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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Schwester. Dem e ter hat zumindest Erfahrung darin, seltsame Dinge zu gebären. Und sie hat derzeit wenig zu tun, weil die Sterblichen gegenwä r tig keine Saat ausbringen und auch kein Getreide er n ten.«
    »Dann sei es«, sagte Zeus. Er wandte sich an Hephaistos. »Bring Demeter das Fleisch meines Sohnes«, befahl er, »und sag ihr, es sei der Wille ihres Herrn, Zeus, dass sie dieses Fleisch esse und meinen Sohn wieder lebendig mache. Beauftrage drei meiner Erinnyen, über sie zu wachen, bis diese Geburt vol l bracht ist.«
    Der Gott des Feuers zuckte die Achseln und steckte das Stück Fleisch in einen seiner Beutel. »Willst du Bilder von Paris ’ Sche i terhaufen sehen?«
    »Ja«, sagte Zeus. Er kehrte zu seinem Thron zurück, setzte sich hin und klopfte mit der flachen Hand auf die Stufe, die Hera ve r lassen hatte, als sie aufgestanden war.
    Sie kam gehorsam zurück und nahm Platz, legte ihm jedoch nicht wieder den Arm aufs Bein.
    In sich hineingrummelnd, ging Hephaistos zum Kopf des Hu n des hinüber, hob ihn an den Ohren hoch und trug ihn zum Bil d erpool. Am Rand des Pools hockte er sich hin, zog ein gekrüm m tes Metallwerkzeug aus einem seiner Brustgurte und pulte den linken Augapfel des Hundes aus seiner Höhle, ohne dass dabei Blut floss. Er bekam das Auge problemlos heraus, aber in die leere Augenhöhle führten rote, grüne und weiße Sehnervenstränge, die sich abwickelten, als der Feuergott an ihnen zog. Nachdem er e t was mehr als einen halben Meter der glänzenden Stränge freig e legt hatte, holte er ein weiteres Wer k zeug aus seinem Gurt und schnitt sie durch.
    Hephaistos zog Schleim und Isolationsmaterial mit den Zä h nen ab und legte dünne, glänzende goldene Drähte frei. Diese drehte er zusammen und schloss sie an einem Gerät aus einem seiner Beutel an, das wie eine kleine Metallkugel aussah. Er warf den Augapfel und die farbigen Nervenstränge in den Pool, behielt die Kugel jedoch bei sich.
    Sofort füllte sich der Pool mit dreidimensionalen Bildern. Der dazugehörige Ton kam aus piezoelektrischen Mikrolautspr e chern, die in die Wände und Säulen eingelassen waren, und hüllte die drei Götter ein.
    Die Bilder aus Ilium waren aus dem Blickwinkel eines Hu n des aufgenommen – aus der Froschperspektive, viele bloße Knie und bronzene Beinschienen.
    »Ich hätte unsere alten Bilder vorgezogen«, maulte Hera.
    »Die Moravecs haben all unsere Drohnen entdeckt und abg e schossen, sogar die verdammten Insektenaugen.« Hephaistos spulte noch immer im Schnellvorlauf durch Paris ’ Trauerzug. »Wir haben Glück, dass wir … «
    »Schweigt«, befahl Zeus. Das Wort hallte wie Donner von den Wänden wider. »Da. Das. Ton.«
    Die drei sahen sich die letzten Minuten des Bestattungsrituals an, einschließlich Dionysos ’ grausigem Tod von Hektors Hand.
    Sie sahen, wie Zeus ’ Sohn den Hund in der Menge direkt a n schaute, als er sagte: »Verspeist mich.«
    »Du kannst das abschalten«, sagte Hera, als die Bilder Hektor zeigten, der die Fackel auf den wartenden Scheiterhaufen warf.
    »Nein«, sagte Zeus. »Lass es weiterlaufen.«
    Gleich darauf hielt es den Blitzeschleuderer nicht mehr auf se i nem Thron. Mit gefurchter Stirn, wütendem Blick und g e ballten Fäusten ging er zum Holobilderpool. »Wie kann dieser Sterbliche namens Hektor es wagen, Boreas und Zephyros anz u rufen, damit sie das Feuer anfachen, das die Eingeweide, die Genitalien und das Gedärm eines Gottes verzehrt! WIE KANN ER ES WAGEN!!«
    Zeus verschwand per Quantenteleportation, und es gab einen Donnerschlag, als die Luft in das Loch rauschte, wo der riesige Gott noch eine Mikrosekunde zuvor gewesen war.
    Hera schüttelte den Kopf. »Er sieht sich den Ritualmord an se i nem Sohn Dionysos in aller Ruhe an, bekommt jedoch einen Wu t anfall, wenn Hektor die Götter des Windes zu Hilfe ruft. Der V a ter ist nicht mehr ganz bei Sinnen, Hephaistos.«
    Ihr Sohn grunzte, holte den Augapfel ein und steckte ihn mit s amt der Metallkugel in einen Beutel. Den Kopf des Hundes stec k te er in einen größeren Sack. »Kann ich heute Morgen sonst noch etwas für dich tun, Tochter des Kronos?«
    Sie machte eine Kopfbewegung zum Kadaver des Hundes, de s sen Bauchklappe noch immer offen stand. »Nimm das mit.«
    Als ihr missmutiger Sohn fort war, legte Hera die Hand an die Brust und qtete aus der Großen Halle der Götter.
     
    Niemand konnte in Heras innerstes Schlafgemach qten, nicht einmal sie selbst. Vor langer Zeit – wenn ihr

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