Olympos
Aufgabe zu kämpfen. Wenn bei der jeweiligen Gemei n schaft vor Ort alles normal zu sein schien, sollten sie den Veran t wortlichen die Nachricht übergeben und dann so schnell wie möglich zum nächsten Knoten faxen. Selbst wenn es Verzögeru n gen bei der Übermit t lung ihrer Botschaften gab, hoffte Daeman, dass jeder von ihnen seine Mission in weniger als zwölf Stunden erfüllen konnte. Einige der Knoten waren spärlich bewohnt – w e nig mehr als eine Ansammlung von Häusern um einen Faxpavi l lon herum –, sodass die Aufentha l te kurz sein sollten, und noch kürzer, wenn die Menschen geflohen waren. Sollte ein Bote o der eine Botin nicht binnen vierundzwanzig Stunden nach A r dis Hall zurückkehren, würde er oder sie als verloren betrachtet und j e mand anders an seiner oder ihrer Stelle ausgeschickt werden, um diese dreißig Knoten zu benachrichtigen. Sie sollten nur dann fr ü her zurückkehren – bevor sie ihre Rundreise zu den dreißig Kn o ten beendet hatten –, wenn sie ernsthaft verletzt wurden oder wenn sie etwas erfuhren, was für das Übe r leben aller Bewohner von Ardis wichtig war. In diesem Fall sollten sie sofort zurüc k kommen.
Der Mann namens Siman schaute nervös auf die umliegenden Hügel und Wiesen. Es wurde bereits dunkel. Der Mann sagte nichts, aber Daeman konnte seine Gedanken gelesen – welche Chance hätten sie, wenn sie die zwei Kilometer im Dunkeln zurückzul e gen versuchten, während die Voynixe unterwegs waren?
Daeman rief die Verteidiger des Faxpavillons in ihren Kreis. Er erklärte, falls einer seiner Leute mit wichtigen Nachrichten z u rückkomme und das Sonie nicht verfügbar sei, sollten fün f zehn Wachleute den Boten oder die Botin nach Ardis Hall b e gleiten. Doch der Faxpavillon dürfe auf keinen Fall schutzlos zurückg e lassen werden.
»Noch Fragen?«, wandte er sich an seine Leute. Im verlösche n den Licht waren ihre Gesichter weiße Ovale, die ihm z u gekehrt waren. Niemand hatte eine Frage.
»Wir reisen in der Reihenfolge der Faxcodes ab.« Er verschwe n dete keine Zeit damit, ihnen Glück zu wünschen. Einer nach dem anderen faxten sie hinaus, tippten den ersten ihrer Codes in das Eingabefeld an der Säule in der Mitte des Pavillons und ve r schwanden abrupt. Daeman hatte die letzten dreißig Codes übe r nommen, hauptsächlich weil Paris-Krater zu diesen hohen Zahlen gehörte, wie auch die anderen Knoten, die er bereits überprüft hatte. Doch als er wegfaxte, tippte er keinen dieser Codes ein. Stattdessen gab er den kaum bekannten hohen Code für die u n bewohnte Tropeninsel ein.
Es war noch helllichter Tag, als er dort ankam. Die Lagune war hellblau, das Wasser jenseits des Riffs von einem tieferen Blau. Sturmwolken ballten sich am westlichen Horizont, und das mo r gendliche Sonnenlicht beschien die Oberseite der Wolken, die »Stratokumulus« hießen, wie er kürzlich gelernt hatte.
Daeman schaute sich um und vergewisserte sich, dass er a l lein war, dann zog er sich nackt aus und schlüpfte in die The r mohaut. Die Kapuze ließ er lose im Nacken hängen, die Osmosemaske baumelte an einem Riemen unter seinem Kittel. Dann zog er H o se, Kittel und Schuhe an und stopfte seine Unterw ä sche in den Rucksack.
Er überprüfte die anderen Dinge im Rucksack – gelbe Stoffstre i fen, die er in Ardis zurechtgeschnitten hatte, die beiden primit i ven Klauenhämmer, die er sich von Reman hatte schmieden la s sen, dem besten Eisenwerker in Ardis, wenn Hannah nicht da war. Seilrollen. Zusätzliche Armbrustbolzen.
Er wäre gern als Erstes nach Paris-Krater zurückgekehrt, aber dort war es tiefe Nacht, und um zu sehen, was er sehen musste, brauchte Daeman Tageslicht. Er wusste, dass er bis zum Sonne n aufgang in Paris-Krater ungefähr sieben Stunden Zeit hatte, und er war ziemlich sicher, dass er bis dahin den größten Teil seiner restlichen neunundzwanzig Knoten besuchen konnte. Zu einigen war er bereits nach seiner letzten Flucht aus Paris-Krater gefaxt – Kiew, Bellinbad, Ulanbat, Chom, Lomans A n wesen, Drid, Fuego, Kapstadt-Turm, Devi, Mantua und Satle Heights. Nur Chom und Ulanbat waren zu diesem Zeitpunkt mit dem blauen Eis infiziert gewesen, und er hoffte, dass es nicht schlimmer geworden war. Selbst wenn er volle zwölf Stunden brauchte, um die Me n schen in den anderen Städten und bei den anderen Knoten zu warnen, würde es heller Tag sein, wenn er als Letztes nach P a ris-Krater faxte.
Und in Paris-Krater wollte er tun, was er tun musste.
Daeman
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