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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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den Kopf geschüttelt. Sie trug einen hellbraunen Ledermantel mit Pelzbesatz, der trotz des kühlen Windes eigentlich viel zu warm war für die Jahreszeit, und ihr Mund war rosa geschminkt. Sie war deutlich zu alt, um die Mutter eines der kleinen Kinder zu sein, wahrscheinlich war sie die Großmutter. Der junge, offenbar unfreiwillige Vater war der einzige Mann auf dem Spielplatz und fühlte sich deutlich unbehaglich, zog nervös an seiner Zigarette, um dann langsamen Schrittes den Weg zum Gatter entlangzugehen, der an Omka vorbeiführte. Als er auf der Höhe der Sandkiste angekommen war, blieb er stehen und sagte: »Na Kleiner? Machst du einen Kuchen?« Die Mütter auf dem Spielplatz rissen allesamt die Köpfe hoch, die Blicke flogen in ihre Richtung. Jonas sah zu Boden und sagte nichts.
    Omka sagte: »Ich glaube, er weiss selber nicht so genau, was er macht.«
    Der Mann lachte, und Omka sagte plötzlich aus dem Nichts heraus: »Ich mag meines auch nicht.«
    Verwundert sah sie der junge Mann an, sein Gesicht bekam einen fast erschrockenen Ausdruck, Omka sah ihm direkt in die Augen und begann dann zu lächeln, sodass er dachte, sie habe einen Scherz gemacht oder kokettiert, und er begann zu lachen.
    »Aber als Mutter«, sagte der schöne, junge Mann und blies den doppelten Rauchstrahl durch die Nasenlöcher, »ist man wer. Und als Vater nicht. Abgesehen davon, dass ich mich gerade sowieso im Todesstreifen befinde«, und blickte sich vorsichtig um. Die Köpfe gingen nieder.
    »Und jetzt ist sie weg, was?«, fragte sie ihn.
    »Ach«, sagte er »sie war nie da. Wir kennen uns kaum. Und die ganze Zeit nur Ärger. Aber dabei geht es alles nur ums Gernhaben und nicht um das, was sie von mir bekommt, und ich verstehe es nur nicht, wissen Sie.«
    Als Omka ihn fragend ansah, bot er ihr eine Zigarette an, aber sie schüttelte den Kopf. Jonas war an den Rand des Sandkastens gekommen, und Omka beeilte sich, ihm aus ihrer Tasche ein blaues Plastikgefäß mit Apfelspalten, Trauben und Keksen zu geben, das sie ihm geöffnet hinhielt, er nahm sich einen Keks. Der Mann warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus.
    »Schönen Tag.« Und er ging.
    Von hinten sah Omka seinen von links nach rechts wiegenden Gang, seine herabhängenden, schwingenden Arme und das feine Haar, durch das der kalte Wind blies und das er sich einmal mit der Hand aus der Stirn schob. Er öffnete das kleine, eiserne Gatter, das am Ende des ausgetretenen Wegs zwischen den getrimmten Hecken, die den Spielplatz einfriedeten, angebracht war, trat hinaus, schmiss es hinter sich zu, es klirrte laut, und er war verschwunden. Omka spürte einen Regentropfen und beschloss, auch zu gehen. Jonas vertilgte das Obst und die Kekse, während sie ihn beobachtete und daran dachte, wie es nach der Geburt gewesen war. Das befreite Gefühl, das sie hatte, als das Neugeborene in ihren Armen lag, die große Erleichterung und der Platz, den sie auf einmal auf der Welt hatte – das alles war verschwunden, noch bevor das Kind zwei Monate alt gewesen war. Wenn sie Jonas ansah, bekam sie manchmal Angst bei dem Gedanken, sie könnte ihn wirklich nicht mögen und dass das, was sie zu dem Mann gesagt hatte, kein Scherz gewesen war. Der Eindruck der fehlenden Mutterliebe, der fehlenden Herzlichkeit oder der Wärme überhaupt bedrückten sie, und das schreckliche Gefühl der Unzulänglichkeit war wieder da, treu wie ein Hund. Da hob Jonas die Arme zu ihr hoch, sie sah seine sandigen Hände, und er sagte: »Waschen!«
    Sie beschloss, in nächster Zeit einmal die Nachbarinnen einzuladen. Wenn man keine Abwechslung hat, kommen manchmal düstere Gedanken, und sie brauchte, und damit hatte Josef recht, einfach Leute um sich herum und vielleicht eine Freundin.
     
    Die Nachbarschaft war verwundert, dass die Frau vom Architekten, die niemand wirklich kannte und über die schon die allerkühnsten Gerüchte die Runde gemacht hatten, zu Kaffee und Kuchen einlud, wahllos, Frauen mit ihren Kindern, wer eben Zeit hatte. Die meisten kamen aus Neugierde, weil sie Geschichten über Omka gehört hatten, das Architektenhaus einmal von innen sehen wollten oder einfach nur, weil es sonst nichts Besseres zu tun gab. Sie hatte Kuchen gebacken und Kaffee gebrüht, im Flur standen zahlreiche Schuhe, die Kinder rannten durch die Zimmer, den größeren hatte man gesagt, sie müssten auf die kleineren achtgeben. Omka verteilte Kuchen und goss Kaffee ein, man bedankte sich, unterhielt sich, aber Omka wusste

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