Oma 04 - Omas Erdbeerparadies
denn?»
«Dass sie das Erdbeerparadies vergessen soll!»
«Egal, was du sagst, ich bleibe auf Föhr», ging Jade dazwischen.
Der Kellner nickte instinktiv, als sei das der Auftakt zu einer Bestellung.
Es würde ihr fürs Erdbeerparadies etwas einfallen, da war sie plötzlich sicher. Vielleicht konnte man eine Schallschutzschleuse in den Eingang bauen und dann wieder mit der Teeniedisco durchstarten. Auf keinen Fall würde sie jetzt aufgeben, und wenn dafür ihre gesamten Ersparnisse draufgingen!
«Du opferst die Karriere in einer internationalen Investmentbank für eine Musikkneipe?», fragte ihre Mutter ungläubig.
«Nach Karriere hat sich die Poststelle nicht gerade angefühlt», antwortete Jade.
«Ich komme dann später noch mal wieder.» Der Kellner räusperte sich und verschwand.
«Dein überbordendes Temperament steht dir zu sehr im Weg.»
«Mein Temperament hat mich zu dem gemacht, was ich bin», sagte sie. «Ich bringe hier eine Goldgrube zum Laufen!»
Momme rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, ihm war die ganze Auseinandersetzung sichtlich unangenehm.
Plötzlich fühlte sie sich von allen am Tisch gedemütigt. Wenn sie das Erdbeerparadies erst nach oben gebracht hatte, dann würden sie sich noch wundern!
Nun wandte sich ihre Mutter direkt an Momme.
«Herr Clausen, Sie sollten wissen, dass wir Jade keine Mitgift mitgeben können.»
Was war das nun wieder? Ihre Eltern hatten sich schon früher manchmal so merkwürdig aufgeführt, dass sie lange Zeit geglaubt hatte, sie sei heimlich adoptiert worden. Inzwischen musste sie einsehen, dass dies die gnädigere Variante gewesen wäre. Mit diesem Erbgut war ihr Scheitern geradezu vorprogrammiert!
«Mama, ich kenne Momme einfach nur so. Wir wollen nicht heiraten.»
Ihre Mutter tat so, als hätte sie sie nicht gehört, und lächelte Momme freundlich an.
«Jades Vater und ich haben all unser Geld in ein großes Hotel in Thailand gesteckt. Das muss jetzt abgerissen werden. Unser Haus in Frankfurt haben wir verkauft und wohnen in einer Hälfte zur Miete. Wir werden die Schulden unser Leben lang abzahlen müssen.»
«Mama, hör auf mit solchen Scherzen.»
Momme amüsierte das ganze Theater inzwischen, was sie umso mehr ärgerte.
«Das ist kein Scherz, mein Kind.»
Ihre Eltern hatten kein Geld mehr? Wie war das möglich?
«Und das erfahre ich mal so nebenbei?», rief Jade. Als Kind war sie finanziell immer ziemlich kurzgehalten worden, von all ihren Freunden hatte sie immer am wenigsten Taschengeld bekommen. Jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihr durchaus mehr hätten geben können – damals! Sie war stinksauer: Wie konnte man so blöd sein und sein gesamtes Lebenswerk verzocken?
Der Kellner kam wieder und nahm erneut Anlauf: «Haben die Herrschaften inzwischen gewählt?»
Alle schauten ihn erschrocken an.
«Stimmt, eigentlich wollten wir hier essen gehen», erinnerte sich ihr Vater.
Momme schaute auf die Uhr. «Entschuldigung, ich habe einen Termin verschwitzt. Ich muss dann mal wieder.»
Jade konnte gut verstehen, dass er keine Lust hatte, zum Essen zu bleiben.
«Kein Problem, junger Mann, ich fahre Sie», sagte ihr Vater und sprang von seinem Stuhl auf.
«Ich komme mit», rief Jade. «Mein Käfer steht ja noch bei Momme.»
«Unsinn, ich bin gleich wieder da», protestierte Cord.
«Tschüs, Jade», sagte Momme.
«Tschüs. Und vielen Dank noch mal für das Band.»
«Da nicht für.»
Momme verschwand mit ihrem Vater im Wagen.
Ihre Eltern ahnten nicht, was eben zwischen ihnen abgelaufen war, und es ging sie auch nichts an. Sie seufzte. Von nun an würde sie Momme ständig über den Weg laufen, das war auf einer Insel wie Föhr nicht zu vermeiden.
Der Kellner stand immer noch vor ihnen.
«Eine große Flasche Wasser und zwei Gläser, bitte», sagte Jade, um ihn zu erlösen. Er bedankte sich und ging hinein.
Ihre Mutter nahm lächelnd ihre Hand.
«Netter Junge», sagte sie.
Und dann begann sie eine Menge Sachen zu erzählen, die Jade eigentlich nicht hören wollte. Wie verliebt sie wieder in Cord sei, was für verrückte Ideen er manchmal habe. Und was für ein toller Liebhaber er sei, so wild wie beim ersten Mal.
«Mama, hör auf!», rief Jade. Das wollte sie wirklich nicht wissen!
Ihre Mutter schüttelte bekümmert den Kopf.
«Was ist schlimm daran, dass ich glücklich bin? Das ist doch etwas Tolles! Oder gönnst du mir das etwa nicht?»
Jade gab auf und ließ sie einfach weiterquasseln. Währenddessen trommelte sie
Weitere Kostenlose Bücher