Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
Vom Netzwerk:
konnte man schon vom Leben erwarten, wenn man hier draußen in der Pampa aufwuchs?
    Der Alte, drehte sich zu dem mondgesichtigen Bengel um und sagte: „Momo, ich komme gleich, geh wieder rein, es regnet!“ Sein Ton war liebevoll, aber bestimmt - ganz anders, als der Ton, mit dem er anschließend Ondragon von seinem Gelände scheuchte: „Is‘ noch was, Sir?“
    Nein , dachte Ondragon und wandte sich um. Besser ich verlasse diesen Hort der Fröhlichkeit.
    „Schönen Tag noch, Mr. Parker.“ Schlecht gelaunt ging er den Weg zurück in den Wald.
    Der Regen wurde stärker. Na klar! Und es prasselte schon deutlich lauter auf die Blätter der Farne und Bäume rings herum. Erste Windböen fegten über die Wipfel hinweg. Besorgt blickte Ondragon nach oben, doch die schwarzen Wolken waren von den Bäumen verdeckt, man konnte nur ahnen, was sich da zusammenbraute. War ein Unwetter angesagt gewesen? Er versuchte sich zu erinnern, was der Wetterbericht am schwarzen Brett an der Rezeption gesagt hatte. Keine Ahnung. War ja auch egal. Er wollte schnellstens zurück in die Lodge, wo es schön warm und trocken war.
    Beinahe wäre er mit dem Kofferjungen zusammengeprallt. Gerade noch rechtzeitig sah Ondragon auf und wich aus. Pete stapfte mit tief ins Gesicht gezogener Baseballkappe voran und hatte ihn gar nicht wahrgenommen. Überrascht sahen sich beide Männer an.
    „Oh hi, Mr. On Drägn . Was machen Sie denn hier draußen? Es regnet.“ Der Kofferjunge klang bedrückt, und Ondragon konnte sehen, dass er geweint hatte. Schnell wischte der Jüngere sich über die geröteten Augen.
    „Pete! Gut, dass ich dich treffe. Ich wollte mit dir sprechen. Ist alles okay?“
    Der junge Hillbilly nickte, machte aber weiterhin ein trauriges Gesicht.
    „Ich geh nach Hause. Dr. Arthur hat mir für den Rest des Tages frei gegeben. Wegen der Sache, wissen Sie.“
    Ondragon nickte mitfühlend und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihm war kalt und seine Jacke war schon völlig durchnässt. Auch von Petes Mütze tropfte der Regen. Trotzdem, er musste mit dem Jungen reden, jetzt!
    „Tja, schlimm das mit der Leiche.“ Ondragon trat zwei Schritte nach links unter einen schützenden Ast. „Weiß man jetzt, wer es ist?“
    Pete schüttelte den Kopf. Er klapperte beinahe mit den Zähnen. Wahrscheinlich mehr wegen des Schocks als wegen der Kälte, dachte Ondragon und fragte weiter.
    „Und wie ist die Person zu Tode gekommen?“
    „Der Medical Examiner weiß es nicht genau, aber es kann sein, dass es ein Bär war. Das soll ich eigentlich niemandem erzählen. Sie behalten das doch für sich, oder?“
    „Na klar, Pete. Ein Bär, sagst du?“ Unwillkürlich begann es in seinem Nacken zu prickeln. Schnell warf er einen Blick zurück auf den Weg.
    „Ja, der Medical Examiner hat festgestellt, dass es eine Menge Bissspuren an der Leiche gibt.“
    „Aber die könnten doch auch postmortem dazugekommen sein.“
    „Post was ?“
    „Ich meine, ein Tier, ein Bär, kann auch nach dem Tod der Person an dessen Leichnam geknabbert haben.“
    Pete schüttelte wieder den Kopf. „Der Medical Examiner sagt, dass da auch noch andere Spuren sind, ältere. Er muss es aber erst untersuchen und er will einen Bären-Spezialisten dazuholen. Vorher kann er nichts Genaues sagen.“
    „Aber trotzdem denkt er, dass ein Bär die Person getötet hat?“
    Pete nickte und wischte sich erneut über die Augen. Er war total fertig, das sah man.
    „Pete, ich muss dir etwas gestehen. Das mache ich aber nur, weil du mir auch ein Geheimnis anvertraut hast.“
    Neugierig sah der Kofferjunge ihn an. In seinen silbrigen Blick trat ein munteres Leuchten. „Ich werde es auch ganz bestimmt für mich behalten, Mr. On Drägn . Ich schwöre.“ Er hob zwei Finger.
    „Gut. Es ist nämlich so, dass ich gestern an der Stelle gewesen bin, wo du heute die Leiche gefunden hast. An der Spitze des Sees. Ich habe dort Spuren hinterlassen beim Joggen. Weißt du, ob die Polizei sie gefunden hat?“
    „Ja, wenn Sie gestern Laufschuhe von Nike, Größe neun, getragen haben …“
    So ein Mist, dachte Ondragon, jetzt musste er auf jeden Fall mit dem Deputy reden.
    „Ja, die sind von mir. Aber von der Leiche habe ich nichts gesehen. Wo lag sie denn?“
    „In dem hohen Gebüsch hinter dem Baumstamm, der über den Sumpf führt. Direkt neben dem Weg. Da war einiges plattgetrampelt.“
    Da war ich doch! Warum habe ich sie nicht gesehen? „Tja.“ Ondragon verzog den Mund. „Ich habe nur etwas

Weitere Kostenlose Bücher