Omega Kommando
Nacht gab's einen Sturm, und die Straßen sind ziemlich verschneit. Die Schneepflüge schaffen's nicht immer bis zu unserer Ranch, und Mr. Hollins wollte nicht, daß Sie irgendeinen gemieteten Ford in den Graben setzen.« Er strich sich das Haar zurück, setzte den Cowboyhut wieder auf und führte sie, den Koffer in der Hand, zum Ausgang. »Mr. Hollins hat mir auch aufgetragen, Sie einzuladen, auf der Ranch zu wohnen, wenn Sie möchten.«
»Ich habe schon eine Reservierung im …«
»Kein Hotel übertrifft die gute alte Gastfreundschaft der Hollins, Ma'am.« Sie hatten den Ausgang fast erreicht. »Kommen Sie, Ma'am, der Wagen steht direkt vor der Tür. Mein Name lautet übrigens Buck.«
Der ›Wagen‹ erwies sich als ein Chevy Blazer mit Allradantrieb und dem Nummernschild SPUD 6. Buck hatte den Motor laufen lassen, um den Innenraum warm zu halten, eine Geste, die einem Stadtmädchen nicht entging; Sandy wußte, daß jemand, der das gleiche am Kennedy- oder La-Guardia-Airport getan hätte, nach wenigen Augenblicken um ein Auto ärmer gewesen wäre.
Buck schob den Koffer durch die hintere Wagenklappe, und Sandy kletterte auf den Beifahrersitz. Vom Boden aus lag er ziemlich hoch, und einer ihrer Absätze hätte das Unterfangen fast nicht überstanden. Offensichtlich war sie für das Wetter in Billings nicht richtig gekleidet. Ein kalter Luftschwall schlug auf sie ein, als Buck die Klappe wieder schloß. Ein paar Sekunden später ließ er sich hinter dem Lenkrad nieder.
»Wo sind all die Kameras, Ma'am?«
»Was? Oh, Sie meinen, wenn wir das Interview aufzeichnen. Sobald wir die Story zusammengestellt haben und sie genehmigt ist, werde ich noch einmal zurückkommen. Zuerst muß ich erfahren, was Mr. Hollins zu sagen hat.«
»Eine Art Voruntersuchung, was?«
»So etwas Ähnliches, nehme ich an.«
»Damit Sie den Burschen, über den Sie die Story zusammenstellen, so richtig anmachen können, was?«
Buck zog den Blazer auf die Straße, die um den Flughafen verlief. Sandy sah, daß sich der Schnee hoch an den Straßenrändern auftürmte, dort hingeschoben von starken Schneepflügen.
»Das liegt in der Natur unseres Geschäfts, Buck«, sagte Sandy.
»Ja, nun, ich habe von Nachrichtenleuten gehört, die Stories frisieren und zurechtstutzen, bis sie so aussehen, wie sie sie haben wollen. Kann nicht behaupten, daß mir das gefallen würde.«
»Mir auch nicht.«
»Schau'n Sie, Ma'am, es ist so, viele von uns, die für Mr. Hollins arbeiten, würden es nicht schätzen, wenn Sie ihm übel mitspielen. Sie wissen, was ich meine?«
»Ich glaube schon.«
Sie fuhren nördlich auf der Interstate 87, vorbei an den Vororten von Roundup und den Ausläufern von Spud Hollins' Ranch. Angesichts von Bucks Offenheit fragte sich Sandy, um was für einen Mann es sich handelte, daß man ihm mit solcher Loyalität begegnete.
»Das da ist der Musselshell River, Ma'am«, erklärte Buck und deutete mit einem Finger zur rechten Seite. »Von ihm bekommen wir das Wasser für unsere Ranch. Der verdammte Bach ist zu dieser Jahreszeit zugefroren. War bislang ein übler Winter, und das Schlimmste steht uns noch bevor. Könnte der schlechteste Winter seit zweiundsechzig werden, als …«
Bucks dröhnende Stimme fuhr fünf Minuten lang fort, bis sie das einfache Tor von Hollins' Ranch erreichten, in dessen Holz ein einziges Wort gebrannt war:
SPUD'S
»Da wären wir, Ma'am«, sagte Buck und bog auf die Nebenstraße. »Fünftausend Hektar des schönsten Landes, das Sie je gesehen haben.«
Buck folgte der kurvenreichen Straße etwa eine Meile über Schnee, der eher festgefahren als beiseite gepflügt war und ihn nicht im geringsten zu stören schien. Und was das Land betraf, so hatte er recht: es war wie auf einer Postkarte gemalt, besonders mit den schneebedeckten Bergen, die unter dem kristallblauen Himmel Wache hielten.
Schließlich erreichte der Blazer die halbkreisförmige Auffahrt, die zu dem zweigeschossigen Landhaus aus Naturholz führte, dessen Dach wie mit einem Mantel aus Schnee bedeckt war. Buck eilte um den Blazer, um Sandy hinabzuhelfen, und sammelte dann ihren Koffer und die Reisetasche ein. Die schwere Doppeltür in der Front des Hauses öffnete sich, als sie sich ihr näherte, und vor ihr stand ein gutaussehender Mann mittleren Alters und reichte ihr die Hand.
»Spud Hollins, Miß Lister. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Sandy erwiderte, das Vergnügen sei ganz das ihre, was sie durchaus ehrlich meinte. Ihre
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