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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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vorbei auf die Treppe zum Dachboden. Sie folgte ihm. Unter dem defekten Reetdach war es stickig und feucht. Auch hier sah es chaotisch aus, aber er fand sofort, was er suchte.
    «Was sagst du dazu?», strahlte er.
    Er fischte einen schwarzen Ledermantel und ein Petruskreuz aus dem Karton. So ein Doppelkreuz hatte er ihr damals auch schon geschenkt. Sie probierte den Mantel an, er passte perfekt. Zum Glück war sein Sohn in seiner Gruftiphase nicht viel größer als sie gewesen. Dazu bekam sie noch ein T-Shirt mit einem Totenkopf aus schwarzen glänzenden Perlen. Erstaunlicherweise roch es wie frisch gewaschen.
    Jade strahlte: «Genau das, was ich brauche.»
    Als sie wieder unten waren, fischte Hauke eine alte Kamera aus der Schublade und machte vorm Haus ein Foto von ihr.
    «Das Bild schicke ich Lars nach Kanada, der wird sich freuen.»
    Nachdem Jade sich bedankt hatte, fuhr sie direkt nach Wyk zu Svantjes Dessousladen. Die Sachen von Hauke hatte sie in einer Tüte dabei.
    «Moin, Svantje.»
    «Moin, Jade! Wo hast du Imke gelassen?»
    Svantje trug wieder ihre hautengen Jeans und eine schlichte blaue Bluse, die hervorragend zu ihren blauen Augen und den roten Locken passte. Jade fiel das erste Mal auf, dass sie ein paar kleine Sommersprossen auf der Nase hatte.
    «Die hatte zum Frühstück ein Date mit einem ehemaligen Lover, und jetzt ist sie mal wieder auf’m Swutsch mit einer alten Freundin.»
    Svantje lachte.
    «Hat sie nicht gesagt, sie will etwas kürzertreten?»
    «Das meint sie doch nicht ernst!»
    «Dann bin ich ja beruhigt.»
    «Ich brauche deine Hilfe», sagte Jade.
    «Ist wieder Schaumdisco?»
    «Nee, obwohl die grandios war, oder?»
    «Ich hatte meinen Spaß.» Svantje grinste.
    «Ich auch. Sag mal, hast du noch die Netzstrümpfe mit den dicken Spinnen? Du weißt doch, als ich mit Imke hier war …»
    Svantje nickte.
    «Die habe ich nach hinten gelegt. Auf Föhr sind die leider unverkäuflich.»
    «Zu wenig Gruftis auf der Insel?»
    «Hier wohnen halt nur kleinkarierte Spießer.»
    Meinte Svantje damit etwa die skurrilen und durch und durch freundlichen Insulaner?
    «Findest du? Wie hältst du das dann hier aus?»
    «Ich bin hier geboren und einfach klebengeblieben. Und von irgendwas muss man ja leben. Aber wenn ich könnte, würde ich lieber heute als morgen abhauen.»
    Das hörte sich nicht so an, als ob sie glücklich war.
    «Echt?»
    Jade bewegte sich gerade von der genau entgegengesetzten Richtung auf Föhr zu. Sie liebte die Insel.
    «Was hast du denn mit der Spinnenhose vor?», wechselte Svantje das Thema.
    «Ich will unerkannt ins Island Palace kommen.»
    Sie verstand.
    «Ein büschen luschern, was? Tja, besser, man kennt die Konkurrenz. Da hab ich noch was für dich.»
    Aus einer Ecke hinter der Kasse holte Svantje ein Paar schwarze Lackstiefel mit hohen Absätzen hervor, die bis über die Knie reichten.
    «Kannst du die vielleicht gebrauchen? Größe 38.»
    Jades Augen leuchteten.
    «Genau meine Größe, perfekt!»
    Sie zog sich in die Umkleidekabine zurück. Als sie ein paar Minuten später mit Ledermantel, Perlen-T-Shirt, schwarzer kurzer Hose über Spinnen-Netzstrümpfen und den Lackstiefeln im Laden stand, klatschte Svantje begeistert in die Hände.
    «Sehr schön. Aber du siehst immer noch aus wie das einzige asiatische Mädchen auf der Insel. Nicht gerade unauffällig. Komm mal mit …»
    Im Hinterzimmer stand ein Schminktisch mit einem Spiegel, so wie man ihn vom Theater kannte. Svantje bat Jade, Platz zu nehmen, und begann behutsam, ihr Gesicht leichenweiß abzudecken. Danach waren die Augen dran.
    «Smokey Eyes, versteht sich von selbst», sagte Svantje und machte sich daran, Jades gesamte Augenpartie schwarz zu schattieren.
    «Ich wusste gar nicht, dass du auch im Schminken ein Profi bist», sagte Jade bewundernd.
    Svantje freute sich sichtlich über das Kompliment, ging aber nicht weiter darauf ein. Am liebsten hätte Jade die Gelegenheit genutzt und gefragt, ob sie mit Arne zusammen war. Aber sie wusste, was sich gehörte, und biss sich lieber auf die Zunge.
    «Gut so?»
    Jade erkannte sich selbst kaum wieder.
    «Das bin ich?»
    In dem Moment klingelte es an der Tür, und Svantje trat nach vorne. Jade schlich sich an der Kundin vorbei, die mit einem halben Dutzend Einkaufstüten den Laden betrat.
    «Ich drücke dir alle Daumen!», rief Svantje ihr hinterher.
    Als Jade in den Sandwall abbog, zuckten viele Touristen sichtlich zusammen und starrten sie entsetzt an. Es fühlte sich

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