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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs
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lausriger«, sagt sie und lasst den Frieder los. »Jetzt spring.«
    Frieder steht und schluckt und schluckt. Macht vorsichtig einen Schritt, dann noch einen und noch einen. Es geht. Es geht gut. Er hat ja gar kein Krüppelbein! Das Bein tut bloß noch ein bisschen weh. Oder überhaupt nicht. Mit wilden Sätzen springt der Frieder um die Oma herum und schreit dazu in den höchsten Tönen: »Schau, Oma, wie ich spring. Ich spring so hoch wie ein Haus!« Er tut einen mächtig hohen Satz ... und landet in Omas Armen. Die drückt ihn an sich und flüstert in sein Haar hinein: »Wenn du wüsstest, wie dankbar ich dafür bin, Hüpflauser du.«
    Der Frieder strahlt und nickt und gibt der Oma einen Schmatz auf die Backe. Er ist auch dankbar. Und dreckig. Vom Sturz und von Omas Gartenerdehänden. »Schmutzlauser«, sagt die Oma und zieht den Frieder zur Regentonne. Frieder seufzt. Das Regentonnenwasser ist sehr nass. Und furchtbar kalt. Aber Frieder tut keinen Mucks. Auch nicht, als ihm die Oma einen Eisesschwapp über den Kopf gießt. Auch nicht, als ihm die Oma Eisesschwappe über Arme und Beine gießt. Der Frieder hält geduldig still. »Jetzt hops dich trocken«, sagt die Oma schließlich und grinst. Da schnauft der Frieder auf und hopst los. So schnell und so hoch, wie er kann. Er hopst um die Oma herum und er hopst so hoch wie ein Haus. Beinahe so hoch wie ein Haus. Mit heilen Beinen. Und einem Dreckfleck auf der Nase. Den hat die Oma vergessen.

»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, steh auf und spiel mit mir! Jetzt gleich!« »Ja, lässt du mich gleich los, Rotzbub!«, zetert die Oma und hat die Augen zu. »Spiel schön. Du siehst doch, dass ich schlaf.« Sie räkelt sich im Sessel und schnarcht los. Und Frieder steht daneben und ärgert sich. Die Oma schläft ihren Mittagsschlaf. Den Sonntagmittagsschlaf. Er schläft schon lange nicht mehr Mittagsschlaf. Schlafen ist langweilig. Aber die Oma, die schläft. Und immer am Sonntag. Blöd.
    Alleine spielen ist auch langweilig. Besonders am Sonntag. Wenn die Oma schläft. Frieder seufzt tief auf, ganz tief und ziemlich laut. Vielleicht wacht jetzt die Oma auf und spielt mit ihm? Sie wacht nicht auf. Sie schnarcht. Frieder steht und überlegt. Wecken darf er die Oma nicht. Wecken gibt Arger. Aber fragen darf er die Oma, oder? Fragen ist nicht wecken. Ganz leise zupft der Frieder an ihrem Rock und wispert ihr ganz leise und ganz nah ins Ohr, ins linke: »Du, Oma, schläfst du noch lang?« »Ummmps«, grunzt die Oma und dreht sich auf die andere Seite. Und schnarcht weiter. Und Frieder steht da und ist enttäuscht. Ummmps, das ist keine Antwort. Das Oma-Schnarchen aber schon. Was soll er denn jetzt machen? Nichts fällt ihm ein, gar nichts ... oder doch? Doch! Wenn nämlich heut nicht Sonntag wär, dann täte die Oma auch nicht schlafen. Also muss er was machen, damit heut nicht Sonntag ist. Und er weiß auch schon, was! Frieder kichert leise, ganz leise und schleicht leise, ganz leise zum Abreißkalender. Der hängt in der Ecke. Mit knallroter Zahl auf dem Kalenderblatt. Immer, wenn's auf dem Kalender knallrot ist, dann ist Sonntag. Das weiß der Frieder längst. Wenn's schwarz ist auf dem Ka-lender, dann ist ein Wochentag. Und da schläft die Oma nicht. Nie. Also muss er jetzt was machen, damit es auf dem Kalender schwarz wird. Frieder grinst und reckt sich und rupft mit einem Rupf eine Hand voll Kalenderblätter ab. Jetzt ist der Sonntag weg, die Kalenderzahl ist schwarz und die Oma muss aufwachen. »Oma«, brüllt der Frieder, »Oma, wach auf! Mittwoch ist!«

    Mit einem lauten »Ha!« fährt die Oma hoch, reibt sich die Augen, tastet nach ihrer Brille, starrt ... und zetert los: »Ja bist du denn vom wilden Watz gebissen? Reißt der doch am Kalender herum! Ich glaub, ich seh nicht recht.« »Doch, Oma«, schreit der Frieder vergnügt. »Der Sonntag, der ist weg!« Und er zeigt stolz aufs Kalenderblatt. »Ich bin zwar eine alte Frau, aber blind bin ich nicht!«, zetert die Oma. »Und wenn du zehn Mal rupfst, Störlauser du, heut ist Sonntag, den kannst du nicht wegrupfen! Und nach dem Sonntag kommt der Montag, wie oft soll ich dir das noch sagen. Und der Montag, der kommt noch lange nicht, dass du's nur weißt.« Und damit klappt sie die Augen wieder zu und schnarcht los, dass die Wände wackeln. »Und am Sonntag ist es langweilig, wie oft soll ich das noch sagen«, murrt der Frieder und schmeißt wütend die Blätter auf den Boden. Die Oma sieht es

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