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Omega Kommando

Titel: Omega Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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er es geschafft.
    Er hatte die Tür fast erreicht, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn herumriß. Er blickte zu dem grausam entstellten Grinsen einer Gestalt hinauf, die nur noch ein halbes Gesicht hatte und eine Pistole in der Hand hielt.
    »Ich habe Sie erwartet, McCracken«, sagte Wells.
     

 
Vierter Teil
NEWPORT
    Dienstagmorgen bis
Mittwochmorgen
       
19
    Die Gestalt lief durch den dichter fallenden Schnee und blickte sich dabei in regelmäßigen Abständen flüchtig um, als erwarte sie, von einem großen Raubtier angesprungen zu werden. Der Mann war oft durch diese Wälder gelaufen, seitdem er sich vor Jahren in ihnen niedergelassen hatte. Er nahm niemals den gleichen Weg und hatte kein konkretes Ziel, keine bestimmte Absicht. Er lief zumeist, wenn die Erinnerungen an das Höllenfeuer zu nahe kamen, lief, als wolle er damit die Kluft verbreitern, die ihn vom Höllenfeuer trennte.
    Doch heute war es anders. Heute lief er, weil er spürte, daß etwas nicht in Ordnung, etwas aus dem Gleichgewicht gekommen war. Er war ein großer Mann, doch seine Füße schienen den hartgebackenen Schnee von Maine kaum zu berühren, seine Schritte kaum ein Geräusch zu verursachen. Die Alten hatten ihn gelehrt, daß alles möglich war, wenn man sein Gleichgewicht bewahrte, das des Geistes und das des Körpers und das der Welt. Die drei existierten als Einheit, und keins war vorhanden, wenn nicht alle vorhanden waren. Heute waren sie nicht vorhanden.
    Denn etwas kam auf ihn zu. Kein großes Tier mit Zähnen wie Messer und Klauen wie Rasierklingen; etwas, das nicht so genau umrissen, aber gleichermaßen tödlich war. Er konnte dieses Gefühl nur mit dem vergleichen, das oft einem Hinterhalt im Höllenfeuer vorausging. Er hatte in diesen Fällen überlebt, indem er auf das Gefühl der Unausgeglichenheit achtete, wenn es kam, leichte Erschütterungen, die ihn warnten, kurz bevor der Charlie {*} aus einem seiner unzähligen Tunnels hervorspringen würde.
    Doch das, was er nun verspürte, war nicht leicht faßbar. Es griff aus den Schatten nach ihm, nur, um zurückzuweichen, wenn er herumfuhr. Doch bald, so wußte er, würde es sich zeigen.
    Und er wußte, daß er dann zur Stelle sein würde.
    »Es ist lange her, Wells. Als wir uns das letzte Mal begegneten, hatten Sie noch Ihr ganzes Gesicht, glaube ich.«
    Wells stieß ihn hart zurück, und plötzlich war McCracken von einem halben Dutzend Männern mit Gewehren umzingelt. Ein Kastenwagen kam schlitternd neben ihm zum Stehen. Einer der Männer riß die hinteren Türen auf.
    »Steigen Sie ein«, befahl Wells.
    Blaine wollte dem Befehl Folge leisten, drehte sich dann jedoch zu den Wachen um. »Hat unser hübscher Knabe hier euch in letzter Zeit wieder mal in ein Massaker geführt?«
    Es ging auf Vietnam im Jahre 1969 zurück. Wells und McCracken waren in verschiedenen Abteilungen der Special Forces gewesen. Blaine hatte vom ersten Augenblick an gewußt, daß der Krieg nicht zu gewinnen war. Der Vietcong hatte das gesamte Land untertunnelt. Truppen erschienen aus dem Nichts und verschwanden wieder in ihm. Fallen, Minen, Hinterhalte – es war ein Guerillakrieg, der Krieg des Vietcong. Doch Blaine erfüllte seine Aufgabe nichtsdestotrotz mit so viel Würde und Ehre, wie er unter diesen Umständen aufbringen konnte.
    Seine Division war Anfang März gegen die Stadt Bin Su vorgerückt, und bis zu diesem Tag verfolgte ihn der Anblick, der sich ihm bot. Die gesamte Bevölkerung – Frauen und Kinder eingeschlossen – war niedergemetzelt worden. Überall lagen Leichen und Leichenteile; offensichtlich waren die Menschen gefoltert worden. Am schrecklichsten waren die Köpfe, die man auf Pfähle gespießt und zu Zielübungen mißbraucht hatte. Man hatte gegen jeden Ehrenkodex verstoßen. Jemand mußte dafür bezahlen.
    Blaine wurde gewarnt, die Sache auf sich beruhen zu lassen, und entgegnete dem Adjutanten, er solle sich einen Bambusstab in den Arsch rammen. Der Cong war der Feind, doch es waren auch Menschen, und es gab Regeln im Feld, die man beachten mußte. Wenn man sie vergaß, würde etwas viel Wichtigeres als dieser Krieg verloren gehen. Es bedurfte eines Monats und der Hilfe eines verrückten Lieutenants, bei dem es sich zufällig um einen Indianer handelte, doch dann hatte Blaine die Einheit ausfindig gemacht, die für Bin Su verantwortlich war. Sie stand unter dem Befehl von Vernon Wells.
    Dann machte Blaine seinen einzigen Fehler. Er hätte Wells töten sollen,

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