Oma und Frieder - Sammelband
drauf!
»Tapeten!«, sagt die Oma und grinst. »Die kleben wir über den Schmierkram drauf. Ich hab dein Zimmer längst schon neu tapezieren wollen. Und rote Blümchen sind so nett!« Und dabei gibt sie dem Frieder einen Schmatz auf die Backe. »Marmeladenschmierer du!« Frieder grinst und Frieder strahlt und wird ein bisschen rot, rot wie Himbeermarmelade. Oder wie rote Blümchen-Tapete.
Und dann haben Oma und Frieder tapeziert, alle Wände, von oben bis unten, den ganzen Tag lang. Und dann musste die Oma in die Badewanne. Weil sie so voll gekleistert war. Von oben bis unten.
In der Wüste
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, wir wollen mal verreisen! In die Wüste, jetzt gleich!«
»Ja lässt du mich gleich los, Rotzbub«, zetert die Oma und packt den Picknickkorb für den Garten. »In die
Wüste, was nicht gar! Da ist es viel zu heiß, das ist ja ungesund. Im Garten ist es grad so schön.« Und damit deckt sie ein Tuch über den Korb und steckt die Zipfel schön fest.
»Aber in der Wüste ist es schöner«, mault der Frieder. »Nie verreisen wir, gar nie. Blöder Garten.« Aber er mault es nur leise, damit's die Oma nicht hört. Sie liebt den Garten nämlich sehr.
»Warum in die Ferne schweifen, sieh das Glück, es liegt so nah!«, sagt die Oma und nimmt den Korb in eine Hand und den Frieder an die andere und sie marschieren los. Frieder mault ein bisschen vor sich hin und ganz oft seufzen muss er auch, beinahe den ganzen Weg entlang. Im Garten fängt die Oma gleich zu graben an und zu pflanzen, sie gießt und hackt und schnauft dabei. Erdklumpen kleben an ihren Händen und auch an ihrer Nase. Frieder hockt in seinem kleinen Sandkasten und backt lustlos Sandkuchen, zwei, drei Stück. Dann lässt er's wieder. Sandkuchen backen, das ist doch Babykram.
In der Wüste wär es jetzt viel schöner, richtig aufregend wäre es da. Da gibt's bloß Sand und viel, viel mehr als in seinem Sandkasten. Und Kamele gibt es auch. Die heißen Wüstenschiffe, weil sie beim Gehen so wackeln wie Schiffe auf dem Meer. Das hat ihm die Oma erzählt. Hier gibt's bloß Spatzen, die wackeln nicht, die streiten sich laut auf dem Apfelbaum. Aber Bäume gibt es auch in der Wüste. Da heißen sie Palmen und sehen aus wie eine riesengroße Ananas. Groß wie ein Haus. Und Wasser gibt's überhaupt nicht, oder bloß ganz wenig, und man muss lange laufen, bis man überhaupt einen
Schluck Wasser findet. Und es kann gut sein, dass man vorher verdursten muss. Das ist so spannend. Und heiß ist es in der Wüste, immerzu.
Hier ist es ja auch heiß, aber eine Wüste ist es nicht. Weit und breit kein Kamel und Ananas-Palmen auch nicht. Wasser ist genug in der Regentonne und Sand bloß so wenig im Sandkasten. Frieder seufzt tief auf. Jetzt in der Wüste sein, das wär so schön! Aber die Oma will ja nicht, die ist ja lieber im Garten. Frieder seufzt ein zweites Mal. Dann hat er eine Idee! Er macht sich eben selber eine Wüste, das geht doch leicht. Da muss bloß der Sand aus dem Sandkasten raus und schön verteilt auf den Beeten liegen, ganz weit. Sofort fängt der Frieder an und schaufelt mit seinen Kuchenbackförmchen den Sand raus und schmeißt ihn aufs Salatbeet. Zwei Salatköpfe sind schon ganz zugedeckt mit Sand. Aber die Förmchen sind so klein, das dauert ja ewig, bis der Sandkasten leer ist. Besser geht es mit den Händen. Frieder schaufelt mächtig los, dass es nur so spritzt. Wie ein Sandsturm fliegt der Sand und deckt die Salatköpfe zu. Herrlich! Frieder wühlt und wirft und kneift dabei die Augen zu, sonst kriegt er ja da Sand hinein. Und eine mächtig große Ladung, die wirft er ... auf die Oma! »Ha!«, schreit die auf. »Da schmeißt der Lauser Sand auf seine Oma. Ja spinnst du jetzt?« Frieder reißt die Augen weit auf und muss laut lachen. Da steht die Oma, voller Sand, und ihre Haare sind ganz gelb.
»Ja bist du denn vom wilden Watz gebissen?«, zetert die Oma und wischt an sich herum. »Da buddelt der doch seinen schönen Sandkasten leer. Und alles auf meine Beete drauf! Ich glaub, ich seh nicht recht!«
»Doch, Oma!«, sagt der Frieder. »Weil, hier soll doch eine Wüste sein, eine gelbe!« Aber er sieht es schon selber. Schön sieht das nicht aus, der Sand auf dem Salat!
»Und ich bin gleich eine wüste Oma und hau dir den Popo voll, du Sandschmeißer!«, sagt die
Oma. »Jetzt geh da raus, der Sand muss wieder rein.«
Frieder nickt und schnauft und krabbelt aus dem Sandkasten. Oma und Frieder
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