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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Eigentlich war es nur ein Pfad, doch er war mühsam in den Wald gehauen worden und breit genug, um zwei Fuhrwerke gleichzeitig passieren zu lassen.
    Gleich auf der anderen Seite war ein kleiner Hügel. »Da oben könnte er stehen«, sagte Jack in Anspielung auf den Avatar. »Auf dem Gipfel. Ich denke, unter dem Baum wäre ein guter Platz.«
    Der Baum sah eher wie ein übergroßer Pilz aus. Digger sah sich forschend um. Zu seiner Linken, im Norden, führte die Straße noch etwa fünfzig Meter weiter, ehe sie jenseits einer Hügelkuppe verschwand. Zur Rechten, in Richtung Athen, konnte er weiter sehen, vielleicht so weit wie ein Fußballfeld lang war, ehe die Straße eine Kurve beschrieb und im Wald seinen Blicken entschwand.
    Sie überquerten die Straße, kletterten den Hügel hinauf und versteckten sich hinter einem Gebüsch mit leuchtend roten Blüten. Digger überreichte Jack die Disk mit dem Avatar, welche dieser in sein Notebook steckte. »Probelauf, Holmes?«, fragte er.
    »Zweifellos, alter Freund.«
    Das Notebook war mit einem Projektor ausgerüstet, den Jack auf den Baum ausrichtete, der etwa zehn Meter von ihnen entfernt war. Dann drückte er eine Taste. Diggers Bild in Grün und Gelb, angetan mit rotem Hut, leuchtete auf. Er stand etwa einen halben Meter in der Luft. Jack korrigierte die Projektion und brachte seine Füße auf den Boden. Dann drehte er sich zu Digger um. »Okay«, sagte er. »Es kann losgehen.«
     
    Es gab grüne Bäume und fahle, graue Gewächse wie den großen Pilz auf der Hügelkuppe. Der Wind zerrte an allen, und als Digger die Augen schloss, klang es wie in jedem gewöhnlichen Wald auf der Erde. Avery Whitlock hatte einmal geschrieben, alle Wälder seien im Wesentlichen gleich, es gäbe eine Art universellen Wald, der Voraussetzung für intelligentes Leben sei. Wo immer Geist zu finden ist, hatte er behauptet, muss er als Frucht aus einem tiefen Wald hervorgegangen sein.
    Kellie zog das zweite Notebook hervor und versicherte Digger, dass sie alles, was geschah, für seine Enkel aufzeichnen würde. Offenbar dachte sie, solche Bemerkungen würden von dem ablenken, was wirklich zwischen ihnen vorging (oder nicht vorging). Aber Jack war derzeit viel zu sehr mit der Frage beschäftigt, was wohl um die Kurve biegen oder über den Hügel kommen würde, um sich in irgendeiner Weise um eine bordinterne Affäre zu scheren.
    »Verkehr auf der Straße« , verkündete Winnies Stimme. Wie vereinbart beobachtete sie die Vorgänge mit Hilfe der Schiffsscanner und der Satelliten (zu diesem Zeitpunkt war das Schiff längst jenseits des Horizonts und kreuzte irgendwo auf der anderen Seite dieser Welt). Solange der Himmel klar blieb, konnten sie von der Jenkins aus ständig beobachtet werden. »Sieht aus wie zwei Einheimische. Und ein Wagen.«
    »Danke, Winnie.«
    »Und dahinter sind noch ein paar. Drei Fußgänger. Und ein zweiter Wagen. Nein, zwei, halt, drei weitere Wagen. Sie kommen von Süden. Sind noch etwa einen halben Kilometer entfernt.«
    Hinter der Kurve.
    Sie warteten, lauschten dem Wind, bis sie das Knarren von Wagenrädern, Schnauben und schwere Tritte hörten. Und Musik. Flöten und Saiteninstrumente, wie Digger glaubte. Und Trommelschläge. Und Gesang im Allegro, vielleicht ein wenig hoch in der Tonlage.
    Dem Gesang, falls es einer war, fehlte die rhythmische Leichtigkeit irdischer Melodien. »Ben und die Warbirds sind das nicht gerade«, kommentierte Kellie.
    Das waren sie in der Tat nicht. Die Stimmen waren ein wenig schwach, aber die entscheidende Information war, dass Digger bisher nichts gehört hatte, was sich nicht innerhalb menschlicher Fähigkeiten abgespielt hätte.
    »Aber für die Tonlage brauchst du Frauen«, gab Kellie zu bedenken.
    Ein großes Tier kam um die Kurve und zerrte einen Wagen hinter sich her, der langsam auf sie zurumpelte. Es war eines jener Rhinozerosse, die sie aus dem Orbit betrachtet hatten, groß, schwer, mit langen Hauern und einem fassförmigen Körperbau. Die Augen waren größer als die eines Rhinozerosses; sie hatten die Form von Untertassen und den gleichen traurigen Ausdruck, der die Physiognomie der zweibeinigen Bewohner des Planeten beherrschte. Die Augen schwenkten in ihre Richtung, und Digger konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Vieh sie durch das Gebüsch hindurch sehen konnte.
    »Vielleicht kann es uns wittern«, meinte er.
    »Nein.« Kellies Stimme klang gepresst. So als ahnte sie eine Gefahr. »Nicht durch den E-Suit.«
    Jack

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