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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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aber sie sind nicht der wahre Grund. Wenn ihr Moravecs zur Erde reisen wolltet, hättet ihr d a zu kein so monströses Riesenschiff zu bauen brauchen. Ihr hattet bereits fünfundsechzig Kampfschiffe in der Umlaufbahn um den Mars oder im Fährverkehr zwischen dem Mars und dem Astero i dengürtel.«
    »Fünfundsechzig?« Mahnmut hat gewusst, dass Schiffe in der näheren Umgebung gewesen waren, einige kaum größer als die Hornissenfähren, andere groß genug, um schwere Lasten vom Jupiterraum herzutransportieren, wenn nötig. Er hat aber keine Ahnung gehabt, dass es so viele waren. »Woher hast du diese Zahl, Hockenberry?«
    »Zenturio Mep Ahoo hat sie mir genannt, als wir noch auf dem Mars und der Ilium-Erde waren. Ich habe ihn nach dem Antrieb der Schiffe gefragt. Er hat sich nicht sehr klar ausgedrückt – Raumfahrttechnik ist nicht sein Fachgebiet, er ist ein Kampfvec –, aber ich hatte den Eindruck, dass diese Schiffe e i nen Fusion- oder Ionenantrieb besitzen … jedenfalls etwas tec h nisch Ausgereifteres als Atombomben in Dosen.«
    »Ja.« Mahnmut weiß auch nicht viel über Raumschiffe – dasjen i ge, das Orphu und ihn zum Mars gebracht hat, war eine zusa m mengestoppelte Kombination aus Sonnensegeln und abwerfbaren Fusionstriebwerken, die zunächst von dem zwei Billiarden Watt starken, von Moravecs konstruierten Trebuchet der Beschleun i gungsschere des Jupiter ins Innere des Sonnensystems geschle u dert worden war –, doch selbst ihm, einem bescheidenen U-Boot-Fahrer von Europa, ist klar, dass die Queen Mab primitiv und viel größer ist, als es ihre offizielle Mission erfordert. Er glaubt zu wi s sen, worauf Hockenberry mit all dem hinauswill, aber er ist nicht sicher, ob er es hören möchte.
    »Eine Atombombenexplosion alle dreißig Sekunden«, sagt der Mensch leise, »hinter einem Schiff von der Größe des Empire State Building, wie alle Hauptintegratoren und Orphu au s drücklich betont haben. Dazu das Fehlen jeglichen Tarnmater i als, mit dem selbst die Hornissen überzogen sind. Da habt ihr also dieses g i gantische Objekt mit einer hohen … wie nennt ihr es? Albedo … an der Spitze einer Reihe atomarer Explosionen, das zu dem Zei t punkt, an dem ihr die Erdumlaufbahn erreicht, von der Erdobe r fläche aus selbst am helllichten Tag zu sehen sein wird … zum Teufel, nach allem, was ich weiß, könnte es dort schon jetzt mit bloßem Auge sichtbar sein.«
    »Und daraus schließt du … « Mahnmut überträgt dieses G e spräch per Engstrahl an Orphu, aber sein ionischer Freund schweigt bisher auf ihrem privaten Kanal.
    »Und deshalb glaube ich, dass der wahre Zweck dieser Miss i on darin besteht, so bald wie möglich gesehen zu werden«, sagt H o ckenberry. »Und so bedrohlich wie möglich zu wirken, um eine Reaktion der Mächte auf der Erde oder in ihrer Umgebung ausz u lösen – eben jener Mächte, die an der Struktur der Qua n tenrealität herumgebastelt haben, wie ihr behauptet. Ihr ve r sucht, das Feuer auf euch zu ziehen.«
    »Ach, wirklich?«, sagt Mahnmut. Noch während er es au s spricht, weiß er, dass Dr. Thomas Hockenberry Recht hat … und dass er, Mahnmut von Europa, all dies längst geahnt, es aber li e ber verdrängt hat.
    »Ja, wirklich«, sagt Hockenberry. »Vermutlich ist dieses Schiff nur so gespickt mit Aufzeichnungsgeräten, und wenn die unb e kannten Mächte in der Erdumlaufbahn – oder wo immer sie sich verstecken – die Queen Mab in ihre Atome zersprengen, werden detaillierte Informationen über diese Macht, über das Wesen di e ser Superwaffen, zum Mars, zum Gürtel, zum Jup i terraum oder sonstwohin übertragen. Dieses Schiff ist wie das Trojanische Pferd, das die Griechen auf der Ilium-Erde noch nicht ersonnen und gebaut haben – und vielleicht nie bauen werden, weil ich den Ablauf der Ereignisse durcheinander gebracht habe und weil Odysseus euer Gefangener hier auf di e sem Schiff ist. Aber das hier ist ein Trojanisches Pferd, und wie du weißt – oder mit zie m licher Sicherheit annimmst –, wird die andere Seite es verbrennen. Mitsamt uns allen darin.«
    Per Engstrahl sendet Mahnmut: Orphu, ist das die Wahrheit?
    Ja, mein Freund, aber nicht die ganze, kommt die grimmige An t wort.
    Zu dem Menschen sagt Mahnmut: »Nicht mitsamt uns allen, H o ckenberry. Du hast ja noch dein QT-Medaillon. Du kannst jede r zeit verschwinden.«
    Der Scholiker hört auf, sich die Brust zu reiben – die Narbe ist nur noch eine blaugraue, zunehmend verblassende Linie auf se i ner

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