Omega Kommando
eine Bar geöffnet.
Hinten rührte sich etwas, und McCracken mußte Sahhan nicht sehen, um zu wissen, daß er eingetroffen war. Die weißen Gäste, wahrscheinlich Beamte der Universitäts- und Stadtverwaltung, wichen merklich zurück, während andere vorwärts drängten, um Sahhan zum Erfolg seiner Rede zu gratulieren und alle weiteren Sätze aufzufangen, die er von sich geben mochte.
Noch immer kein Krell. Solche Versammlungen waren noch nie Sache des feisten Mannes gewesen. Blaine würde ihn suchen müssen, und das hieß, in die Offensive zu gehen. Normalerweise wäre solch ein Zug in solch einer Umgebung nicht in Frage gekommen, da das Risiko, sich dem Feind zu offenbaren, viel zu hoch gewesen wäre. Doch der Heilige Abend stand zu nah bevor, um irgend etwas auf den morgigen Tag zu verschieben, und so ging Blaine durch den Raum auf Sahhan zu, ohne die geringste Vorstellung, was er tun würde, wenn er ihn erreicht hatte.
Es gelang ihm, auf dem Weg zu der Gruppe, die den Führer der PVR umgab, zwei Glas Champagner hinabzustürzen. Sahhan beantwortete höflich Fragen; zwei muskulöse Leibwächter umgaben ihn. Er trug natürlich noch die Sonnenbrille und hielt ein Glas in der Hand, in dem sich Mineralwasser zu befinden schien. Sahhan machte einen schlechten Witz, und die Gruppe lachte fast wie auf ein Stichwort. Blaine war der einzige Weiße darunter, und als der schwarze Führer seine hinter der Sonnenbrille verborgenen Augen schweifen ließ, blieben sie lange genug auf Blaine haften, um ihm die Gelegenheit zu geben, die er brauchte.
Er trat vor. »Mir hat Ihre Rede sehr gefallen, Mr. Sahhan, doch ich habe eine Frage.«
Sahhan wirkte überrascht. Sein Kopf ruckte ein wenig zur Seite. »Bitte.«
Blaine zögerte nicht. »Glauben Sie diese Scheiße über eine Verschwörung der Hausbesitzer und Bankiers wirklich oder benutzen Sie sie nur als Propaganda, um Ihrer Gefolgschaft einen konkreten Feind zu geben?«
Diesen Worten folgte eine tödliche Stille, die erst durchbrochen wurde, als ein Champagnerglas auf den Teppich fiel. Die riesigen Leibwächter sahen unsicher zuerst einander und dann Sahhan an. Andere Wachen, die spürten, daß Ärger drohte, näherten sich von den Eingängen.
Sahhan winkte sie mit einer Handbewegung zurück und zwang sich zu einem kleinen Lächeln, das die Spannung brach. »Eine anmaßende Frage, aber eine, die ich wohl beantworten muß. Doch wer stellt sie?«
Blaine schob sich ein wenig vor. »Sam Goldstein von der Associated Press.«
Daraufhin verschwand Sahhans Lächeln. Er musterte Blaine wie ein Boxer, der seinen Gegner abschätzt, bevor die erste Runde eingeläutet wird.
»Ja, Mr. Goldstein«, sagte er glatt. »Ich glaube, daß alles, was ich gesagt habe, auf der Wahrheit beruht.«
»›Auf der Wahrheit beruht‹ oder wahr ist? Da gibt es einen Unterschied, Mr. Sahhan.«
»Keinen, den ich sehen könnte.«
»Dann schauen Sie nicht genau genug hin.«
Stille breitete sich im Raum aus. Andere Gäste traten langsam näher, bildeten einen Kreis um die beiden, die sich das Wortgefecht lieferten, wie Kinder bei einer Prügelei auf dem Schulhof. Blaine wußte, daß die Menge gegen ihn war, gab jedoch nichts darum. Er mußte das Gespräch fortsetzen, bis Krell in der Menge auftauchte.
Sahhan schloß die Lücke zwischen ihnen bis auf kaum einen Meter, wobei die beiden Leibwächter jedem seiner Schritte folgten. »Ich will Ihnen sagen, was ich sehe, Mr. Goldstein. Ich sehe eine Arbeitslosenquote unter den Schwarzen von fast zwanzig Prozent, die mehr als dreimal so hoch ist wie die unter den Weißen. Ich sehe ständig erfolgreiche Versuche des Kongresses und der Justiz, uns die wenigen Rechte, die wir uns in den Sechzigern erkämpft haben, wieder zu nehmen. Ich sehe, daß Bürgerrechtsprozesse jetzt entschieden werden, bevor überhaupt eine Verhandlung stattgefunden hat. Schulen, die Schwarze diskriminieren, werden Steuererleichterungen gewährt, und was das allgemeine Wahlrecht betrifft, haben wir Boden verloren und nicht gewonnen.«
»Das stimmt alles, und es ist alles ungerecht«, stimmte Blaine zu, »doch kaum eine Verschwörung.«
»Aber ich bin noch nicht fertig, Mr. Goldstein.« Sahhan wußte, daß er die Menge nun in seinen Bann geschlagen hatte und sie beherrschte. »Sehen Sie aus dem Fenster, und ich sage Ihnen, was Sie sehen. Der Anteil der schwarzen Familien, denen eine Frau vorsteht, ist auf fast fünfzig Prozent gewachsen. Heute wird jedes vierte schwarze Baby von einem
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