Omega Kommando
können. Ihnen gehören die Banken, die Zeitungen und die Fernsehsender. Die Politiker fressen ihnen aus der Hand und gewährleisten, daß die Straßensperren an Ort und Stelle bleiben. Sie …«
Blaine erkannte allmählich, wie gefährlich Sahhan wirklich war. Er drückte die tiefsten Frustrationen des Publikums aus. Bei den meisten würde dieses Gefühl nicht anhalten. Anderen würde es schwerer fallen, diese radikale Predigt abzuschütteln. Ein paar, bei weitem der kleinste Teil, würden Taten verlangen.
Das waren die, die Sahhan eigentlich erreichen wollte.
»Und so, meine Brüder und Schwestern«, fuhr er fort, »bleiben wir ein Volk ohne Heimat. In dieser Welt, in der wenige über viele herrschen, müssen wir uns zusammenschließen und zusammenstehen. Es sind natürlich nicht nur die Hausbesitzer und Bankiers, die auf der anderen Seite stehen, sondern unzählige andere, die gegen uns denken und handeln. Ihnen allen müssen wir zeigen, daß wir keine weiteren Leiden und Ungerechtigkeiten hinnehmen werden …«
Sahhan feuerte seine Belehrungen nun mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs ab. In Blaines Ohren schien er sich zu wiederholen, alte Gedanken aufzubereiten. McCracken ließ seine Augen und seine Gedanken wandern. Er hatte nicht damit gerechnet, etwas Ungewöhnliches zu bemerken, und war daher ziemlich überrascht, als er den fettleibigen Schwarzen erblickte, der direkt hinter der Bühne stand, dort, wo Sahhan hervorgetreten war.
Der Name des Mannes war Luther Krell.
Und er war Waffenhändler.
13
Blaine hatte Luther Krell während seines Aufenthaltes in Afrika kennengelernt, in den letzten Tagen, da er sich mit der Company noch gut gestanden hatte. Krell hatte Waffenlieferungen für verschiedene revolutionäre Gruppen arrangiert und sich gegen exorbitante Gebühren von der Bestellung bis zur Überprüfung der Waren um alles gekümmert. Krell kannte keine Lieblinge, und Politik interessierte ihn nur so lange, wie er sich damit die Taschen füllen konnte. Liberal oder konservativ, reaktionär oder radikal, das spielte nicht die geringste Rolle.
Eine wachsende Reputation als Betrüger hatte Krell gezwungen, aus Afrika nach Südamerika zu fliehen. Dort war er untergetaucht. Doch Gerüchte hatten durchgehend besagt, daß er, wenn der Preis stimmte, stets der richtigen Gruppe für Waffengeschäfte zur Verfügung gestanden hatte. Mohammed Sahhan stand sicherlich der richtigen Gruppe vor, und die ziellose Gewalt, die die PVR versprach, war Krells bester Verbündeter. Wenn er mit Sahhan unter einer Decke steckte, würde er wissen, wo die Waffen und die Munition versteckt waren. Wenn man an diese Waffen herankäme, würde der Heilige Abend friedlich verlaufen.
Das Problem lag darin, an Krell heranzukommen, solange er noch allein und verletzlich war. Blaine dachte darüber nach, wie er am besten zuschlagen konnte, als Sahhans Rede nach fünfundvierzig Minuten ein abruptes Ende fand. Während deren Verlauf, so schätzte Blaine, hatte ein gutes Drittel des Publikums das Interesse verloren. Die etwa vierhundert Übriggebliebenen applaudierten Sahhan, als er sich langsam verabschiedete; einige rissen in ihrem Enthusiasmus die Arme so hoch, daß ihnen die Schultergelenke auszukugeln drohten.
Sahhans Leibwachen schirmten die Bühne sofort ab, um das Publikum zurückzuhalten. Damit war Krell in diesem Moment nicht mehr erreichbar, und Blaine blieb nur noch der Empfang als Möglichkeit.
Die George Washington University lag im Herzen der Hauptstadt, auf der einen Seite begrenzt von der Pennsylvania Avenue und auf der anderen von der Virginia Avenue. Der Eingang zum Alumni House befand sich direkt unterhalb des Lisner-Auditoriums auf der Twenty-first Street. Blaine wartete draußen und sah zu, wie die Gäste hineingingen, bis sich eine genügende Anzahl versammelt hatte, daß er sich darunter verbergen konnte. Er stieg die Stufen hoch und zeigte einem uniformierten Wachposten, der ihn aufmerksam musterte, seine Einladung.
Der Empfang wurde in einer Raumflucht gegeben, die normalerweise den exklusivsten Studentenveranstaltungen vorbehalten war. Das Mobiliar und die Einrichtung waren überraschend extravagant. Im Augenblick konnte Blaine weder Sahhan noch den feisten Waffenhändler ausmachen. Frauen in schwarzweißem Aufzug gingen mit Tabletts voller Champagnergläser und verschiedener Horsd'œuvres umher. Für die Gäste, die etwas anderes als Champagner bevorzugten, hatte am Ende des geräumigen Saals
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