Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Köpfchen. Eine Weile dachte sie nach, doch dann sah sie mich an und lächelte, während eine dunkelrote Träne ihre Wange entlang lief.
»Mama ist bei mir. Jeden Tag. Auch jetzt.« Sie lächelte und zeigte mir dabei ihre Fänge. Weiß und gefährlich blitzten sie hervor und erinnerte mich daran, dass sie ein Raubtier war. Ein durchaus modebewusstes, gut gekleidetes Raubtier. Ich sah ihr noch einmal tief in die Augen und lächelte zurück. Themawechsel.
»Dann mal los.« Ich drückte sachte das Gaspedal und beobachtete im Augenwinkel wie Ana einen manikürten, schlanken Finger hob und sich damit ganz bedächtig die Träne abwischte, um sie anschließen in ihrem Mund verschwinden zu lassen. Manchmal hätte ich zu gerne gewusst, was in ihrem Kopf vor sich ging. Ich fürchtete allerdings, dass dies bei mir zu einem System overload führen würde. Ihre Gedanken waren zu schnell und zu vielschichtig, als dass ich sie auch nur hätte erahnen können. Zumindest nicht alle auf einmal. Manchmal konnte ich etwas am Gesichtsausdruck der Vampire erkennen, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass im Hintergrund noch viel mehr Dinge abliefen.
»Möchtest du erst irgendwo etwas essen?«, fragte Ana, als wir durch die Reporter durch waren. Einige folgten uns in Autos. Ruhig würde es wohl nicht werden, doch wir waren nicht auf uns alleine gestellt. Unauffällig folgten uns ein paar von Melissas Leuten. Zu Fuß! Autos waren für Vampir in der Regel eher hinderlich und nur zu gebrauchen, wenn sie einen Menschen dabeihatten oder etwas Sperriges transportieren wollten.
»Nein, das Frühstück hält jetzt erst mal vor«, sagte ich lächelnd und legte eine Hand auf Anastasijas Knie. Glücklich registrierte sie diese kleine, aber zärtliche Berührung. Ich konnte bei Ana nicht anders. Wenn ich in ihre Augen sah, dann erkannte ich darin auch immer ihren Zwilling. Vielleicht aus diesem Grund oder aber auch einfach weil sie meine Ana war, bekam sie immer eine extra Portion Miri-Liebe. Hihi, Miri-Liebe. Klingt wie etwas, das man bei Beate Uhse kaufen kann. Ich kicherte über meine Gedanken, welche Ana ausnahmsweise mal entgangen waren. Irritiert musterte sie mich.
»Kopfkino«, erklärte ich und die Vampirin lächelte.
»Deine Gedanken sind immer so bunt und voller Wärme«, schwärmte sie, »deswegen lausche ich ihnen auch so gerne.«
»Aha!« Soso …
»Besonders wenn du an Elias denkst. Ich liebe es, wenn du das tust, denn es macht mich glücklich zu hören, dass du ihn glücklich machst.«
Ich hörte es auch gerne, wenn Hallow liebevoll über David sprach. Die Freude, die man spürt, wenn man sieht, dass jemandem, den man liebt, etwas Gutes widerfährt, ist genauso schön, als wäre es einem selbst widerfahren. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie es wäre, keinen Bruder zu haben. David gehörte in mein Leben wie die Luft, die ich atmete.
»Das hast du schön ausgedrückt«, lobte mich Ana und lächelte verträumt zu mir herüber.
»Irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, von euch beiden ständig überwacht zu werden.« Ich hob die Hand von Anas Knie und tippte mir mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Es ist auf eine gewisse Art und Weise befreiend, wenn man sich dran gewöhnt hat.«
»Weil du jemanden hast, der dich so kennt wie sonst nur du alleine?«
»Ja«, grübelte ich laut. »Ja, das ist es.« Ich lachte. »Und ihr liebt mich trotzdem.«
»Wir müssen verrückt sein«, gluckste Ana und biss sich dann grinsend auf die Unterlippe. Ich könnte schwören, dass ihre Fänge ein bisschen länger waren.
»Dass ich euch nach Emilias Tod so wehgetan habe, tut mir immer noch leid«, blubberte es aus mir heraus. Mist, ich wollte doch von dem Thema nicht mehr anfangen.
»Wie oft willst du dich noch dafür entschuldigen?«
»Mein Leben lang«, erklärte ich mit ernster Stimme. Dieses Mal legte mir Anastasija eine kühle Hand auf mein rechtes Knie. Ihre Kälte krabbelte durch meine Nerven wie viele kleine Käfer.
»Wir alle machen Fehler. So hat Gott uns gewollt.« Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Widerspruch zu.
»Aaaaaah«, kreischte ich, als wir an einem Zeitungsstand vorbeikamen. Ich riss mich von Anastasijas Hand los und stürmte das Regal, in dem das Objekt meiner Begierde lag. »Oooooh JAMMI!«, sabberte ich und nahm die Frauenzeitschrift in die Hand, um sie an mein Herz zu drücken. Anastasija gluckste belustigt neben mir und verdrehte die Augen.
»Man könnte meinen, du hättest gerade deinen absoluten
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