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Oma packt aus

Oma packt aus

Titel: Oma packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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feststellte. Ob als Mumie, Monster oder sonst was.
    Hm, sonst was? Wie wär’s mit Single?
    Vielleicht sollte ich Mamas Angebot doch annehmen. Jan hatte schon an meiner Stelle abgelehnt. Schade.
    Irene blieb sachlich. »Ich kenne den besten plastischen Chirurgen von Hamburg. Professor Brinkmer wird deine Nase in Ordnung bringen, falls da was schief bleiben sollte.«
    An die Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht.
    »Nichts gegen italienische Ärzte. Aber vielleicht sind die nicht so auf dem neuesten Stand.«
    Margherita kam vom Hof herein und runzelte bei Irenes Worten die Stirn. »Nee, unsere Ärzte hüpfen im Baströckchen um ihre Patienten herum und schütteln dazu ihre Kürbisrasseln.«
    »So war das nicht gemeint«, gab Irene zurück.
    Papa fasste mich am Arm. »Jetzt lasst man gut sein.«
    Der Hof war tatsächlich leer. Bis auf Rüdiger, der mit eingeklemmtem Schwanz am Feigenbaum hockte und zu mir herüberschielte. Der hatte immer noch Angst vor mir.
    »Geht’s ihm wieder gut?«, fragte ich Irene.
    Sie nickte. »Er darf drei Tage lang nur Wasser trinken.«
    »Der Ärmste.«
    »Und Pupsen tut er auch noch«, sagte Margherita seufzend. Dann erklärte sie Sissi ausführlich, was mit Rüdiger geschehen war. Währenddessen stiegen wir alle in den Kleinbus. Diesmal fuhr Jan. Wenigstens würden wir rechtzeitig zum Röntgentermin ankommen.
    Als sie mit der Rüdigergeschichte durch war, kam Margherita auf Gianpaolo und Gianpietro zu sprechen.
    »Die beiden sind Zwillinge und nur zehn Jahre jünger als Nele. Sie studieren in München und fehlen mir sehr. Sie sind nämlich meine absoluten Lieblingsneffen.«
    Langsam wurde ich neugierig auf meine Brüder.
    »Heißt das, du bist auch Neles Tante?«, fragte Sissi zurück.
    Margheritas Erklärung vertrieb uns allen die Fahrt zum Krankenhaus.
    »Sie haben mit uns im Flugzeug gesessen«, sagte Sissi. »Und ich fand schon, dass sie Nele ähnlich sehen.«
    »Jetzt nicht mehr«, murmelte Jan.
    Ich verpasste ihm von hinten einen Schlag in den Nacken.
    »Autsch! Seit wann bist du so humorlos, Kröte?«
    Hm, vielleicht seit mein Leben den Bach runtergeht?
    Erst als ich unter dem Röntgenapparat lag, fiel mir wieder ein, dass Sissi meine Frage nach dem Mädchen namens Klara nicht beantwortet hatte.

25. Alle lieben Klara – oder?
    Ich lag wieder im Bett und döste vor mich hin, als es leise an die Tür klopfte.
    »Komm rein, Jan«, sagte ich, griff aber sicherheitshalber nach dem Seidenschal.
    Die Untersuchung im Krankenhaus hatte ergeben, dass mein Nasenbein korrekt abheilte. Mit etwas Glück würde ich mir Irenes Schönheitschirurgen sparen können.
    Nach der Rückkehr begaben sich alle zum Abendessen. Ich natürlich nicht. Jan versprach mir, etwas Suppe für mich zu organisieren. Kauen war heute nicht mehr drin. Überhaupt war ich froh, dass meine schmerzenden Gesichtsmuskeln endlich zur Ruhe kamen. Auch das Reden war mir im Laufe des Abends zunehmend schwergefallen.
    Jetzt ein Süppchen und dann schlafen. Morgen früh hatten sich dann alle Probleme von selbst gelöst.
    »Hm, riecht gut«, nuschelte ich, als mir der Duft nach kräftiger Fleischbrühe in die Nase stieg.
    »Nele.«
    Vor mir stand Paul. Den Schal kriegte ich nicht mehr rechtzeitig vor mein entstelltes Gesicht.
    Halb so schlimm. Paul sah mich sowieso nicht an. Er blickte fest zu Boden, als er nun den Suppenteller auf meinem Nachttisch abstellte.
    Tiefe Enttäuschung machte sich in mir breit. Alle anderen hatten mich wenigstens angeschaut und dann ihre entsetzten Kommentare abgegeben. Paul brachte nicht einmal das fertig.
    Hm. Oder hatte seine abgewandte Miene gar nichts mit mir zu tun?
    Ich musterte ihn aufmerksam. Tief gerunzelte Stirn, mahlende Kiefermuskeln, zusammengepresste Lippen. Dem lag aber ein zentnerschwerer Brocken auf der Seele. Definitiv schwerer als meiner. Davon abgesehen strömte die Liebe in mein Herz, als ich ihn betrachtete.
    Und wie!
    Wäre ich nicht so behindert gewesen, ich hätte ihn auf der Stelle zu mir ins Bett gezogen. Jetzt erreichte mich auch sein ganz spezieller Duft, der eben noch von der Brühe überdeckt worden war.
    Kanada war nach Apulien gekommen.
    Ich schloss kurz die Augen. Alles würde gut werden. Solange meine Gefühle für Paul so stark waren, konnte uns nichts trennen.
    Hauptsache, seine waren es auch. Im Augenblick hatte ich da leise Zweifel.
    »Liebling«, flüsterte ich. »Was ist denn los?«
    Paul setzte sich vorsichtig auf die Bettkante und schwieg. Nahm nur

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