Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Wesen zu Hilfe geeilt waren. Ein paar Hexen standen in einem Kreis und sangen einen Zauber.
»Elias«, flüsterte ich leise und Melissa deutete neben uns. Merkutio kniete bei ihm, während ein paar Sanitäter sich um ihn kümmerten.
»Keine Sorge«, sagte einer der Ärzte. Ein junger Mann mit geschäftigen, roten Augen und flinken Händen. »Das wird wieder.«
Merkutio ergriff meine Hand. »Die Regierung hat eine Hand voll Menschen damit beauftragt sich mit uns Vampiren auseinanderzusetzen. Man studierte uns, entwickelte Waffen, die uns schaden können.«
Ich sah in die Augen des alten Vampirs.
»Genau diese Waffen haben euch heute das Leben gerettet.«
Silberzerstäuber.
»Miriam«, sprach Merkutio auf mich ein. »Die Menschen haben uns geholfen.«
Sie hatten ihre Geheimwaffe gegen die Vampire aufgegeben um mich und Elias zu retten. Zwei Wesen, von denen sie wussten, dass sie keine Menschen waren.
Anastasija stand hinter Melissa, welche zum Fenster hinaus starrte. Sie hatte eine Hand auf die Schulter ihrer Frau gelegt und folgte ihrem Blick. Melissa hatte ihren Erzeuger getötet. Der Mann, der ihre Mutter in den Tod und ihren Vater in ein tiefes Tal der Trauer getrieben hatte. Krischans Anhänger waren tot. Die Ordensvampire hatten mit den Spezialanzügen und den Silberzerstäubern der Menschen kurzen Prozess mit ihnen gemacht. Die Gefahr war vorüber und dennoch hing eine schwere Last über uns. Der Kampf war vorbei und wir hatten gewonnen. Doch wir hatten mehr als nur ein blaues Auge eingesteckt. Wie sollte man sich über einen Sieg freuen, wenn so viel Schlimmes passiert war? Emilia und Leire hatten diesen Kampf nicht überlebt und Romans Leben stand auf Messers Schneide. Melissa war in eine Starre verfallen seit wir zurückgekommen waren und nicht einmal Ana konnte sie daraus befreien.
Merkutio wich nicht von meiner Seite, während ich Elias‘ Hand hielt. Wir hatten gerade ein Interview beendet, in dem wir uns bei den Menschen für ihren Beistand und unsere Rettung bedankten und ich prüfte noch einmal Elias‘ Verletzungen. Er sah immer noch furchtbar aus, aber es ging ihm gut, bis auf den Umstand, dass seine telepathische Fähigkeiten ihm immer noch Schmerzen bereiteten und seine rechte Gesichtshälfte sich wohl nie wieder komplett erholen würde. Seine Haut würde in ein paar Tagen wieder makellos erscheinen, doch das Licht in seinem rechten Augen würde nie ganz zurückkehren und wenn er lächelte, dann würde sein rechter Mundwinkel nie ganz folgen. Wir hatten seine Verletzungen nicht überschminkt. Die ganze Welt sollte ruhig sehen, dass ihm übel mitgespielt wurde. Aber jetzt war alles vorbei, oder? Nun würde man ihn endlich in Ruhe lassen!
Die Reporter bauten die Kameras gerade ab, als Heinrich von hinten seine Hand auf meine Schulter legte.
»Gut gemacht, Eure Majestäten«, sagte er und warf einen besorgten Blick auf mich und seinen König. Die Reporter bedankten sich und verließen den Raum. Heinrich und Merkutio begleiteten sie. Müde sank ich in meinem Stuhl zusammen und beobachtete meine Baby im Stubenwagen neben Hallow und David. Calimero schlief tief und fest mit seinem Nucki im Mund.
»Hey«, sagte David, »warum herrscht hier eigentlich so eine bedrückende Stimmung?«
Außer Melissa sahen alle zu meinem Bruder.
»Ich meine, wir haben gewonnen und dennoch …«
»Dennoch liegen die Verluste zu schwer auf unseren Schultern«, seufzte ich und sah zu Elias, der Emilias und Leires Tod so schnell nicht verarbeiten würde.
»So ist nun mal das Leben«, konterte mein Bruder, »ich meine, ein Sieg ohne Verluste? Wo außer im Märchen gibt es das schon? Und mal ehrlich, wir haben den Preis bezahlt, aber wir sind noch da. Was kann uns schon noch passieren, so lange wir zusammenhalten? Dämonen, Magie, Werwölfe, Vampire, es gibt nichts, womit wir nicht klarkommen werden.«
»Ich glaube«, sagte Hallow und lächelte David an, »was er mit seinem wirren Gerede sagen möchte ist: Ja, wir haben uns das eine oder andere blaue Augen eingefangen, aber wir leben noch! Es wird Zeit, dankbar dafür zu sein, denn sonst waren Leires und Emilias Opfer umsonst.«
»Nein, nein«, sagte David und korrigierte sie sofort wieder, »ich meine doch, klar, aber das meine ich gerade nicht.« Er raufte sich die Haare, weil er nicht wusste, wie er sich uns verständlich machen sollte. »Steht mal bitte alle auf«, bat er schließlich und winkte uns alle zu sich in die Mitte des Zimmers. Ich sah kurz in das
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