Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
und erwartete Fragen aus der Gruppe. Ein junger Mann meldete sich.
»Wie lange dürfen meine Frau und ich vor und nach der Geburt keinen Sex haben?« War ja klar, dass diese Frage kommen musste!
»Diese Frage wird meistens als erstes gestellt«, freute sich Maria. Warum sprach sie das dann nicht direkt in ihrem Vortrag an? »Sie können vor der Geburt so viel Sex haben, wie sie möchten. Es gibt keine Grenzen. Bei einer Frau kurz vor der Niederkunft wirkt Sex, oder vielmehr das Sperma, sogar wehenfördernd. Aber keine Sorge, dies ist wirklich nur kurz vor der Geburt so. Solange Sie sich wohlfühlen, tut es das Kind auch.« Sie machte eine Pause und atmete tief durch. Jetzt kam wohl der Knüppel. »Nach der Geburt ist es etwas anderes. Es kann bis zu acht Wochen dauern, bis alles wieder verheilt ist. Zwei bis sechs Wochen, bis der Wochenfluss aufhört. Sie könnten rein theoretisch sofort wieder Sex haben, dies ist aber für die Frau oft kein schönes Erlebnis, besonders wenn ein Dammschnitt vorgenommen wurde. Aus diesem Grund empfehlen einige Ärzte bis zu sechs Wochen zu warten. Ich sage aber, dass sie das selbst einschätzen müssen. Wenn die Frau wieder Lust verspürt und beiden der Wochenfluss egal ist, steht dem Geschlechtsverkehr nichts im Weg.«
Ich sah erst die Hebamme und dann meinen Mann an. Sein Gesicht kann ich nicht beschreiben, deswegen versuche ich euch das mal aufzuzeichnen:
»Siehst du?«, flüsterte ich ihm zu. »So etwas sagen sie einem immer erst nachher.«
Die Tür öffnete sich und ich freute mich sehr, dass es Dr. Bruhns war, die zur Tür hereinkam.
»Meine Verspätung tut mir sehr leid«, teilte sie der Gruppe mit. Die Hebamme bat sie an ihre Seite.
»Da wir ein Vampirbaby in unserer Gruppe haben«, sagte Maria und deutete auf Elias und mich, »wird Dr. Bruhns diesen Kurs begleiten. Für alle, die sie nicht kennen: Dr. Bruhns ist, wie man sieht, selber ein Vampir und besitzt eine gynäkologische Praxis hier in Köln.«
Meine Frauenärztin sah uns an und verneigte sich.
»Gibt es Fragen, Eure Majestäten?«
Elias schüttelte verzweifelt seinen Kopf, aber ich nickte.
»Ja, meine Königin?«
»Ich werde doch kurz nach der Geburt unsterblich, richtig?«
Ein Murmeln ging durch den Raum. Dr. Bruhns nickte strahlend vor Freude bei dem Gedanken daran.
»Kann es sein, dass alles bei mir dann etwas schneller heilt?«
»Nein, Ihr heilt nicht schneller, ABER«, sie betonte das letzte Wort etwas übertrieben, »Ihr wisst, was Vampirspeichel vermag. Ich werde Euch unter anderem mit Extrakten davon behandeln, so dass Euch die Blutungen nach der Geburt erspart bleiben. Noch weitere Fragen?«
»Ja«, rief ich. Elias sank hinter mir zusammen, was so viel heißen sollte wie: BITTE NICHT!
»Wie ist das mit dem Beißen? Darf er oder darf er nicht kurz vor und nach der Geburt?«
»Das habe ich bereits mit Dr. Bruhns geklärt, Liebling«, fuhr Elias dazwischen. Kann ich ja nicht wissen.
»Noch Fragen?«
»Nein, weiter im Takt, wir werden nicht jünger«, seufzte ich und lauschte weiter den Fragen über Geburt, Stillen und Beckenbodengymnastik.
Zu Hause angekommen hatte ich schon so ein Gefühl, als ob irgendetwas passieren würde. Gut, es hätten auch Blähungen sein können, aber mein Bauchgefühl sollte mich nicht trügen. Emilia war wach und wartete wutentbrannt vor unserer Wohnung.
»Hey Schwiegermama«, begrüßte ich sie, »was ist los?«
Sie überging mich und starrte ihren Sohn an.
»Du trinkst absichtlich bei einem Kranken? Und das auch noch, wenn dir Michael anvertraut ist?« Ihre Stimme wurde hysterisch. »Spinnst du?«
»Michael war nicht in Gefahr«, verteidigte sich Elias.
»Ja, weil Merkutio dabei war.«
»Merkutio war gar nicht bei uns. Ich war mit Michael alleine.«
»Bist du noch bei Sinnen? Ihr hättet in Gefahr geraten können und dann wärst du zu geschwächt gewesen, um den Kleinen zu verteidigen.« Sie sah ihn eine gefühlte Ewigkeit an. »Was für ein Vater willst du bitte werden?« Autsch, das hatte gesessen. Ich spürte, wie sich an meiner Seite Elias‘ Fäuste ballten. Oh mein Gott, er wollte doch wohl nicht seine Mutter schlagen, oder? Ich geriet in Panik, als er sich ihr näherte, doch er blieb vor ihr stehen und sah ihr tief in die Augen.
»Ich werde ein besserer Elternteil, als du es je warst.«
Emilia begann zu weinen und gegen die Brust ihres Sohnes zu trommeln. Ich wollte um Hilfe rufen, doch Roman war schneller. Er packte seine Frau und kämpfte
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