Olympos
füllt war, den Feuern der Sterblichen sowie Moravec-Transportern im Einsatz – war eine Erinnerung an diesen Krieg.
»Liebes Kind«, rief Hera der Göttin der Liebe zu, »würdest du etwas für mich tun, wenn ich dich darum bäte, oder würdest du ablehnen? Zürnst du mir immer noch, weil ich in diesen verga n genen zehn Erdjahren den Danaern geholfen habe, du hingegen deinen geliebten Trojanern?«
»Erhabene Göttin«, sagte Aphrodite, »Geliebte des Zeus, du kannst mich um alles bitten. Gern erfülle ich dir deinen Wunsch, sofern ich ihn einer so mächtigen Göttin wie dir erfü l len kann.«
Die Sonne war fast schon hinter dem Horizont verschwunden. Beide Göttinnen standen im Schatten, aber Hera bemerkte, dass Aphrodites Haut und ihr allgegenwärtiges Lächeln aus sich selbst heraus zu leuchten schienen. Bei Hera als Frau löste das eine g e radezu sinnliche Reaktion aus; sie konnte sich nicht vo r stellen, wie die männlichen Götter sich in Aphrodites Gege n wart fühlten, geschweige denn die Sterblichen mit ihrem schwachen Willen.
Hera holte tief Luft – mit ihren nächsten Worten würde sie sich auf den gefährlichsten Plan festlegen, den sie jemals ersonnen ha t te, und sie hatte schon viele ersonnen – und sagte: »Gib mir deine Macht, Liebe und Begehren zu erwecken, mit der du immer alle Unsterblichen überwältigst und auch die sterblichen Menschen!«
Aphrodite lächelte weiter, aber ihre klaren Augen wurden ein klein wenig schmaler. »Natürlich werde ich das tun, Tochter des Kronos, wenn du es verlangst – doch wozu braucht jemand, der bereits in den Armen des Zeus ruht, des Ersten und Besten, meine wenigen Schliche?«
Hera bemühte sich um einen ruhigen, gelassenen Ton, wä h rend sie log. Wie bei den meisten Lügnern war ihre Lüge viel zu detai l reich. »Dieser Krieg ermüdet mich, Göttin der Liebe. Das ewige Ränkespiel unter den Göttern wie auch unter den Danaern und Trojanern tut meinem Herzen weh. Ich gehe nun zu den Grenzen der großzügigen anderen Erde, um nach dem Ursprung der Gö t ter, Okeanos, und Mutter Tethys zu schauen. Diese beiden haben mich in ihrem Haus voller Freundlichkeit erzogen; Rhea brachte mich zu ihnen, als Zeus, der weithin Donnernde, Kronos unter die Erde und unter das wogende Meer hinabsandte und uns hier auf dieser kalten, roten Welt eine neue Heimat schuf.«
»Aber weshalb, Hera«, fragte Aphrodite leise, »brauchst du meine armseligen Reize, um Okeanos und Tethys zu bes u chen?«
Hera lächelte in ihrer Heimtücke. »Die Alten haben sich vone i nander entfernt, ihr Ehebett ist erkaltet. Ich werde sie bes u chen, um ihren alten Hader zu schlichten und ihre Zwietracht zu heilen. Zu lange schon bleiben sie einander und ihrem Lager fern – ich möchte sie bewegen, ihre warmen Körper wieder in Liebe zu ve r einen, und Worte allein werden da nicht genügen. Deshalb bitte ich dich, Aphrodite, als deine dich liebende Freundin, die möchte, dass zwei alte Freunde ihre Liebe zue i nander wieder entdecken, leih mir eines der Geheimnisse deiner Reize, damit ich Tethys heimlich helfen kann, Okeanos ’ Bege h ren zurückzugewinnen.«
Aphrodites bezauberndes Lächeln wurde noch strahlender. Die Sonne war jetzt hinter dem Marshorizont untergegangen, der Gi p fel des Olymps lag im Schatten, aber das Lächeln der Liebesgöttin wärmte sie beide. »Wie könnte ich dir deinen Wunsch verwe i gern, o Gattin des Zeus, wo doch dein Gemahl, unser Herr, über uns alle gebietet.«
Mit diesen Worten löste Aphrodite das geheime Busenband von ihrer Brust und hielt das dünne Netz aus Stoff und Mikroschal t kreisen in ihrer Hand.
Hera starrte es an. Ihr Mund war auf einmal trocken. Kann ich es riskieren weiterzumachen? Wenn Aphrodite herausfindet, was ich im Schilde führe, werden sie und ihre Mitverschwörer unter den Gö t tern mich gnadenlos angreifen. Wenn Zeus meinen Verrat erkennt, wird er mich auf eine Weise vernichten, dass es weder einem Heilbo t tich noch einem fremden Heiler jemals gelingen wird, mich auch nur zu einem Abklatsch des olympischen Lebens wiederzuerwecken. »Sag mir, wie es funktioniert«, flüsterte sie.
»Dieses Band enthält all die betörenden Elemente der Verfü h rung«, sagte Aphrodite leise. »Es enthält Liebe und Liebesverla n gen, das zischelnde Gleiten der körperlichen Vereinigung, die drängenden Schreie der Liebenden und das zärtliche Flü s tern.«
»All das ist in diesem kleinen Busenband?«, sagte Hera.
»Es verfügt über den
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