Omega Kommando
anstatt ihn festzunehmen. Oder zulassen sollen, daß der Lieutenant ihn skalpierte, als er Blaine geradezu darum anflehte. So wurde der gesamte Zwischenfall schließlich vertuscht. Die schuldige Einheit wurde aufgelöst und Wells selbst in die Staaten zurückgeschickt. Der Indianer kam niemals darüber hinweg. Blaine kochte, aber im stillen. Er hatte getan, was er konnte.
Der Kastenwagen fuhr an. Wells legte Handschellen um McCrackens Gelenke und vergewisserte sich, daß alle vier Wachen ihre Waffen auf McCracken gerichtet hatten. Es herrschte nur spärliches Licht in dem Fahrzeug, doch gelegentlich erhellte eine Straßenlampe das Gesicht des großen Mannes und das leichte Grinsen, das unter seinen verunstalteten Zügen lag.
»Ich wußte immer, ich würde Sie einmal erwischen«, höhnte er.
»Habe ich Sie nicht neulich in Das Phantom der Oper gesehen?«
Wells' Grinsen verblich. »Ihr Ungestüm überrascht selbst mich, McCracken. Ich habe ihnen von Anfang an gesagt, daß die Scola Sie nicht erledigen kann. Selbst als die Berichte das Gegenteil behaupteten, wußte ich, daß sie gescheitert war. Und als die Nachricht über San Melas kam, wußte ich, daß Sie an Bord dieses Flugzeugs sein würden.«
»Ich sollte mich eigentlich geschmeichelt fühlen. Wann werde ich erfahren, wohin es geht?«
»Wir sind fast da.«
»Sie arbeiten für Krayman, nicht wahr, Wells? Oder ist Ihr Friseur der einzige, der Ihnen näher steht?«
Wells' Hand holte aus; nicht die, die die Pistole hielt, sondern die andere erschien aus dem Nichts und schickte Blaine auf den Teppichboden des Kastenwagens. Der Schlag war fast beiläufig gewesen, hatte viel mehr Gewalt zurückgehalten, als er freigesetzt hatte, und doch waren seine Auswirkungen schwindelerregend und scharf.
»Kann ich das als eine Bestätigung auffassen?« fragte Blaine.
Wells blieb stumm und ausdruckslos.
»Ist das jetzt nicht der Zeitpunkt, wo Sie eigentlich sagen müßten, ich könnte mir die Sache um einiges erleichtern, wenn ich auspacken würde?«
»Warum sollte ich mir die Mühe machen?« erwiderte Wells, nun vernehmlich nuschelnd. »Sie werden jetzt nicht reden, und wahrscheinlich auch später nicht. Ich kenne Sie gut, McCracken, wahrscheinlich besser als sonst jemand. Wir haben ein halbes Dutzend Gelegenheiten gehabt, Sie zu töten, aus denen kein anderer entkommen wäre.«
»Wer ist ›wir‹?«
Wells wandte den Blick ab, als der Kastenwagen nach links abbog, etwa zwei Kilometer weiterfuhr und anhielt, als er einen geräumigen Parkplatz neben einem Gebäudekomplex erreichte, der nach einer großen Sportanlage aussah. Blaine machte an einem der Gebäude große reflektierende Buchstaben aus:
JAI ALAI { * }
»Wir sehen uns ein Spiel an?« fragte Blaine.
»Es ist gerade Winterpause«, erwiderte Wells. »Wir müssen improvisieren.«
»Sparen Sie sich das Geld, mein Freund«, entgegnete Blaine. Dann fügte er flüsternd hinzu: »Sport ist Mord.«
Ein dämonisches Lächeln legte sich über die normale Hälfte von Wells' Gesicht. »Heute abend bestimmt.«
Sie stießen Blaine vom Wagen und weiter zum Eingang des Sportpalastes. Ein Mann im Vorraum hielt eine der Türen auf. Blaine wurde hindurchgeführt, an ein paar Kettengängen und Drehkreuzen vorbei zu den verlassenen und schwach erhellten Wettschaltern.
Wells ging voran zu den unteren Rängen der teuersten Sitzplätze und dann die breiten Stufen hinab. Unten war nur die Ringbeleuchtung eingeschaltet, als fände ein hitziges Spiel statt, wobei die Wetter zahlreiche Dollars auf die Spieler mit den unaussprechlichen Namen gesetzt hatten. Blaine konnte sich die Jubel- und Buhrufe genau vorstellen.
Es bedurfte jetzt schon einer beträchtlichen Armee, um ihn hier herauszuholen.
Ein paar Sekunden später führten ihn die Männer auf die glatte Ringoberfläche und zu der grünen Vorderwand. Sie bestand aus Granit und wies Tausende weißer Flecken von den Aufschlägen der felsharten Bälle auf. Heute abend hatte man jedoch etwas in die glatte Fläche eingelassen.
Ein paar Handschellen.
Wells trat auf dem Ringbogen zurück, als man Blaine die Handschellen abnahm und die Arme brutal auf den Rücken zwang. Die Zurückhaltung des großen Mannes war eine unausgesprochene Warnung: schalte meine Männer aus, und du hast es immer noch mit mir zu tun. Blaine leistete keinen Widerstand. Sie stießen ihn zurück, und seine Stiefel knallten gegen den hüfthohen Metallrahmen, der bei einem Jai Alai-Spiel mit einem ähnlichen
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