Olympos
funktioniert. Siehst du – es hat nicht den geringsten beschissenen Mechanismus! Nur die Wählscheibe, die du herumdrehen konntest. Das war immer deine magische Dumbo-Feder.«
»Es hat funktioniert … es war immer … ich komme gerade von … ich habe es benutzt, um … «
»Nein, hast du nicht«, sagt Hephaistos. »Ich habe dir die e r forderlichen Nanogene für die Quantenteleportation eingebaut – genau wie den großen Jungs. Genau wie uns Göttern. Du sol l test es nur nicht erfahren, ehe es nicht so weit war. Aphrodite hat den Köder geschluckt – sie hat dir das falsche Medaillon gegeben, um dich in ihrem Komplott zur Ermordung Athenes zu benutzen.«
Ich schaue mich hektisch um. Die große Halle der Götter ist eingestürzt. Flammen lecken zwischen den umgeworfenen Sä u len hindurch. Die Kämpfe breiten sich überallhin aus, aber z u gleich leert sich der Gipfel, weil immer mehr Götter davo n schießen, um sich auf der Ilium-Erde zu verstecken. Hier und dort öffnen sich Bran-Löcher, und die Titanen und monströsen Wesen folgen den fliehenden Göttern. Das Donnerwolkenw e sen, welches das Dach und die oberen drei Etagen der großen Halle weggerissen hat, ist verschwunden.
»Du musst mir helfen, die Griechen zu retten«, sage ich mit klappernden Zähnen.
Hephaistos lacht erneut und reibt sich mit dem Rücken seiner rußigen Hand über den schmierigen Mund. »Ich habe schon alle anderen Menschen auf dieser verdammten Erde der Ilium-Geschichte aufgesaugt«, sagt er. »Weshalb sollte ich die Gri e chen retten? Oder meinetwegen auch die Trojaner? Was haben sie in letzter Zeit für mich getan? Andererseits brauche ich ein i ge Menschen dort unten, die mich anbeten, wenn ich in ein paar Tagen diesen Thron auf dem Olymp besteige … «
Ich kann ihn nur anstarren. »Du hast die Menschen aufg e saugt? Du hast die Bevölkerung der Ilium-Erde in dem blauen Strahl gefangen, der von Delphi aufsteigt?«
»Was zum Hades hast du denn geglaubt, wer es getan hat? Zeus? Mit seinem gewaltigen technischen Können?« H e phaistos schüttelt den Kopf. Die Titanen-Brüder Kronos, Iap e tos, Hyperion, Krios, Koios und Okeanos kommen auf uns zu. Sie sind von Kopf bis Fuß vom goldenen Ichor-Blut der Götter b e sudelt.
Plötzlich kommt Achilles aus den brennenden Ruinen. Er ist vollständig mit seiner goldenen Rüstung bekleidet, und sein schöner Schild ist ebenfalls mit dem Blut der Unsterblichen b e schmiert. Er hat das lange Schwert gezückt, und seine Augen starren mit einem fast schon wahnsinnigen Blick aus den Schlitzen seines schmutzigen, rußgeschwärzten goldenen Helms. Die Erscheinung ignoriert mich und ruft Hephaistos zu: »Zeus ist geflohen!«
»Natürlich«, erwidert der Feuergott. »Hast du gedacht, er würde warten, bis der Demogorgon ihn in den Tartaros schleppt?«
»Mit dem Holo-Pool-Lokalisator kann ich Zeus nirgends fi n den!«, ruft Achilles. »Ich habe Aphrodites Mutter, Dione, g e zwungen, mir mit dem Lokalisator zu helfen. Sie hat gesagt, er würde ihn an jedem Ort im ganzen Universum finden. Als sie versagt hat, habe ich sie in Stücke gehauen. Wo ist er?«
Hephaistos lächelt. »Erinnerst du dich an diesen einen Ort, fußschneller Männertöter, wo Zeus vor aller Augen verborgen war, als Hera ihn in den ewigen Schlaf ficken wollte?«
Achilles packt den Feuergott an der Schulter und hebt ihn beinahe vom Boden. »Odysseus ’ Haus! Bring mich dorthin! S o fort.«
Hephaistos ’ Augen verengen sich zu nicht belustigten Schli t zen. »Den künftigen Herrn des Olymps kommandiert man nicht so herum, Sterblicher. Auch wenn du eine Singularität bist, musst du Höherstehende mit mehr Respekt behandeln.«
Achilles lässt Hephaistos ’ Lederweste los. »Bitte. Jetzt. Bitte.«
Hephaistos nickt und sieht mich dann an. »Du kommst auch mit, Scholiker Hockenberry. Zeus wollte, dass du heute hier bist. Er wollte dich als Zeugen dabeihaben. Und ein Zeuge sollst du nun auch sein.«
82
Die Moravecs an Bord der Queen Mab empfingen alles Folgende live, in Echtzeit – Odysseus ’ Nano-Bildgeber und Sender fun k tionierten gut –, aber Asteague/Che beschloss, die Bilder nicht an Mahnmut und Orphu von Io weiterzuleiten, die auf dem Boden des irdischen Meeres arbeiteten. Die beiden Vecs hatten gerade einmal die Hälfte der zwölf Stunden hinter sich, in d e nen sie die siebenhundertachtundsechzig kritischen Schwar z loch-Sprengköpfe abtrennen und verladen wollten, und ni e mand in der Mab wollte sie
Weitere Kostenlose Bücher