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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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auf Lymes Gedärmen ausgerutscht war. Aber auch hier war es wie verhext. Er konnte sie einfach nicht finden. Ein unschöner Verdacht beschlich ihn, doch er ließ sich nichts anmerken und ging immer weiter - bald würden sie die Leiche sehen, sie konnte nicht mehr weit weg sein.
    Als er die Blutspur schließlich doch fand, war er erleichtert. Er wies Deputy Hase auf die unmissverständliche Fährte hin, und sie folgten ihr. Nach etwa hundert Metern bog Ondragon ein paar Äste eines Gebüsches zur Seite, und vor ihnen öffnete sich die kleine Lichtung. Na also! Endlich hatte er sie gefunden. So ein schlechter Pfandfinder war er doch gar nicht. Zufrieden drehte er sich zu den anderen um.
    „Dort drüben ist der Baum, an dem Lyme hängt, nur ein paar Schritte geradeaus über die Lichtung und man steht vor ihm. Es ist nicht zu verfehlen. Ich bleibe besser hier. Ich muss das nicht noch einmal sehen, das verstehen Sie doch sicher.“ Ondragon ließ Deputy Hase, der ihn mit einem verächtlichen Blick strafte, an sich vorbeitreten. Seine Männer, Dr. Schuyler, und auch Pete folgten ihm. Kateri blieb überraschenderweise bei ihm zurück. Die unverhoffte Zweisamkeit wollte Ondragon nutzen. Er nahm die noch immer distanziert dreinblickende Kateri zur Seite und fragte, was mit ihr los sei.
    Sie wand sich aus seinem Griff um ihr Handgelenk und wich zurück. Sie wirkte spröde wie eine alte Jungfer, so als hätte ihre innige Begegnung nicht stattgefunden. Ein neuer Verdacht kam in ihm auf. Nachdem er gestern zu Bett gegangen war, war Kateri doch noch bei Dr. Arthur geblieben. Hatten sie sich unterhalten? Hatte sie ihrem Mentor von ihrem Schäferstündchen erzählt? Und was hatte Dr. Arthur dazu gesagt? Hatte er schlecht über ihn geredet? Hatte er sie dafür getadelt, mit einem anderen Patienten angebandelt zu haben? Er wollte sie gerade darauf ansprechen, als er Deputy Hases Stimme hörte.
    „Mr. Ondragon, kommen Sie mal bitte her!“
    Mit fragender Geste trat er durch den Busch auf die Lichtung. Deputy Hase, Schuyler und seine Männer standen keine zehn Schritte von ihm entfernt vor dem besagten Baum und blickten ihn an. Ondragon erkannte den faserigen Stamm sofort wieder, auch die niedrig hängenden Äste und den Felsen davor. Aber die Gesichter der Polizisten waren alles andere als betroffen von dem Anblick der Leiche. Mit finsteren Mienen starrten sie ihn an, als sei er selbst der Verbrecher.
    „Könnten Sie mir das erklären?“, fragte der Deputy mit strenger Stimme und trat zur Seite. Als Ondragon sah, was da am Stamm hing, fiel er aus allen Wolken!

40. Kapitel

    2009, im Wald sechs Meilen nordöstlich des Moose Lake, Minnesota

    Ondragon griff sich an seine schweißnasse Stirn. Ihm schwindelte und er fühlte sich, als sei er in einem gottverdammten Backofen gefangen, der auch noch auf einer Achterbahn befestigt war. Ein Gedanke raste ihm immer wieder durch den hämmernden Schädel: Er musste noch in seinem Bett liegen und schlafen. Ja, so war es. Er träumte dies alles. Es konnte nicht anders sein. Er träumte diesen beschissenen Alptraum.
    „Erklären Sie mir das, Mr. Ondragon!“ Die genervte Stimme von Deputy Hase holte ihn schließlich zurück in die Wirklichkeit. Ondragon blinzelte. Er schlief nicht. Er war hellwach! Doch diese Erkenntnis machte es nicht besser. Auch die Realität, in der er sich wiederfand, war einem Alptraum noch immer scheißnah.
    „Mir ist schlecht!“, murmelte er und setzte sich unter den skeptischen Blicken des Deputys und seinen Männern auf den Felsen vor dem Baum. Alles drehte sich, und Ondragon hatte Mühe, seinen Verstand wieder klar zu bekommen. Er suchte in seiner Hosentasche nach der Packung Schmerztabletten und warf sich zwei davon ein. Trocken würgte er die bitteren Pillen runter. Erst dann wagte er es, seinen Kopf mit den gefühlten Ausmaßen von New Jersey zu heben und in das gerötete Gesicht des Deputys zu sehen.
    „Es tut mir leid, aber ich kann das nicht erklären.“ Er schwenkte seinen Arm über die Lichtung. Auch wenn das Fieber seine Sinne aushöhlte, war er sich doch sicher, dass dies die richtige Stelle war. Hundertprozentig. Er hatte sich nicht geirrt! Das waren die Lichtung, der Baum, der Stein. Nur eines stimmte nicht mit seinen gespeicherten Erinnerungen überein, und sein Gehirn weigerte sich noch immer vehement, zu glauben, was seine Augen sahen.
    Lyme! Die Leiche des Maklers war nicht da!
    Stattdessen hing an seiner Stelle ein aufgebrochener Tierkadaver am

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