euch schreibt jetzt auf einen Zettel, für welche Art von Aufführung sie stimmt. Dann werden wir die Mehrheit entscheiden lassen.”
„Ruhe, wir sind doch keine Zweitkläßler mehr!” brüllte Felicitas verzweifelt
Blitzschnell hatten die Mädchen ihre Vorschläge zu Papier gebracht, schließlich hatten sie den ganzen Tag über nichts anderes nachgedacht. Yella und Judith werteten das Ergebnis aus.
„Wir haben eine Mehrheit von sechs Stimmen für ein Sprechstück mit Chansons. Vier stimmen für ein Singspiel, zwei für eine Pantomime, drei für ein Stück ohne musikalische Einlagen und eine für ein Ballett. Und eine schlägt eine Art Zirkusvorstellung vor, eine Zirkus-Parodie”, verkündete Judith.
„Ohne Tiere?” fragte Irmgard spöttisch.
„Die Tiere seid ihr”, sagte Carola aggressiv. „Gezähmte
Zirkustiere!”
„Aha, das war deine Idee!”
„Nun, jedenfalls wissen wir jetzt, was wir machen”, unterbrach
Felicitas schnell, um eine Auseinandersetzung zu verhindern. „Ein Sprechstück mit musikalischen Einlagen. Und welches Thema nehmen wir?”
„Ich finde, es sollte nicht wieder ein Märchen werden. Wir hatten so
viele Märchen in den letzten Jahren, dabei sind wir doch aus dem Alter wirklich raus”, sagte Ingrid.
„Ja, wie war’s mit etwas Aktuellem, einem Stück über unseren Alltag auf der Burg?” schlug Yella vor.
Antje, eines der Mädchen aus dem Westturm, die zu dieser Besprechung im Nordturm zu Gast waren,
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