Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
David, der immer noch atmete, als liefe er einen Marathon.
»Wie bist du entkommen? Du musst mir alles erzählen.«
Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, als mir Evas Vater mit erhobenem Zeigefinger andeutete zu warten. Er nahm ein Handy aus der Hosentasche und drückte eine Kurzwahltaste.
»Ja, ich bin unterwegs, aber eins noch vorher«, meldete er sich am Telefon und sah mir in die Augen. Er hatte die grünsten Augen, die ich je gesehen hatte. Außer … nein, Elias‘ Augen waren noch grüner gewesen, als man ihn in einen Mensch verwandelt hatte.
»Wie Sie wissen, ist meine Tochter mit der Vampirkönigin befreundet und sie ist hier. Die Königin. Sie ist vollkommen aufgelöst, aber sie hat sicher interessante Informationen … ja … mache ich.« Er nahm das Handy herunter und drückte einen Knopf. »Miriam, mein Chef hört mit, erzähl mir alles, was du weißt.«
Ich holte tief Luft und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken.
»Elias und ich waren spazieren, als es geschah. Werwölfe belagern unseren Park«, als ich das Gesicht von Evas Vater sah, wurde mir schlagartig bewusst, was ich gerade getan hatte. Ich hatte die Werwölfe verraten. Aber ich musste doch die Menschen warnen!
»Sie sind sehr stark und schnell.«
»Wie sehen sie aus?«, wollte die Stimme aus dem Handy wissen.
»Es sind seltsame Kreaturen. Sie gehen mal auf vier und mal auf zwei Beinen. Ihr Torso ist noch recht menschlich, während ihre Glieder und ihr Kopf sehr wolfähnlich sind. Körperlich können sie mit Vampiren mithalten, aber das Schlimme ist, dass die Hexen nichts gegen sie ausrichten können, so lange sie in ihrer Tiergestalt sind.«
Eva kam mit Kleidung und meinem Baby im Arm zurück ins Wohnzimmer. Sie hängte Pullover und Hosen über die Lehne und reichte mir meinen Sohn. Er hatte sich zurückverwandelt und weinte leise. Als ich ihn an meine Brust legte, begann er friedlich zu nuckeln. Evas Vater schien das nicht im Geringsten zu stören.
»Hören Sie«, nahm ich meinen Faden wieder auf, »meine Familie wird in der Villa von den abtrünnigen Vampiren und vermutlich einigen Hexen gefangen gehalten. Unsere Hexen müssten sich irgendwo im Park auf der Flucht vor Werwölfen befinden.«
David schnappte neben mir nach Luft.
»Das ist alles, was ich weiß.«
»Wo ist der König?«
»Als ich ihn zuletzt gesehen habe, war er mit der Vampirältesten Leire und Davids Freundin Hallow auf der Flucht aus dem Park.«
Nun wurden Davids Augen wach. Ich musste ihm die Wahrheit sagen.
»Sie blutete stark aus einer Wunde am Bauch, aber Elias wird die Blutung mittlerweile gestillt haben.« Ich nahm Davids Hand und streichelte liebevoll darüber. »David, bitte. Du warst in der Villa, als es geschah. Bitte, sag uns, was passiert ist.«
Er schluckte und blinzelte eine Träne weg.
»Ich … ich …«, stammelte er und ich zog ihn so gut es ging in meine Arme. Calimero quengelte kurz und trat nach Davids Arm, um sich Platz zu machen, doch schließlich schaffte ich es meinen großen Bruder irgendwie zu halten.
»Es war plötzlich Lärm im Haus.« Er konzentrierte sich auf mein Gesicht. »Ich war mit dem Baby in meinem Zimmer und habe Super Mario auf der Wii gezockt.«
Meine Mundwinkel zuckten und ich musste kurz lächeln.
»Der Kleine war von der Musik total begeistert, doch plötzlich wurde er ganz ruhig. Ich schaltete den Fernseher aus und hörte Schreie von unten. Ich … ich …«, er schluckte wieder und diesmal schafften die Tränen es nach draußen, »… schnappte mir das Baby und war kurz irritiert, weil der kleine Körper zu vibrieren schien. Dann krachte die Tür. Es war, als ob jemand versuchte hereinzukommen, was seltsam war, denn meine Türe war offen. Ca-Calimero fauchte … wie die Vampire das manchmal machen und die Tür zerbrach. Eine Frau, sie hatte graue Haare mit schwarzen Strähnen und ihre Augen … sie waren ganz schwarz. Nicht wie bei den Vampiren … da war nichts Weißes mehr … ganz schwarz … sie sah verrückt aus und sie kreischte. Irgendwas hinderte sie daran hereinzukommen, sie prallte immer wieder an einer Art unsichtbarer Mauer ab, dort wo vorher die Tür war.« Er atmete tief durch und nahm den Tee entgegen, den Evas Mutter uns gerade brachte. »Ich… ich habe meine Tierseele ja vor einiger Zeit verloren, doch da, wo das Loch in mir war, regte sich plötzlich etwas. Als ich Calimero ansah, durchbohrten mich seine blauen Augen. Ich glaube, er hat mir den Raben irgendwie gegeben.«
»Und dann?«,
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