Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
entspannt gewesen. Elias war voll bei der Sache und schien nicht nur den gesprochenen Worten des Reporters zu folgen. Er trainierte an seiner Gabe, Gedanken zu hören und gleichzeitig eine Unterhaltung zu führen, fleißig. Seine Schwester konnte das schon lange. Multitasking ist eben doch Frauensache. Ich drehte meinen Kopf zu Emilia und lächelte ihr und Roman zu. Die Augen meines Schwiegervaters ruhten stolz auf meinem Bauch. Es war so idyllisch still, dass ich eigentlich misstrauisch hätte werden müssen. Die Luft war schon recht warm und die Sonnenstrahlen streichelten die Blüten der ersten Blumen. Das Gras roch herrlich frisch, denn mein Vater hatte es heute Morgen in aller Frühe gemäht. Ich liebe den Geruch von frischgemähtem Gras! Ich musste grinsen, doch das sollte mir bald vergehen.
»Wie erklären Sie sich die Abneigung einiger Menschen den Vampiren gegenüber?«, fragte der Reporter Elias und holte mich aus meinen Gedanken.
»Weil Menschen für gewöhnlich Angst vor Dingen haben, die fremd sind und die sie nicht verstehen«, antwortete mein Mann und legte einen Arm um meine Taille. Liebevoll drückte er mich näher an sich heran und wir versanken für einen unheilvollen Moment in den Augen des anderen.
Plötzlich wurde ich mit voller Wucht zu Boden gestoßen. Schüsse fielen irgendwo in meiner Nähe und der Lärm, den sie verursachten, machte mich fast taub. Ich schloss meine Augen und wollte mich gerade ängstlich zusammenrollen, als ein kühler Körper auf mich stürzte. Schreie ertönten und weitere Schüsse raubten mir fast das Gehör. Wer auch immer sich da auf mich geschmissen hatte, dessen Körper trafen sie und brachten ihn zum Zucken. Vorsichtig öffnete ich meine Augen und erstarrte:
Lange, blondgelockte Haare … blutig.
Emilia.
Das Einzige, was ich tun konnte, war schreien. Ich schupste sie von mir herunter und bemerkte, dass ich über und über voller Blut war. Panisch sprang ich auf und sah mich um. Die beiden Wachleute hielten einen fremden Vampir an einen Baum gepresst. Elias stand mit gefletschten Fängen vor ihm. Ich schluckte und nahm meinen ganzen Mut zusammen, um nach unten zu sehen.
»Nein, nein!«, hörte ich Romans verzweifelte Stimme.
Ich konnte zwar meinen Kopf drehen, aber es gelang mir nicht, die Augen zu öffnen. Es ging einfach nicht. Ich hatte das Gefühl, gleich zusammenzubrechen. Meine Knie wurden weich, mein Atem ging plötzlich ganz flach. Es gab keinen Zentimeter an meinem Körper, der nicht zitterte. Etwas Flüssiges durchnässte meine nur mit Sandalen bekleideten Füße.
»Eure Majestät«, schrie einer der Wachleute, »denkt an die Kamera!«
Ich sah zu dem Kameramann herüber, der voll auf Elias hielt.
»Das ist mir egal«, knurrte Elias. »Sollen die Menschen doch sehen, was mit Vampiren geschieht, die es wagen, auf eine schwangere Frau zu schießen!« Elias wollte dem Mann gerade an die Kehle gehen, da stand plötzlich Melissa zwischen ihm und dem Attentäter.
»Nicht jetzt!«, schrie sie ihn an. »Nicht hier!«
Elias atmete tief durch und funkelte die kleine Vampirin gefährlich an, während ich mir immer wieder vorsagten: Emilia wird heilen!
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
»Silber«, flüsterte Roman leise.
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
»Die Kugeln waren aus Silber.«
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Das war nicht passiert. Ich träumte und gleich würde Elias mich wecken.
»Elias!« Romans Stimme war nun laut. »Silber.«
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Emilia wird heilen …
Sie durfte nicht sterben! Ich hatte ihr noch nicht gesagt, dass sie Elias und Anastasija ganz großartig erzogen hatte … sie musste heilen! Mein Herz schlug mir bis zum Hals und als ich meine Zehen bewegte und spürte wie tief ich bereits in ihrem Blut stand, wich jedes Leben aus mir. Wie in Zeitlupe drehte ich mich herum und sah hinab. Roman kniete neben seiner Frau, deren schwarze Augen panisch aufgerissen waren. Das goldene Kreuz, welches sie immer um den Hals trug, war nun blutrot. Ihr Brustkorb hob und senkte sich nur noch schwach. Roman sah seinen Sohn schmerzerfüllt und tränenüberströmt an.
»Sie wurde mehrmals ins Blutbecken getroffen.«
Elias ließ sich neben seiner Mutter in eine Lache aus Blut fallen. Das Weiße in Emilias Augen begann sich gelb zu färben und ihre dunklen
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